Die Stimme des Blutes
Tag in ihrem anstrengenden Dienst zu überleben.«
Plötzlich sprang Philippa de Fortenberry auf, packte ihren Mann am Kragen und stopfte ihm eine Handvoll grüner Erbsen in den Mund. Er verschluckte sich, würgte und spie die Erbsen dann in alle Richtungen aus. Mit gefährlich funkelnden Augen wandte er sich an seine Frau: »Nach diesem Mahl werde ich über ungeahnte Kräfte verfügen, die sogar ein Riesenweib mit der Stärke eines Wasserbüffels wie dich dazu zwingen werden, mich auf den Knien anzuflehen, Philippa!«
»Worum soll sie Euch denn anflehen, Dienwald?« erkundigte sich Sir Thomas.
»Nun, natürlich, daß ich sie befriedige.«
Dann nahm er sie in die Arme und küßte sie vor der ganzen Versammlung lange und leidenschaftlich. Als er sie schließlich losließ, trommelte sie ihm lachend mit den Fäusten auf der Brust herum. Nur Daria gewahrte das Verlangen in ihren Augen, die geröteten Wangen und die begierig geöffneten Lippen.
Daria wandte sich ab. Sie konnte den Anblick des glücklichen Paars nicht mehr ertragen.
Da sagte Roland zu ihr: »Es gab eine Zeit, als zwischen den beiden auch nicht eitel Sonnenschein herrschte. Allerdings erinnere ich mich, daß es eigentlich nur an Dienwald gelegen hat. Er regte sich darüber auf, daß sie es wagte, einen König zum Vater zu haben.«
Daria hob den Kopf und sah ihn verständnislos an. »Das leuchtet mir nicht ein.«
»Wenn du Dienwald erst besser kennst, wirst du es schon verstehen. Was ich noch sagen wollte, Daria, ich habe Sir Thomas versprochen, heute abend eine Partie Schach mit ihm zu spielen. Du brauchst deine Pflichten als Burgherrin erst von morgen früh an wahrzunehmen.«
Damit hatte er sie entlassen. Sie erhob sich mit steifen Gliedern und sagte allen gute Nacht. Dann ging sie leicht humpelnd aus dem Saal. Sir Thomas sah ihr aufmerksam nach.
Roland hatte seinen Blick bemerkt und erklärte ihm: »Sie ist gestürzt.«
»Ich habe gehört, sie sei wie eine verängstigte kleine Henne vor dem Fuchs davongerannt. Hat der Fuchs die Henne eingefangen?«
»Nein, die Henne ist dem Fuchs ohne sein Zutun zum Opfer gefallen. Wollen wir uns jetzt ans Schachbrett setzen?«
Als Roland ins Zimmer kam, war Daria noch wach, verhielt sich aber völlig still. Sie war des Streitens müde. Sie fürchtete seine kaltherzigen Befehle oder, was noch schlimmer war, sein gleichgültiges, verächtliches Schweigen. Im Mondschein, der durch den Fensterspalt fiel, sah sie, wie er sich auszog. Sie fand seine geschmeidigen Bewegungen wunderbar. Sie berührten sie tief.
Sie glaubte, ihn seufzen zu hören, doch sie konnte sich auch getäuscht haben. Das Bett gab unter seinem Gewicht nach. Er legte sich mit dem Rücken zu ihr. Es dauerte nicht lange, und er begann tief und gleichmäßig zu atmen.
Mitten in der Nacht wachte Daria auf. Draußen war der Wind stärker geworden. Bald würde es vom Meer her stürmen. Kalt war es schon. Daria kuschelte sich an seinen Rücken. Sie spürte seine Körperwärme und legte die Wange an seine Schulter. Ihre Hand tastete nach seiner Brust. Sein Atem blieb ruhig.
Sie küßte seinen Rücken und schmiegte sich enger an ihn. Er war nackt, während sie ein Hemd trug, das allerdings hochgerutscht war. Nur ihre Beine lagen nackt an seinen. Im tiefen dunklen Schweigen der Nacht konnte sie sich einbilden, daß er sie liebte, daß er wieder jener Roland war, der als Priester zu ihr gekommen war, um sie zu befreien, und der sie in Wales vor den Räubern gerettet hatte.
Sie hätte sich gern das Hemd ausgezogen, um ganz nackt an ihm zu liegen, aber das ging nicht. Er würde wach werden, aus dem Bett springen und sie verfluchen. Oder er würde sie schmerzhaft nehmen.
Sie schloß die Augen, um diesen Augenblick zu genießen, der ihr allein gehörte. Dann schlief sie ein, ohne zu merken, daß er ihre Hand umfaßt hatte.
Jetzt war Roland wach. Er fühlte ihren warmen Atem an seinem Rücken. Wie weich ihre Haut war! Er hielt ihre Hand an seine Brust. Wahrscheinlich hatte er sie schon die ganze Nacht so gehalten, ohne es zu merken. Das war sonderbar, denn im allgemeinen schlief er leicht. Aus jahrelanger Erfahrung wußte er, daß ein Mann, der sich dem tiefen Schlaf überläßt, oft den Tod herausfordert. Sie mußte ihn eingelullt haben.
Sein Glied war hart wie Stein. Er mußte beinahe über seine Geilheit lachen. Ganz langsam drehte er sich zu ihr um. Ihr Hemd war höher gerutscht. Jetzt fühlte er ihre Oberschenkel an seinen. Sie bewegte sie, bis
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