Die Stimme des Daemons
Norden abbog. Sam blickte ihm nach, sah, dass der Mercedes die Brücke überquerte, und winkte Zack zu, bevor er auf der Third Avenue weiterging.
An der Grenze zwischen Chinatown und Old Town hatten sich über hundert Obdachlose eingefunden, die sich anstellten, um auf der einen Straßenseite ein gratis Pfannkuchenfrühstück, auf der anderen Seite ein Lunchpaket von der Union Gospel Mission in Empfang zu nehmen.
Während er auf Zack wartete, beobachtete Sam, wie der Griesgram sich mit seinem drohenden Knurren an die Spitze der Schlange vorarbeitete, wo er einen Teller mit Pfannkuchen entgegennahm.
Als Zack bei ihm anhielt, stieg Sam in den Wagen ein.
»Hast du ihn schon gesehen?«, fragte Zack.
Sam schüttelte den Kopf. »Er steht nicht in der Schlange für die Pfannkuchen, aber da sind noch eine Menge Leute in der Mission. Warten wir einfach.«
Es dauerte zwanzig Minuten, bis Davey in der Tür der Mission auftauchte. Das kostbare Jahrbuch trug er unter dem Arm, doch er war so in sein braunes Lunchpaket vertieft, dass er gar nicht auf die Straße sah.
Zack sah Sam an. »Was nun?«
»Er hat seinen Rucksack nicht dabei«, bemerkte Sam. »Er würde ihn sicher nicht lange irgendwo stehen lassen.« Er blickte sich in dem Gedränge um. »Wir folgen ihm mit dem Auto, bis wir irgendwo parken können. Dann gehen wir zu Fuß weiter.«
Zack lenkte den Wagen langsam aus dem Gewühl von verzweifelten ungewaschenen Gestalten hinaus.
80
Davey ging noch ein Stück in Richtung Norden, bevor er wieder zum Fluss abbog. Damit zwang er Sam und Zack, den Wagen am Rand von Chinatown stehen zu lassen. Davey wandte sich wieder nach Norden, vorbei an der Steel Bridge und weiter in Richtung Broadway Bridge.
Zack schlüpfte in sein Anzugjackett, um sich vor dem kühlen Wind zu schützen. »Er scheint gut gelaunt zu sein.«
»Ich schätze, für ihn ist es ein guter Tag«, meinte Sam. »Er hat etwas im Magen, sein Jahrbuch hat er auch wieder, und es regnet nicht …« Kaum hatte Sam die Worte ausgesprochen, als er die ersten Regentropfen spürte.
»Es tröpfelt nur«, meine Zack hoffnungsvoll.
Wenige Augenblicke später öffnete der wolkenverhangene Himmel seine Schleusen, und es regnete dicke Tropfen.
Sam beschleunigte seine Schritte. »Wir dürfen ihn nicht verlieren. Komm.«
Davey eilte fast im Laufschritt durch den Regen, ohne zu merken, dass ihm jemand folgte. Kurz vor der Broadway Bridge bog er nach Westen ab, durchquerte den Park und ging auf das Bahngelände zu. Zack und Sam blieben dicht hinter ihm, und der Regen überdeckte das Geräusch ihrer Schritte.
Kurz bevor Davey eine hohe Betonmauer erreichte, die das Gelände der Amtrak-Bahngesellschaft begrenzte, zog Sam seinen Partner hinter einen kleinen Hügel und duckte sich.
»Was soll das?«, fragte Zack mit klappernden Zähnen.
»Es ist auf beiden Seiten eingezäunt«, erklärte Sam. »Hier geht’s nicht weiter.«
Davey blieb bei der Mauer stehen, beugte sich vor, um zu verschnaufen, und blickte sich um. Im nächsten Augenblick trat er an den Rand der Mauer und drückte gegen den Drahtzaun. Der Zaun gab nach und eröffnete eine kleine Lücke.
Davey sah sich noch einmal um und schlüpfte dann hindurch.
»Los«, sagte Sam und lief die paar Meter zum Zaun hinüber.
81
Detective Preston stand am Fenster und blickte auf den plötzlichen Wolkenbruch draußen. Vom zwölften Stockwerk des Justizzentrums aus, gut dreitausendsiebenhundert Kilometer von den weiten Ebenen des Landes entfernt, in dem er aufgewachsen war, sah es so aus, als hätte der Regen alle Farben der Stadt ausgewaschen.
Hinter ihm spielte Officer Colin Portsmith nervös mit dem Kaffeebecher, den er auf dem Resopaltisch vor sich stehen hatte.
»Sie haben den Mercedes gestern früh gesehen?«, wiederholte Preston langsam.
»Ja, Sir.«
»Und haben es nicht gemeldet?«
»Ich … ich habe nicht daran gedacht, dass es das Fahrzeug sein könnte, das Sie suchen. Wir hatten kein Kennzeichen, und es gibt eine Menge Mercedes da draußen. Aber meine Kollegin hat die Fahndungsmeldung heute früh gesehen und sich erinnert, dass der Wagen beschädigt war. Sie dachte … na ja, vielleicht … Ich, äh …«
»Sie haben mit dem Fahrer gesprochen?«, unterbrach Hogan. Er saß auf dem Sessel gegenüber dem jungen Polizisten.
Colin nickte betreten. »Er sah aus wie ein Geschäftsmann, dem ein Geschäft durch die Lappen gegangen war und der deshalb eine Sauftour einlegte. Ich hielt
ihn für harmlos und ließ ihn
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