Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
Es ist nur, daß ...«
    »Was?«
    »Nichts von Bedeutung«, murmelte Etta und ging eilig aus dem Zimmer.
    Graelam saß neben seiner Frau und nahm ihre zarte Hand in seine. Zum erstenmal sah er, daß sie Hornhaut an den Fingerkuppen hatte.
    Kassia schlug die Augen auf. »Ich hätte gewonnen ...«
    »Warum hast du das gemacht?« fragte er.
    »Ich wollte, daß du mich so bewunderst, wie du Lady Chandra bewunderst«, sagte sie schlicht. »Ich dachte, es würde dir gefallen, wenn ich gewinne.«
    »Ich will aber nicht, daß meine Frau Männer nachäfft!«
    »Ich wollte doch nur Anerkennung von dir. Du solltest stolz auf mich sein. Ich wollte dich vergessen machen, daß du mich nicht leiden kannst.«
    Graelam schwieg. Reue ergriff ihn. »Es ist nicht wahr, daß ich dich nicht leiden kann«, sagte er schließlich. »Aber was du gemacht hast, war eine unverzeihliche Dummheit.«
    »Bitte, laß es Rolfe nicht ausbaden!« flüsterte sie. »Und die Männer auch nicht.«
    Er hätte ihnen allen am liebsten die Köpfe eingeschlagen. Doch als er Kassias stumm flehende Augen sah, nickte er. »Schon gut. Du wirst noch eine Zeitlang von dem Sturz Schmerzen haben. Im Vergleich zu den Tölpeln, die am Wettkampf teilnahmen, hast du wirklich gut abgeschnitten. Sollte das die Überraschung für mich sein?«
    Sie nickte, nahm alle Kraft zusammen und antwortete: »Es waren natürlich keine Gegner für mich. Aber Rolfe meinte, wenn ich gegen bessere Gegner anträte, würdest du mich überhaupt nicht bemerken. Er wollte verhindern, daß ich schlecht aussehe.«
    »Du hast nicht schlecht ausgesehen. Stammt die Idee von Lady Chandra?«
    »Nein. Sie hat mir nur Unterricht im Bogenschießen gegeben. Sie ist eine schöne Frau.«
    »Kassia«, sagte er mit großer Sanftheit, »ich habe sie früher einmal begehrt. Das habe ich dir ja schon gesagt. Aber geliebt habe ich sie nie. Du hattest keine Veranlassung, auf ihre Waffenkünste eifersüchtig zu sein.« Nach einer Weile fragte er sie: »Kassia, ist es dir denn wirklich so wichtig, was ich von dir halte?«
    Sie sah ihn an, und ihr fiel ein, daß sie ihm schon einmal ihre Liebe beteuert hatte. Hatte er ihre Worte damals einfach nicht zur Kenntnis genommen? Hatte er geglaubt, daß sie ihn wieder einmal anlog? Und nachdem sie nun zugegeben hatte, ihn belogen zu haben, würde er überhaupt nichts mehr glauben, was sie sagte. »Ja«, antwortete sie, »es ist mir wichtig.«
    Etta kam wieder ins Zimmer und verabreichte Kassia eine übelriechende Arznei. Dann richtete sie sich auf und sagte: »Sie wird jetzt einschlafen, Mylord. Wenn ich gewußt hätte, was sie vorhatte, hätte ich es ihr nicht gestattet.«
    »Wenn ihr Zustand schlimmer wird, rufe ich dich, Etta.«
    Später zog er Kassia aus. Die Knabenkleider belustigten ihn. Vorsichtig legte er ihr die Bettdecken über und zog sie ihr bis ans Kinn.
    Plötzlich merkte er, daß er Kassia mit Chandra verglich. Sie sind nicht miteinander zu vergleichen, fand er. Und war froh darüber.
    Kassia verschlief den Nachmittag und wurde abends nur kurz einmal wach. Sie fühlte sich sonderbar schwer und stumpf.
    »Das kommt von dem Arzneitrunk, den Etta dir eingegeben hat«, erklärte ihr Graelam. »Ich fürchte, du mußt dich erst ein paar Tage ausruhen, bevor du wieder zu Pfeil und Bogen greifen kannst.«
    »Dagegen hast du nichts?«
    »Nein«, sagte er lächelnd. »Aber ich werde dir bessere Gegner stellen, als Bran einer war. Der arme Kerl grämt sich unendlich um dich. Deshalb mußt du schnell wieder gesund werden und ihn beruhigen.«
    »Ja, das mache ich.« Mit neuer Hoffnung im Herzen schlief sie ein.
    Im Dunkeln wachte sie auf. Ihre Kehle war trocken und kratzte. Sie stieg aus dem Bett und ging langsam zu der Wasserkaraffe auf dem Tisch. Als sie danach greifen wollte, spürte sie einen stechenden Schmerz im Unterleib. Sie spürte, wie es ihr feucht und stickig aus dem Leib quoll. Was ging mit ihr vor? Wieder durchfuhren sie reißende Krämpfe. Aufschreiend sackte sie vornüber.
    Graelam zündete eilig eine Kerze an und lief zu ihr.
    »Hilf mir, Graelam! Ich blute!« Neue Schmerzen durchfuhren sie und brachten sie zum Schweigen.
    Er sah die blutroten Streifen auf ihrem weißen Nachthemd. Blut sickerte ihr an den Beinen herunter. Die Monatsblutung? Nein, dachte er, das kann es nicht sein, und kalte Angst schoß ihm ins Herz.
    Er wußte nun, daß sie eine Fehlgeburt hatte. Ganz ruhig sagte er zu ihr: »Das ist bald vorbei, Kassia.« Behutsam trug er sie auf den Armen

Weitere Kostenlose Bücher