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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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zum Bett. Aus angstvoll geweiteten Augen starrte sie ihn an.
    »Es ist bald vorbei«, sagte er wieder, mehr zu sich als zu ihr. »Bleib still liegen!« Dann rannte er zur Tür und brüllte nach Etta.
    Etta stürzte herein. Sie nahm keine Notiz davon, daß der Lord splitternackt war.
    »Lauter Blut«, sagte Graelam zu ihr. »Ich fürchte, sie verliert das Kind. Ist sie denn schwanger?«
    Etta wurde kalkweiß. »Ja«, sagte sie flüsternd. Sie sah auf Kassia nieder, sah ihre Herrin in einer Blutlache liegen und stieß einen Klageschrei aus.
    »Was kann ich dagegen tun?« fragte Graelam hinter ihr.
    Etta riß sich zusammen: »Besorgt saubere Tücher und heißes Wasser, Mylord! Wir müssen verhindern, daß sie verblutet.«
    Graelam drehte sich augenblicklich um. Da hörte er Etta rufen: »Mylord, zieht Euch erst etwas an!«

30
    »Du wußtest, daß sie schwanger war?«
    Ettas freundliches Gesicht war schmerzgequält. »Ja, Mylord. Ich wollte es ihr auch sagen, wenn sie nicht bald selber darauf gekommen wäre. Ihr wußtet es nicht, Mylord?«
    Graelam machte eine abwehrende Handbewegung. Er hätte merken müssen, daß sie keine Monatsblutung mehr gehabt hatte. Und war ihm nicht aufgefallen, daß ihre Brüste voller geworden waren?
    »Wie lange?« fragte er.
    »Noch nicht lange«, antwortete Etta. »Im zweiten Monat, würde ich sagen.«
    Graelam sah auf seine Frau hinab, die jetzt nach einem weiteren Trunk Ettas fest schlief. Sie war so bleich, daß es aussah, als wäre kern Blut mehr in ihr. Er schluckte krampfhaft. »Sie wird wieder gesund?«
    »Ja. Die Blutung hat aufgehört.«
    Graelam ärgerte sich über seine Hilflosigkeit. »Ich habe eben ein Kind geheiratet«, sagte er brüsk. »Wer konnte da erwarten, daß sie über ihren Körper Bescheid wußte?«
    Etta sah ihm in die Augen. »Sie hat in letzter Zeit auch an andere Dinge gedacht«, sagte sie.
    »Ja, im Männersattel reiten und Männerkünste betreiben!«
    »Das war nicht ihre Schuld«, sagte Etta ruhig.
    »Sie hat dir wohl nicht gesagt, daß sie mich angelogen hat? In allem?«
    »Mylady lügt nicht, Mylord.«
    Graelam lachte bitter auf. »Wie wenig du von ihr weißt! Doch das ist jetzt unwichtig. Geh zu Bett! Wenn sie aufwacht, rufe ich dich.«
    Beim Wachwerden mußte Kassia blinzeln, weil heller Sonnenschein in das Zimmer fiel. Die Erinnerung kam wieder. Sie wappnete sich gegen neue schreckliche Schmerzen. Doch die blieben aus. Kassia fühlte sich müde und wund, als wäre sie mit dem Knüppel geschlagen worden.
    »Hier, trink das!«
    Es war die Stimme ihres Mannes. Langsam drehte sie den Kopf auf dem Kissen. Er hob ihren Kopf an, und sie nippte von dem süß schmeckenden Gebräu.
    »Wie fühlst du dich?« fragte Graelam.
    Sie lächelte schwach. »Ich verstehe das nicht. Das viele Blut, die Schmerzen im Unterleib.«
    »Du hast... eine Fehlgeburt gehabt.«
    Sie sah in verständnislos an. »War ich denn schwanger?« Als er nickte, flüsterte sie erschüttert: »Das habe ich nicht gewußt. O nein!« Tränen traten in ihre Augen und liefen an den Wangen hinab.
    Graelam wollte sie trösten. Doch dann überwältigten ihn finstere Gedanken, und so sagte er kalt: »Ich meine, sogar deine Lehrerin Chandra hat so viel Verstand, um keine Männerkunststücke mehr zu betreiben, wenn sie schwanger ist.«
    Die Ungerechtigkeit seiner Worte ließ sie verstummen. Glaubte er denn, daß sie wieder gelogen hatte? Glaubte er, daß sie absichtlich das Kind in Gefahr gebracht hatte? Das war zu viel. Langsam wandte sie den Blick von ihm ab und schloß die Augen gegen die verfluchten Tränen. Ich werde nie mehr weinen, nahm sie sich vor. »Vielleicht wäre es am besten gewesen, wenn ich gestorben wäre.«
    »Red nicht solchen Unsinn!« erwiderte Graelam scharf. »Du wirst andere Kinder bekommen.«
    Wirklich? fragte sie sich. »Du machst doch Rolfe nicht dafür verantwortlich? Ich schwöre dir, er hat es nicht gewußt.«
    »Ich bin doch kein Ungeheuer«, sagte er kalt. Dabei vergaß er ganz, daß er seinem Waffenmeister eine fürchterliche Strafpredigt gehalten hatte. »Du mußt jetzt ruhen und zusehen, daß du wieder zu Kräften kommst.« Damit schritt er zur Tür, kraftvoll und unnachgiebig. Nicht einmal jetzt drehte er sich zu ihr um.
    Etta brachte das Abendessen. Die Mahlzeit war eigens für den schwachen Appetit einer Kranken köstlich zubereitet.
    »Kommt, mein Kindchen! Der Koch hat das Rinderstew extra für Euch gemacht. Mit allen Kräutern und Gewürzen, ganz wie Ihr es ihn

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