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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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de Lacy erfahren, daß ich noch immer auf Belleterre lebte und meinen ... meinen Gatten nicht nach England begleitet hatte. Offenbar hat er den Herzog der Bretagne davon überzeugt, daß wir nur eine Scheinehe geschlossen hätten. Da befürchtete mein Vater, der Herzog würde die Ehegenehmigung zurückziehen und mich Geoffrey zur Frau geben.«
    »Aha«, sagte er. »Über Geoffrey weiß ich Bescheid.«
    »Ihr müßt mir glauben, Mylord, daß mein Vater nie die Absicht hatte, Euch irgendwie Schaden zuzufügen. Dazu hat er Euch viel zu sehr bewundert. Aber als Euer Bote zu ihm kam, blieb uns nicht mehr viel Zeit. Während ich nach Cornwall reiste, ritt mein Vater zum Herzog.«
    »Geoffrey ist zwar ein Feigling, aber er ist auch gefährlich.«
    »Ich weiß, Mylord. Aber mein Vater sagte mir, Ihr seid ein tapferer Krieger und würdet Belleterre verteidigen, wenn Geoffrey auf Verrat sinnt.«
    »Willst du als meine Frau in Wolffeton bleiben?«
    »Aber selbstverständlich«, sagte sie. »Mein Vater hat Euch als meinen Gatten erwählt, Mylord, und ich würde ihm nie widersprechen. Und Geoffrey darf niemals Belleterre erobern.«
    Das Mädchen würde selbst mit dem Teufel gehen, wenn ihr Vater sie darum bäte, dachte Graelam. »Du hast auf deiner Reise mein Land kennengelernt, Kassia. Es ist kein mildes Land, sondern rauh und wild.«
    »Es erinnert mich stark an die Bretagne, mein Lord. Nur die Südküste kam mir unglaublich fremd vor.«
    Graelam stand auf. »Du wirst dich hier ausruhen und das Zimmer nicht verlassen. Der Vater meiner Braut hat mir angekündigt, daß sie morgen abreisen wollen. Und du wirst essen! Du bist immer noch sehr mager. Ein starker Windstoß würde dich umblasen.«
    Aus der Truhe am Fußende des Bettes holte er sich eine Decke und ließ sie dann allein, jetzt hatte sie ihn zum erstenmal wirklich erlebt, den Mann, der ihr Gatte war. Der jetzt über ihr Leben und ihre Zukunft zu entscheiden hatte. Sie hatte jedoch keine Angst, denn ihr Vater hatte ihn ja für sie ausgewählt. Bald fiel sie in den tiefen Schlaf der Erschöpfung.
    Graelam hatte sich indessen im großen Saal mitten unter seinen schnarchenden Männern zum Schlafen niedergelassen. Er hüllte sich in die mitgebrachte Decke und lehnte sich mit dem Rücken an die Steinwand. Mit verkniffenem Lächeln dachte er: Der Lord von Wolffeton schläft auf dem nackten Fußboden! Und das nur, damit ein dünnes Kind, das seine Frau war, oben in seinem Bett schlafen konnte.

9
    An den steinernen Nordturm gelehnt, sah Graelam das Gefolge von Thomas de Moreley in Staubwirbeln über dem Felsenhügel vor St. Agnes verschwinden. Mit Joannas Abreise war ihm ein Stein vom Herzen gefallen. Vom Sattel ihres Zelters aus hatte sie ihm im Burghof nur noch einen eisigen Blick zugeworfen.
    »Ich wünsche Euch eine gute Reise«, sagte er ruhig.
    Joanna bebte vor Wut über die erlittene Demütigung. »Und ich wünsche Euch in die Hölle, Lord Graelam, Euch und die spindeldürre Hure, die Ihr als Eure Frau bezeichnet!«
    Am Tor klopfte Graelam dem Wächter Arnolf vergnügt auf die gebeugte Schulter. Es war noch früh, aber Graelam hatte schon einen Bärenhunger und rief laut nach dem Frühstück.
    Guy setzte sich ihm gegenüber an den rohen Holztisch. »Noch einmal davongekommen«, sagte er.
    Graelam schluckte ein Stück des knusprigen Brotkantens herunter und trank sein Bier aus. »Kann sein.« Trotz seiner Erleichterung über Joannas Abreise setzte er hinzu: »Eine Frau ist wie die andere. Joanna hätte schon zu mir gepaßt. Ihr Körper war sehr appetitlich. Soll ich beim Herzog von Cornwall für dich den Fürsprecher machen? Vielleicht wärst du der richtige Ehemann für Lady Joanna.«
    »Ich würde sofort Fersengeld geben«, erwiderte Guy lachend. »Aber Ihr sprecht von Frauen wie von Euren Pferden, Mylord.«
    »Ja. Beide muß man einreiten.«
    »Aber wenn eine Lady von vornherein so sanft wie ein milder Sommerregen ist?« sagte Guy leise.
    »Du meinst, ohne Arg und List? Ich habe nur eine gekannt, auf deren Wort man sich wie auf das eines Mannes verlassen konnte, und die war so sanft wie eine Viper, Guy!«
    »Ah, Lady Chandra de Vernon.«
    »Ja, eine Fürstin unter den Frauen!«
    »Eure ... Gattin, Mylord«, sagte Guy plötzlich und stand rasch auf. »Guten Morgen, Mylady.«
    Graelam fuhr herum und sah Kassia am Fuß der Treppe stehen. »Komm her!« rief er. »Wir fangen sofort an, dich aufzupäppeln.«
    Sie kam auf ihn zu, und er dachte: Sie ist die reine Anmut. Sie trug

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