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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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zu amüsieren. Im Vergleich zu dem sehnigen, ungeschickten Bran hatte Arnold wie ein Meisterschütze gewirkt. Als Bran den Kurs vollendet hatte, stimmte Graelam in das allgemeine Gelächter ein.
    Vielleicht hätte ich doch lieber nicht solche ausgesprochenen Tölpel auswählen sollen, dachte Rolfe. Selbst wenn Lady Kassia gewann, würde es kein großer Sieg sein. Ihm war klar, daß die Teilnehmer des Wettkampfs sie natürlich erkannt hatten und alles taten, um ihr zum Sieg zu verhelfen. Denn die Männer mochten sie sehr. Er sah sie untereinander flüstern. Ja, er hatte einen großen Fehler begangen, als er sich mit dieser Sache einverstanden erklärt hatte. Graelam würde ihm das Fell über die Ohren ziehen.
    Jetzt kamen die Männer zu Kassia und klopften ihr anerkennend auf die Schulter. Rolfe räusperte sich nervös. »Der Junge scheint die erste Runde gewonnen zu haben«, sagte er. »Die zweite Runde werden die Männer paarweise bestreiten.«
    Rolfe sah, wer Kassias Partner war - Bran, der größte Versager von allen. Er wartete, bis die beiden nebeneinander auf die erste Zielscheibe zuritten. Dann sagte er noch einmal zu Graelam: »Der Junge hat die erste Runde gewonnen, Mylord.«
    »Ja, aber er täte besser daran, auf Brans Pferd achtzugeben. Die Bestie kann Ganfred auf den Tod nicht leiden.«
    Rolfe atmete in seiner Bestürzung tief ein. Es war geplant, daß Kassia nachher in guter Haltung auf ihren Mann zureiten, die Kapuze Zurückschlagen und den Siegerpreis verlangen sollte. Machtlos mußte Rolfe mitansehen, wie Brans Pferd mit den Hinterbeinen nach Ganfred ausschlug, gerade als Kassia den Bogen hob und so besonders leicht verwundbar war.
    »Wir müssen den Wettkampf stoppen!« schrie Rolfe.
    »Warum denn? Wollen doch mal sehen, ob der Knabe Talent hat.«
    »Der Knabe, Mylord, ist Eure Gattin! Sie hat Ganfred gestern zum erstenmal geritten!«
    »Du mußt wahnsinnig sein«, zischte Graelam zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Dieser Spaß geht zu weit, Rolfe.«
    Aber Rolfe war schon mit den Armen fuchtelnd auf den Platz gerannt. Der Hengst rollte gereizt mit den Augen und biß Ganfred in den Hals. Dann keilte er wieder aus und traf Ganfred mit den Hufen in die Weichen.
    Jetzt rannte auch Graelam los. Von Angst gejagt, sah er, wie Kassia Pfeil und Bogen entglitten und zur Erde fielen.
    Verzweifelt versuchte sie ihren wütenden Hengst herumzuwerfen. Doch dazu fehlte es ihr an Kraft. Ganfred griff nun seinerseits das andere Pferd an.
    »Kassia, spring ab!«
    Kassia hatte keine Angst, sie war nur wütend. Sie mußte unter einem Unglücksstern geboren sein. Wieder einmal ging alles schief. »Bran, wirf deine Bestie herum!« rief sie. Vergebens bemühte sie sich, ihren großen Hengst in die Gewalt zu bekommen. In diesem Augenblick hörte sie Graelams Zuruf.
    Aber wenn sie absprang, konnte sie leicht unter die Pferdehufe geraten. So hielt sie sich verzweifelt an Ganfreds Mähne fest.
    »Bran«, krächzte sie, »reite ihn weg!«
    Ganfred keilte erneut mächtig nach hinten aus. Aber der andere Hengst hatte schon Reißaus genommen. Kassia verlor den Halt. Gleich darauf krachte sie mit der Seite auf den hartgefrorenen Boden. Halb betäubt blieb sie liegen. Sie konnte sich nicht bewegen und bekam kaum noch Luft.
    »Kassia!«
    Sie blickte auf. Graelam beugte sich über sie. »Das ist unfair!« brachte sie keuchend heraus. »Ich hätte gewonnen! Es ist unfair!«
    Er ließ sich neben ihr auf die Knie fallen. »Kannst du die Beine bewegen?«
    »Ja«, flüsterte sie. Plötzlich fühlte sie sich elend, ihr wurde schwindlig. »Graelam, ich hätte gewonnen!«
    Vorsichtig zog Graelam sie an den Schultern hoch. »Sieh mich an, Kassia! Kannst du mich sehen?«
    »Selbstverständlich«, sagte sie. ’»Es geht mir ja gut.« Graelam nahm sie behutsam auf die Arme und rief den Männern scharf zu: »Der Wettkampf wird abgebrochen!«
    Wellen der Übelkeit überschwemmten sie. Sie schloß die Augen. »Ich hatte keine Angst«, murmelte sie. »Wenn dieser elende Gaul nicht...«
    »Pst«, sagte Graelam. Er trug sie ins Zimmer und brüllte nach Etta. Dann legte er sie aufs Bett und sah, wie sie vor Schmerzen die Lippen aufeinanderpreßte.
    Etta eilte ans Bett. »Mein Kindchen!«
    »Ich muß mich übergeben«, sagte Kassia flüsternd.
    Danach sank sie blaß und schwach zurück. Die Übelkeit hatte nachgelassen. Dafür hatte sie jetzt Kopfschmerzen.
    »Ich bereite ihr einen Arzneitrunk, Mylord«, sagte Etta. »Sie wird wieder gesund werden.

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