Die Stimme des Daemons
Sergeant klappte sein Notizbuch zu. »Ist Ihr Mann kamerascheu?«
»Warum?«, fragte Hogan stirnrunzelnd.
Der Sergeant zeigte über den Zaun auf die zertrümmerte Überwachungskamera. »Wir sind uns ziemlich sicher, dass es das war, worauf er geschossen hat.«
Hogan studierte die Kamera und erkannte die Kastenform wieder. »Warum ist sie nach hier draußen ausgerichtet?«
Der Sergeant zuckte mit den Achseln. »Ich habe mir gedacht, dass sie mit der Sicherheit am Bahnhof zu tun haben muss. Bei den vielen Terrorwarnungen heutzutage werden doch überall Kameras installiert.«
»Können Sie das für mich überprüfen?«, bat Hogan. »Es würde mich interessieren, ob die Kamera von der Bahn installiert wurde.«
»Sicher.«
Als der Sergeant nach seinem Funkgerät griff, wandte sich Hogan seinem Partner zu, der ein paar Meter entfernt am Boden kniete. Er stocherte mit einem Kugelschreiber an etwas herum, das im Gras lag.
Hogan trat zu ihm. »Was hast du da?«
»Blut«, antwortete Preston. »Und etwas Merkwürdiges.«
Hogan trat näher heran, als Preston mit seinem Kugelschreiber ein kleines schwarzes Kästchen anhob, nicht viel größer als eine gewöhnliche Neun-Volt-Batterie. Aus dem Kästchen ragten zwei dünne Drähte hervor. Am Ende der Drähte befand sich ein geschmolzener roter Plastikklumpen an einer dünnen Metallplatte. Das Metall war oben versengt, und an der Unterseite standen gekräuselte schwarze Haarsträhnen ab.
»Was ist das?«, fragte Hogan.
Zur Antwort tauchte Preston einen Finger in das Blut am Boden und hob ihn an den Mund. Hogan sah angeekelt zu, wie Preston an seinem Finger leckte.
»Das ist nicht echt. Erdbeere, glaube ich. Mit Früchten hab ich mich noch nie gut ausgekannt.« Er hielt seinem Partner den Gegenstand hin, damit er ihn sich genauer
ansah. »Das ist so etwas wie ein Knallfrosch. Was da geflossen ist, war nur Filmblut.«
»Du meinst, jemand hat eine Schießerei vorgetäuscht?«
»Oh, die Schüsse waren echt.« Preston zeigte auf die zertrümmerte Kamera. Dann drehte er sich in die Richtung der Blutspritzer und zeigte auf einen Baum. »Wir finden vielleicht noch eine Kugel im Baumstamm. Sie haben jemanden zum Schein erschossen.«
»Für die Kamera?«, mutmaßte Hogan.
»Das würde ich annehmen.«
»Verrückte Schauspieler, was?«
Preston seufzte. »Das kannst du laut sagen.«
Der Sergeant kam über die Wiese zu ihnen herüber. »Detective?«
Hogan drehte sich zu ihm um. »Ja, Sergeant?«
»Ich habe gerade einen Anruf bekommen – es geht um einen falsch geparkten Mercedes. Das Kennzeichen stimmt zwar nicht mit dem Wagen überein, den Sie suchen, aber …«
»Wo?«
Der Sergeant zeigte mit dem Daumen über die Schulter zurück. »Union Station.«
111
Zack folgte Daveys Lampe durch den dunklen Tunnel und sah angestrengt auf den Boden, um etwaigen Steinbrocken oder Löchern im Lehmboden auszuweichen, wo er stolpern und sich den Knöchel brechen könnte.
Als über ihnen ein Zug vorbeidonnerte, bebte der ganze Tunnel, und Zack schlüpfte Schutz suchend unter einen Torbogen. Während er sich an den Stein klammerte und darauf wartete, dass der Zug verschwand, spürte er mit den Fingern einige der rätselhaften Symbole, die in den Stein geritzt waren, doch es interessierte ihn nicht mehr, welche Geheimnisse sie vielleicht bargen.
Sein Kopf dröhnte von der winzigen Sprengladung, die ihm Sam zusammen mit einem Kondom voll falschem Blut im Haar befestigt und mit einem kleinen künstlichen Haarteil verdeckt hatte. Das Haarteil war durch die Explosion weggeschleudert worden, was, so vermutete Zack, das Ganze nur noch realistischer hatte aussehen lassen. Man konnte wirklich meinen, Sam hätte ihm eine Kugel in den Kopf gejagt.
Davey verschlug es vor Angst die Sprache, obwohl er gesehen hatte, wie sie die Sprengladung anbrachten, bevor sie zum Restaurant fuhren. Es musste so realistisch ausgesehen haben, dass Davey einen Moment lang alles vergaß – denn er beobachtete hinterher mit einer Mischung aus Grauen und Faszination, wie Zack von
den Toten auferstand und sich die Überreste der Sprengladung aus dem Haar zog.
Zack dachte an den schmerzerfüllten Ausdruck auf Sams Gesicht und die tiefe Verzweiflung in seiner Stimme, bevor er abdrückte. Die Darbietung hatte ihn vergessen lassen, dass Sam ein Schauspieler war, und einen kurzen Moment lang hatte er gedacht, dass die Vorkehrung nur eine List war, um ihn zu beruhigen – damit er nicht weglief, falls Sam gezwungen sein
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