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Die Stimme der Jaegerin

Die Stimme der Jaegerin

Titel: Die Stimme der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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Heiltränken gespeichert war, nicht so wirkungsvoll wie der frisch ausgesprochene Zauber eines Heilers.
    Aber die von seinen Verletzungen und den Medikamenten verursachte Orientierungslosigkeit war verschwunden, und endlich arbeitete sein Verstand wieder. Er konnte tief Luft holen, ohne den stechenden Schmerz in der Brust zu spüren, seine Schürfwunden waren nicht mehr offen, und auch die Schussverletzungen hatten sich so weit geschlossen, dass sie nicht mehr bluteten.
    Das alles konnte den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten, denn jetzt war er nicht mehr hilflos.
    Er steckte die Schnauze unter die Decke, um mit den Zähnen an seinen Verbänden zu zerren. Dann wälzte er sich auf alle vier Pfoten und wechselte seine Gestalt. Während der Verwandlung stand er auf und zog instinktiv den Kopf ein, für den Fall, dass die Decke des Wohnwagens nicht hoch genug für ihn war.
    Jackson und Stewart wichen einige Schritte zurück und starrten ihn an. O ja, diese Reaktion kannte er schon, meistens von Männern. Wenn er aufrecht stand, kam er auf einen Meter achtundneunzig, und sein Körper bestand nur aus Muskeln.
    Frauen kamen normalerweise ein paar Schritte näher.
    Stewart flüsterte: »Meine Fresse.«
    »Wo ist sie hin?«, wollte Luis von Jackson wissen. Vorsichtig ließ er die Schultern kreisen und streckte seine steifen Halsmuskeln.
    »Sie wollte in die Bars«, sagte Jackson. »Ist jetzt seit etwa einer Stunde weg.«
    Luis stieß einen Fluch aus, während er im Geiste noch einmal seinen Zustand überprüfte. Er musste seine Sachen holen, aber vorher musste er zu Claudia, um sicherzugehen, dass es ihr gutging.
    Was zum Teufel hatte sie sich dabei gedacht, auszugehen? Sie hatte mit eigenen Augen gesehen, wozu Scott Bradshaw und seine Freunde fähig waren, und dank Rodriguez dürfte inzwischen allgemein bekannt sein, welche Rolle sie bei den heutigen Ereignissen gespielt hatte.
    Die nächste Bar war fast anderthalb Kilometer entfernt. Konnte er so weit laufen? Ja, er könnte es, aber es würde unangenehm werden, weil seine Rippen noch nicht ganz verheilt waren. In einem, vielleicht zwei Tagen würde das keine Rolle mehr spielen, und er würde den ganzen Tag lang rennen können, aber so weit war er noch nicht.
    »Ich brauche Kleidung«, sagte er. »Und ich muss mir Ihren Wagen leihen.«
    Jackson schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, mein Junge, aber ich habe nichts zum Anziehen, was dir passen könnte.«
    »Vielleicht kann er sich in eine Jogginghose zwängen«, sagte Stewart. »Oder in eine weite Boxer-Shorts, wenn du so was trägst. Du weißt schon, um wenigstens das Wesentliche zu bedecken …« Der Mensch hielt den Blick abgewandt, während er vage auf die Gegend unter Luis’ Taille deutete.
    Zu einem anderen Zeitpunkt hätte Luis darüber gegrinst, welches Unbehagen seine Nacktheit bei dem Menschen auslöste, aber nicht jetzt. Seine Muskeln zuckten unter dem Einfluss des Adrenalins, und jedes Wort, das sie sprachen, war für ihn verlorene Zeit. Er hätte wieder seine Hundegestalt annehmen und den unbequemen Weg zu den Bars auf sich nehmen können, wollte aber niemandem einen Vorwand liefern, einen gefährlichen Streuner zu erschießen, der wild durch die Stadt lief. Es war besser, seine Menschengestalt zu behalten und mit dem Auto zu fahren.
    Außerhalb des Wohnwagens rief ein Mann: »Dan, Stewart – was treibt ihr da drin so lange? Spielen wir heute noch weiter?«
    »Ich werde anprobieren, was du da hast«, sagte Luis zu Jackson.
    »Okay«, antwortete Jackson.
    Als sich die beiden Menschen gerade zum Gehen wandten, flackerten hinter den Fenstern des Wohnwagens zwei Lichter auf. Ein Wagen bog um die Hausecke und kam zum Stehen. Die Scheinwerfer erloschen. Behutsam schob Luis den Vorhang beiseite und sah hinaus, und das Rinnsal von Adrenalin in seinem Blut schwoll zu einer Flut an.
    Der Wagen war ein 1984er BMW , und aus der Fahrertür stieg Claudia. Sie trug noch immer Jeans und ein schwarzes Sweatshirt, und das Licht aus den Fenstern des Hauses fiel auf ihren schlanken, anmutigen Körper und das harte, gefasste Gesicht. Für einen kurzen Moment blitzte Metall auf, als sie die Glock hinten in ihren Hosenbund schob. Luis entspannte sich, die drängende Unruhe ließ nach. Er ließ den Vorhang wieder zurückfallen.
    »Bin gleich wieder da«, sagte Jackson. Stewart war schon draußen; die kalte Nachtluft wirbelte ins Innere des Wohnwagens.
    Luis nickte, sah den anderen Mann an und

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