Die Stimme des Blutes
bereit! Du gehörst mir, und wenn es dir nicht schlecht geht, will ich auch das mit dir tun, was ein Mann mit seiner Frau treibt.«
Der kalte Ton, in dem er das sagte, war ihr zuwider.
»Was meinst du damit, ich soll mich für dich bereit halten ? Soll ich vielleicht, wenn du mitten in der Nacht kommst, nackt im Zimmer stehen? Oder wünschst du, daß ich mit weit gespreizten Beinen auf dem Rücken liege. Was willst du, Roland?«
Sie machte sich auf seine Kosten lustig. Das konnte er ihr nicht durchgehen lassen. »Ich wollte dir nur damit sagen, daß ich dich heute nacht nehmen will. Also sei darauf vorbereitet!«
»Wirst du mich wieder so behandeln wie in der Hochzeitsnacht, oder wirst du wie in jener anderen Nacht nett und sanft sein und mich mit dem Namen einer anderen Frau ansprechen?«
»Verdammt noch mal, außer der Hochzeitsnacht gab es keine andere Nacht! Hör mit deinen Lügen auf, Daria, du verärgerst mich!«
»Dann willst du mich also wie eine Schlampe behandeln, für die du nichts als Verachtung übrig hast.« Sie stand auf und zischelte ihm zu: »Ich werde mich nicht bereithalten, wie du es so schön ausgedrückt hast, Roland. Ich möchte überhaupt nicht, daß du zu mir kommst. Als ein beliebiger Gegenstand deiner Lust bin ich mir zu schade... Von mir aus kannst du mit irgendeiner Dirne von der Burg schlafen!«
Mit Schwung verließ sie ihren Platz, und Roland konnte ihr nur noch mit malmenden Kiefern nachblicken. Einerseits hätte er sie gern verprügelt, andererseits lockte es ihn, sie mit Küssen zu überschütten.
»Dieses verfluchte unvernünftige Weib!«
»Ich glaube, ich habe es dir schon mal gesagt«, ließ sich Graelam vernehmen, »in den Weibern steckt ein wahrer Teufel.«
Roland grinste. »Deine Frau ist dagegen süß und ohne Arg und so sanft wie ein reifer Pfirsich. Sie kannst du damit nicht meinen.« »Nein, aber früher sah ich sie auch so. Es ist allerdings schon lange her. Ich hatte sie völlig falsch beurteilt und ihr verschiedentlich sehr weh getan. Heute würde ich mir eher einen Arm abschneiden, als zu erleben, daß sie sich auch nur den kleinen Finger verrenkt.«
Dazu wußte Roland nichts zu sagen.
»Deine Frau ist etwas durcheinander. Nun ja, ihr seid ja noch nicht mal eine Woche verheiratet. Aber sie ist alles andere als häßlich, Roland, und sie muß dir doch sehr gefallen haben, sonst wäre sie nicht schwanger. Also ...«
»Ich möchte mich jetzt nicht über sie oder das Kind unterhalten.«
»Ach so, du willst sie dir erst mal gefügig machen, wie?«
»Ich bin auf sie scharf, das ist alles. Jede andere Frau wäre mir genauso recht, wahrscheinlich sogar angenehmer, denn Daria ist noch sehr unwissend. Ich muß ihr erst alles beibringen... nun ja ...«
Zu Rolands Erleichterung ging Graelam de Moreton nicht weiter auf das Thema ein. Er überließ seinen Gast sich selber und sprach mit seinem Verwalter, einem Mann mit vernarbtem Gesicht namens Blount.
In völligem Schweigen trank Roland noch einen Krug Bier und haderte mit seinem Schicksal. Diese Frau hatte allen Grund, ihm dankbar zu sein. Bei allen Heiligen, hatte er sie nicht während ihrer Beschwerden mit größtem Mitgefühl gepflegt?
Schließlich wünschte er dem Lord und seiner Gattin gute Nacht und entfernte sich aus dem großen Saal. Sein Ziel war das Bett seiner Frau.
Er würde sie nehmen, wie es ihm beliebte, und sich keine ironischen Bemerkungen mehr von ihr bieten lassen.
14
Daria saß in der Nähe einer der Fensterspalten. Es war eine klare Nacht. Gelegentlich zog eine Wolke über den Halbmond. Der Luftzug kühlte ihr die Stirn.
Sie wußte, daß Roland irgendwann kommen würde. Daher war sie nicht überrascht, als die Zimmertür leise geöffnet und wieder geschlossen wurde. Sie rührte sich nicht.
Sie wartete nicht erst seine Befehle ab, sondern sagte, ohne sich zu ihm umzudrehen: »Ich meine es ernst, Roland. Ich lasse mich nicht noch einmal von dir schänden.« Ihre Stimme klang fest.
Ruhig entgegnete er: »Ich mache mit dir, wozu ich Lust habe, Daria. Du bist meine Frau. Du gehörst mir wie irgendein Gegenstand. Und jetzt habe ich Lust, dich zu begatten.«
Seufzend fuhr sie sich über die Stirn. »Ich denke gerade an das erste Mal. Da habe ich dich so geliebt. Es gab nichts, was ich nicht für dich getan hätte. Ich hatte schreckliche Angst, du würdest sterben. Ich wollte dich ganz für mich. In jener Nacht dachte ich, du würdest mir zeigen, wie es ist, wenn man sich mit dem geliebten Mann
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