Die Stimme des Blutes
vereinigt. Ich war glücklich. Als du im Fieber nach mir verlangtest...«
»Ich habe nie nach dir verlangt«, sagte er.
»Na schön, du hast nach Leila verlangt. Du erwecktest ungeahnte Gefühle in meinem Körper. Doch als du in mich eindrangst, tat es nur noch weh, und meine Gefühle schwanden dahin. Aber in dem Moment, bevor sich dein Samen in mich ergoß, sahst du mir in die Augen, und ich dachte, jetzt würdest du mich erkennen und wissen, daß du dich mit mir vereinigt hattest und nicht mit dieser Leila. Ich sehnte mich so sehr danach, daß du meinen Namen flüstern und mir sagen würdest, daß du mich liebst... Vielleicht wirst du dich eines Tages an diesen Augenblick erinnern, in dem du mir ganz gehörtest...«
Sein spöttisches Lachen unterbrach sie. »Ich soll mich an einen Augenblick erinnern, den du mit deiner lebhaften Fantasie erfunden hast? Du sagtest einmal, du hättest mir Blut und Samen vom Glied abgewaschen.«
»Das stimmt. Es war mir überhaupt nicht peinlich. Ich habe mich um dich gesorgt, weil du krank warst und weil ich dich liebte. Und ich habe dich gewaschen, weil ich nicht wollte, daß du an den Spuren merktest, was zwischen uns geschehen war. Du solltest dich mir nicht deshalb aus Schuldgefühl verpflichtet fühlen. Es war mein Entschluß, mich dir hinzugeben, und ich allein war dafür verantwortlich. Aber danach ging alles schief. Doch das Kind, unser Kind ... ich wollte, daß ...«
Er winkte ab. »Genug geplappert, Daria. Dein Kind wird meinen Namen tragen. Und wenn es ein Junge ist, habe ich meine Ehre bis zu meinem letzten Lebenstag verpfändet.«
»Roland, hättest du mich auch nicht heiraten wollen, wenn ich nicht schwanger gewesen wäre?«
Zunächst verschlug es ihm die Sprache. Darm sagte er leise: »Falls der König darauf bestanden hätte, nun gut, dann hätte ich dich zur Frau genommen.«
»Und wärst du dann beim Liebesakt zärtlicher gewesen?«
»Ich habe genug davon! Zieh dich aus und leg dich aufs Bett! Und beeile dich! Ich habe schon lange keine Frau mehr gehabt.«
»Doch, du hast vor kurzem mich gehabt.«
»Das zählt kaum. Da habe ich nur meine ehelichen Pflichten erfüllt. Ein bedeutungsloses Gerammel, weiter nichts. Vielleicht nehme ich mir heute nacht mehr Zeit.«
»Nein.«
Er trat auf sie zu und legte die Hände sehr sanft um ihre Oberarme. Dann drehte er sie zu sich herum. Seine Stimme war so kalt wie sein Blick. »Du wirst dich mir nie verweigern. Niemals.«
»Ich verweigere mich jetzt, Roland. Es geht nicht anders. Ich kann mich nicht von dir unterjochen lassen.«
»Ich bin es, der unters Joch gezwungen wird, Daria. Mein Vater hat oft ein Sprichwort zitiert. Es lautete: >Wenn ein Mann etwas tun will, so muß er beizeiten damit anfangen.< Du wirst dich mir nicht widersetzen. Ich habe zu teuer dafür bezahlt. Und wenn du es versuchst, Daria, dann zwinge ich dich mit Gewalt.«
Plötzlich riß sie sich von ihm los und rannte zur Zimmertür. Hinter sich hörte sie den Stuhl umfallen. Er war darüber gestolpert. Im nächsten Augenblick war sie aus der Tür. Sein ausgestreckter Arm verfehlte um Zentimeter ihre Schulter.
»Wo willst du hin?« rief er ihr nach. »Du dummes Mädchen, wo willst du denn hin?«
Er hörte ihre raschen Schritte auf der steinernen Wendeltreppe. Dann einen lauten Schrei und einen dumpfen Aufprall. Das Herz schlug ihm bis zum Halse. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, raste er ihr nach. Als er um die Biegung kam, sah er Salin gebückt über Daria stehen, die zusammengesunken an der Steinwand lag.
»Was ist passiert?«
»Sie ist mit mir zusammengestoßen«, sagte Salin. »Dabei prallte sie von mir ab und schlug mit dem Kopf an die Steinwand.« Sie war bei Bewußtsein, aber ihre Augen wirkten verschwommen. Salin sagte: »Ihr seid unverletzt, kleine Herrin. Ihr habt Euch nur ein wenig den Kopf gestoßen und wart einen Augenblick lang benommen.« Dann hob er Daria auf, trug sie ins Zimmer und legte sie behutsam aufs Bett. »Soll ich Lord Graelams Arzt holen?«
»Nein. Ich kümmere mich um sie.« Roland wartete, bis Salin das Zimmer verlassen hatte, und schloß die Tür hinter ihm ab.
Dann befühlte er methodisch ihre Arme und Beine, zog sie dabei aus. Sie wehrte sich nicht.
»Ich habe mir den Kopf gestoßen. Es tut scheußlich weh.«
»Es ist weiter nichts, nur eine kleine Beule. Dein Dickkopf verträgt noch viel mehr. Und wenn es wirklich weh tun sollte, hast du es nicht anders verdient.«
»Wirst du mir jetzt Gewalt antun,
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