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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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mich ... eine Genugtuung. Es muß einfach sein, Rolfe.« Er wird mich bewundern, weil ich ihm wie Lady Chandra Vorkommen werde, dachte sie. »Du hast doch selber gesagt, ich hätte über Erwarten gute Fortschritte gemacht... Und du hast den Wettbewerb ja auch schon organisiert.«
    »Das stimmt«, sagte er hilflos. »Für diese Dummheit werde ich wohl aufgehängt werden.«
    Ohne auf seine Worte zu achten, schwärmte sie: »Vielleicht hören sogar die Minnesänger von mir und schreiben Chansons zum Lob meiner Tüchtigkeit. Jetzt muß ich mich umziehen.« Sie senkte die Stimme und flüsterte verschwörerisch: »Vergiß nicht, was du zum Lord sagen sollst!«
    Rolfe blieb mit dem Zeh seines Lederstiefels an einem vorstehenden Pflasterstein hängen und fluchte leise.
    »Wie ist es, Rolfe«, sagte Graelam amüsiert, »erwartest du auch, daß ich dem Sieger einen Preis übergebe?«
    »Die Männer haben hart geübt«, sagte Rolfe mit ruhiger Stimme. »Eine Anerkennung von Eurer Seite wäre sicherlich nicht fehl am Platz.«
    »Ich werde mir etwas einfallen lassen.« Graelam übersah den Übungsplatz. »Die Zielscheiben stehen aber weit auseinander. Die meisten meiner Männer werden sie alle treffen. Warum hast du es ihnen so leicht gemacht?«
    Damit Eure Lady sich nicht den Hals bricht! »Die Männer haben im Bogenschießen vom Pferderücken aus noch keine große Übung«, sagte er ruhig. »Da war es nur fair, es ihnen nicht zu schwer zu machen.«
    Graelam zuckte die dichten schwarzen Augenbrauen. »Du scheinst auf deine alten Tage weich zu werden«, bemerkte er. Auf der gegenüberliegenden Seite stellten sich die Männer auf und zogen jetzt Lose, um die Reihenfolge zu bestimmen. Graelam bezog den Platz neben Rolfe und wartete auf den Beginn des Wettkampfes.
    Kassia hatte sich die Kleidung eines Knappen angezogen. Stolz saß sie auf einem braunen Hengst. Eine Brosche über der rechten Schulter hielt ihren Umhang zusammen. Darüber trug sie eine Kapuze, die ihre kastanienbraunen Locken verbarg. Erst am Tag zuvor war ihnen eingefallen, daß Graelam ja sofort Bluebell erkennen würde, wenn sie auf der Stute am Wettkampf teilnahm. Deshalb hatte sie den braunen Hengst Ganfred genommen. Rolfe sah, daß der Hengst seitwärts zu tänzeln begann. Das Pferd war nicht so ruhig und folgsam wie Bluebell, und Kassia war bisher erst einmal auf ihm geritten.
    »Nur acht Mann nehmen teil?« fragte Graelam, zu Rolfe gewandt. »Habe ich richtig gezählt?«
    Die übrigen Männer hatten sich entlang der Strecke verteilt. Es gab nichts mehr zu verheimlichen. »Ja, es sind hauptsächlich Männer, die mit dieser Übung noch nicht so vertraut sind.« Tatsächlich hatte Rolfe dazu vornehmlich große, an den Kampf mit der Lanze und der Streitkeule gewöhnte Männer ausgewählt, die im Umgang mit Pfeil und Bogen wenig geschickt waren.
    Auf der einen Platzseite hatte man ein Podium errichtet, das gerade zwei Männern Platz bot. Graelam sprang hoch und reichte Rolfe die Hand, um ihm hinaufzuhelfen.
    Ein Ruf erscholl, und Graelam sah Arnold, den ersten Mann, einreiten, den Bogen auf die erste Zielscheibe gerichtet. Der Pfeil traf mit großer Wucht auf, jedoch weit vom Zentrum. Graelam schüttelte den Kopf. Als Arnold den Kurs hinter sich gebracht hatte, war es ihm gelungen, auf sechs der zwölf Scheiben ins Schwarze zu treffen.
    Die Männer spendeten ihm gutmütig lachend viel Applaus. »Äußerst faszinierend«, sagte Graelam zu Rolfe. »Das wird ja von Minute zu Minute aufregender!«
    Die beiden nächsten Männer schnitten auch nicht besser als Arnold ab.
    Den folgenden Mann - nein, es war ein Knabe - erkannte Graelam nicht. Aber der Hengst Ganfred war aus seinem Stall. Er sah zu, wie der Knabe die Sehne glatt anzog und den Pfeil ins Zentrum schickte. »Na ja, der ist wenigstens geschickter als die anderen.« Graelam runzelte die Stirn. »Wer ist das, Rolfe? Ein neuer Grünschnabel, den du unter deine Fittiche nehmen willst?«
    Rolfe war bestrebt, den Augenblick der Wahrheit so weit wie möglich hinauszuzögern. »Er macht seine Sache gut. Seht nur, Mylord, wieder ins Zentrum!«
    »Der Knabe ist recht klein geraten«, sagte Graelam. »Langsam glaube ich, du hast den Wettkampf nur organisiert, damit er glänzen kann. Du hast ihm Ganfred zu reiten gegeben? Wer ist es, Rolfe?«
    »Seht, Mylord! Da kommt Bran!«
    Graelam warf Rolfe einen Blick von der Seite zu. Irgend etwas stimmte hier nicht. Er beschloß, abzuwarten und sich inzwischen so gut wie möglich

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