Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stimme des Daemons

Die Stimme des Daemons

Titel: Die Stimme des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grant McKenzie
Vom Netzwerk:
»Keine Drogen, keine Waffen, keine Huren. Hier kommen niemand herein, der Pornofilme machen will.«
    »Ich bin einfach nur müde.« Sam reichte ihm seine Kreditkarte. »Geben Sie mir ein Bett mit sauberen Laken und heißes Wasser zum Duschen.«
    »Wir sehr sauber«, versicherte der Rezeptionist. »Sehr nettes Haus. Wir nicht hereinlassen Gauner oder Porno-Typen.«
    »Das ist beruhigend.«
    Der Rezeptionist kniff die Augen zusammen und zog Sams Kreditkarte durch einen kleinen elektronischen Kartenleser.
    »Sie haben Zimmer vier. Sehr nett. Sauber. Ich reinige persönlich Toilettenabfluss.«
    »Gut zu wissen.« Sam riss den Mund auf und gähnte herzhaft. »Gibt es eine Hintertür zu dem Zimmer?«

    »Keine Hintertür«, antwortete der Mann und kniff argwöhnisch die Augen zusammen. »Ich sehe, wer kommen. Ich sehe, wer gehen.«
    Sam wollte freundlich lächeln, doch es wurde wieder nur ein Gähnen daraus.
    Der Mann reichte ihm den Schlüssel. »Sie wollen Ohrenstöpsel? Kostet nur vier Dollar extra.«
    Sam winkte ab und ging zu seinem Zimmer, das sich vier Türen weiter im Erdgeschoss befand. Als er den Schlüssel ins Schloss steckte, blickte er über seine Schulter auf die Straße hinaus.
    Der Mercedes war ein kleines Stück weitergefahren und stand jetzt unter einem dürren Baum, der es irgendwie schaffte zu überleben, obwohl er ständig von Autoabgasen eingenebelt und nachts mit recyceltem Bier begossen wurde. Im Schatten der Baumkrone war das Wageninnere nicht zu erkennen.
    Er kehrte dem Wagen und seinem unbekannten Fahrer den Rücken zu und betrat sein Zimmer.

19
    MaryAnn erwachte in völliger Dunkelheit, und ein säuerlicher Fäulnisgeruch stieg ihr in die Nase.
    Sie rieb sich die Augen, bis weiße und blaue Funken
über ihre Netzhaut tanzten, doch als die Funken erloschen, war da nichts als undurchdringliche Dunkelheit. Sie hob die Hand vors Gesicht und blinzelte, doch ihre Finger blieben unsichtbar.
    Angst ließ ihr Herz schneller schlagen, und die Panik kroch ihr eiskalt ins Gehirn.
    Sie mochte die Dunkelheit nicht.
    Das Letzte, an das sie sich erinnerte, war, dass sie sich ins Bett gelegt und in ihr Tagebuch geschrieben hatte. Paul hatte sie draußen am Gang vor der Biologiestunde angelächelt, und sie hatte gemerkt, dass es nicht sein normales Lächeln war. Dieses Lächeln war etwas Besonderes gewesen – es war nur für sie bestimmt. Es war ein Gedanke, mit dem sich schön einschlafen ließ.
    Ein schrilles Quieken ließ sie erschrocken hochfahren.
    Dann hörte sie winzige Füßchen über den Boden huschen. MaryAnn zog die Knie an die Brust. Wo immer sie war, die Luft war jedenfalls feucht und kalt. Der Boden fühlte sich hart an, aber wenn sie mit den Fingernägeln daran kratzte, blätterten kleine Schichten ab. Die Wände waren genauso – kalt und bröckelig. Sie kam sich vor wie in einem Grab.
    Erneut hörte sie einen quiekenden Schrei, und sie lauschte angestrengt, um zu erkennen, aus welcher Richtung es kam. Noch einmal ein Quieken – und dann ein Schmerzensschrei, der ihr durch und durch ging, und dann noch einer und noch einer.
    MaryAnn rollte sich in ihrer Ecke zusammen, drückte den Rücken gegen die Wand und summte einen Coldplay-Song, um die Schreie zu übertönen.

    Als es wieder still war, atmete sie tief ein und hielt den Sauerstoff einige Sekunden in der Lunge, bevor sie wieder ausatmete. Dann hörte sie plötzlich Bewegung, das Geräusch von mindestens einem Dutzend winziger Füßchen mit scharfen Krallen, die über den gestampften Lehmboden scharrten.
    Sie bebte am ganzen Körper, und ihre Unterlippe zitterte, dann begann sie erneut zu summen, fest entschlossen, ruhig zu bleiben, solange sie noch nicht einmal wusste, was da vor sich ging. Das Summen half, bis eine der Ratten über ihren nackten Fuß huschte.
    MaryAnn schrie laut auf.

20
    Der Rezeptionist hatte nicht gelogen. Das Zimmer war sauber, und das Bett sah weich aus. Sam brauchte seine ganze Willenskraft, um sich nicht sofort hinzulegen und die Augen zuzumachen – wenigstens für zehn Minuten. Doch er wusste, wenn er das tat, würde er einige Stunden schlafen.
    Stattdessen zog er sich erst einmal aus und trat in die Duschkabine. Das Wasser war heiß, und er ließ es sich über den Rücken und die Schultern strömen, um seine angespannten Muskeln zu lockern.

    Er stützte sich mit den Unterarmen auf die geflieste Wand, legte den Kopf auf die Arme und schloss die Augen, während das wohltuende Wasser über seinen Rücken, den

Weitere Kostenlose Bücher