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Die Stimme des Daemons

Die Stimme des Daemons

Titel: Die Stimme des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grant McKenzie
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eine enge Rechtskurve, und die Reifen glitten mühelos über den glatten Asphalt. Und so als würde er sich an seine wilden Jahre mit dem Mustang erinnern, drückte er gleich wieder aufs Gaspedal. Der Mercedes heulte auf und schluckte geradezu die Stra ße, die vor ihnen lag.
    Es hatte aufgehört zu regnen, und die Straßen glänzten feucht. Der Wagen schnitt rasant durch die Pfützen wie ein chromblitzender motorisierter Hai.
    Zack machte keine Anstalten zu bremsen, als die Straße beim Park endete. Sam hielt sich mit beiden Händen am Handschuhfach fest, als der Mercedes mit einem beunruhigenden Knirschen auf den Randstein traf. Die Stahlgürtelreifen überstanden die Prüfung jedoch unbeschadet, und der Wagen sprang über den Randstein und zerriss mühelos den dünnen Drahtzaun.
    Auf dem feuchten Gras brach das Heck des Wagens aus, doch Zack bekam ihn unter Kontrolle und trat noch fester aufs Gaspedal, als sie knapp an einer Baumgruppe vorbeibrausten.

    Der Park war fast leer; nur einige tapfere Fußgänger, die nassen Regenmäntel um die Taille gebunden, waren mit ihren Hunden unterwegs. Ungläubig beobachteten sie, wie das große Auto über die Wiese fegte. Selbst die allgegenwärtigen Jogger mit ihren Kopfhörern in den Ohren wurden aus ihrem Gleichschritt gerissen und starrten mit offenem Mund auf das silbergraue Ungetüm, das da an ihnen vorbeibrauste.
    Vom Rücksitz aus winkte Davey den Leuten zu; er strahlte über das ganze Gesicht angesichts des Abenteuers, das er gerade erlebte, und er fühlte sich wieder wie ein Teenager.

106
    Die Zellentür ging auf, und Lucas’ Wächter taumelte hinaus, er blutete aus mehreren langen Kratzspuren im Gesicht.
    Zwei besonders tiefe Wunden verliefen über sein linkes Auge – vom Lid bis hinunter zur Wange, in der noch das Stück eines abgebrochenen Fingernagels steckte. Auch seine Arme waren verletzt; an einer Stelle hatte ihm die Frau mit einem Biss ein halbkreisförmiges Stück Fleisch herausgerissen.
    »Hast du sie getötet?«, fragte Lucas beiläufig.

    Der Wächter zuckte mit den bulligen Schultern. »Das Miststück hat mich verletzt.«
    Er griff sich an die Wange und strich mit den Fingern über den abgebrochenen Fingernagel. Das Blut strömte aus der Wunde, als er den Nagel herauszog und angewidert auf den Boden warf.
    Lucas lächelte. »Wir haben alle ein Tier in uns, Richard. Als zivilisierte Menschen bemühen wir uns, es einzusperren, aber unter bestimmten Umständen bricht es schnell wieder hervor.«
    Der Wächter starrte seinen Boss mit großen Augen an, offenbar unfähig, den Sinn in seinen Worten zu erkennen.
    Lucas war nur leicht verärgert. Schließlich hatte er den Mann nicht wegen seiner geistigen Fähigkeiten angeheuert.
    »Fessle das Mädchen«, befahl er. »Ich muss mich um eine persönliche Sache kümmern.«
    Der Wächter zögerte und blickte über die Schulter zurück.
    »Ja, ja«, seufzte Lucas. »Sobald ich weg bin, kannst du die Frau erledigen.«
     
    Lucas trat in die Zelle und setzte sich neben seine Gefangene. Sein Experiment war gescheitert. Die Kreatur unter der Decke war nicht mehr als ein erbarmungsloses Tier, ein Wesen, das ihm immer fremd bleiben würde.
    Er streichelte über die Decke und spürte, wie die geschwächte Frau unter der löchrigen Wolle zitterte.
    »Ich weiß, dass du mich liebst«, sagte er, »aber ich will es von dir hören, in deinen eigenen Worten.«

    Ein leises Wimmern ertönte unter der Decke.
    Lucas beugte sich hinunter und hob die Decke ein Stück weit an. Das Gesicht der Frau war eingefallen, die Augen zwei gerötete Löcher, in denen die nackte Angst stand.
    »Sag es mir«, redete er ihr zu. »Warum liebst du mich?«
    Die Frau leckte sich über die geschwollenen Lippen, aber es kam kein Ton aus ihrer Kehle.
    Lucas hatte sich alle richtigen Antworten auf die Fragen seines Vaters eingeprägt, doch es hatte ihm nicht geholfen, dem Feuer zu entgehen. Sein Vater glaubte, dass das Feuer der einzige echte Feind des Teufels war. Es war das Element, das ihn tief unter der Erde hielt, und das Einzige, was ihn zurücktreiben konnte, wenn er in den Leib eines Sünders schlüpfte.
    »Der Teufel brennt nicht«, hatte sein Vater immer gesagt, wenn Lucas sich vor Schmerzen wand, »aber er fürchtet die Flammen.«
    Lucas ließ die Decke sinken und stand auf. Wenn sie ihn auch nur ein klein wenig geliebt hätte, dann würde sie die richtigen Antworten wissen.
    Er blickte auf all die Fotos, die er an die Wand geklebt hatte. Sie

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