Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
retten. Auf einmal merkte sie, daß Nan neben ihr stand.
    »Eure Milch, Mylady«, sagte Nan und stellte den Krug nicht gerade sanft vor Kassia ab, wobei etwas von der warmen Milch auf den Tisch schwappte.
    In Kassia schoß Zorn auf. Am liebsten hätte sie das Mädchen geschlagen. Doch das Erscheinen ihres Gatten in Begleitung eines älteren, finster blickenden Mannes, des Herzogs von Cornwall, enthob sie einer Entscheidung. Sie sah, wie Nans Blicke besitzergreifend Lord Graelam musterten. Aha! Deshalb war das Mädchen so mürrisch und aufsässig zu ihr. Lächelnd erhob sie sich und knickste vor dem alten Mann.
    »Mein Herzog«, sagte Graelam gelassen, »das ist Lady Kassia, meine Frau.«
    Der Herzog von Cornwall war überrascht. Das schlanke, kleine Wesen, das so energisch vor ihm stand, hatte wenig Ähnlichkeit mit dem dreckigen Gassenmädchen, das am Vortag so unverschämt in den Saal eingedrungen war. Er sah ein hübsches Mädchen vor sich, das süß und reizend wirkte.
    Sogleich meldete sich bei ihm der Beschützerinstinkt, was ihn noch mehr erstaunte. »Man kann Lord Graelam nur zu seiner Braut gratulieren, Mylady. Erlaubt, daß ich Euch in England willkommen heiße.«
    »Ich danke Euch, mein Herzog«, sagte Kassia. »Der Ruf Eures Namens ist bis in die Bretagne gedrungen. Mein Vater hat oft zu mir gesagt, Ihr solltet eigentlich König von England sein, denn Ihr seid tapfer, faßt klare Entschlüsse und seid gerecht zu jedermann.«
    Der Herzog lachte. »Darüber entscheidet allein der liebe Gott, Mylady.« Doch Graelam entging es nicht, daß ihm das Lob Wohltat.
    »Mein Vater sagt auch, daß unser König, Ludwig der Heilige, zu viel Zeit den Kreuzzügen opfert. Er sagt, Gott habe ihn eingesetzt, damit er sein Volk regiert. Und ich glaube auch, daß es im eigenen
    Lande so viel Elend und Ungerechtigkeit gibt, daß auch der Heiligste aller Menschen genügend zu tun hätte, damit aufzuräumen.«
    »Nun, Mylord«, sagte der Herzog zu Graelam, »vielleicht könnte Eure Gattin Edward zur Rückkehr und zur Einnahme seines Throns bewegen. Mylady, ich werde mir für meinen nächsten Brief an meinen Neffen Eure Worte gut merken.«
    Kassia errötete und sagte schnell: »Wir können Euch Brot und Käse und frische Milch anbieten.«
    Graelam runzelte die Stirn. »Nan!« brüllte er. »Bring das Frühstück für den Herzog!«
    »Frische Milch habe ich lange nicht getrunken«, sagte der Herzog.
    »Sie ist Eurer Gesundheit sehr zuträglich, mein Herzog. Bitte, wollt Ihr nicht Platz nehmen?«
    Graelam sah erstaunt auf seine Frau. Sie benahm sich genau wie die Lady der Burg, und aus irgendeinem Grunde verdroß ihn das. Vielleicht hatte sie ihm die Schüchterne nur vorgespielt. Vielleicht war sie in Wirklichkeit ein genauso zänkisches Weib wie Joanna.
    »Ich werde dafür sorgen, daß Ihr Eure Milch bekommt«, sagte er zum Herzog. »Dieses Glas ist das meiner Frau.« Damit ging er hinaus.
    Mein Mann ist sehr nett, dachte Kassia. Ich brauche keine Angst vor ihm zu haben. Er kann ja nichts dafür, daß er ein so strenges Gesicht und diesen Riesenkörper hat. Sie reichte dem Herzog ihr Glas Milch.
    Er trank daraus und sagte: »Nun erzählt mir mal etwas von der Bretagne, Mylady!«
    »Cornwall erinnert mich sehr an meine Heimat«, sagte sie. »Vielleicht ist es hier ein wenig kälter.« Sie schaute auf die feuchten Steinwände des Saals und schauderte.
    »Wolffeton hatte lange keine Burgherrin«, erklärte der Herzog freundlich. »Und Lord Graelam ist ein Krieger, der nur auf die Befestigungsanlagen Wert legt. Als er im Heiligen Land weilte, stand die Burg nominell unter meiner Aufsicht. Leider scheint das Personal völlig verschlampt zu sein.«
    »Ich werde mich darum bemühen, daß Ihr die Burg bei Eurem nächsten Besuch in einem angenehmeren Zustand vorfindet.«
    Der Herzog hatte ursprünglich in Kassia ein Kind gesehen, das es allen recht machen wollte. Sie schien aber Rückgrat zu haben, und das machte ihm Kummer. Graelam konnte sehr ungemütlich wer-den, wenn er merkte, daß eine Frau die Zügel in die Hand nehmen wollte. Stirnrunzelnd sagte er: »Er hat also mit Euch über die Annullierung gesprochen.«
    »Ja, gestern abend.« In stolzer Haltung, den Blick fest auf den Herzog gerichtet, fuhr sie fort: »Er muß mich als seine Frau anerkennen. Mein Vater hat ihn als meinen Gatten und als Beschützer Belleterres gewählt. Vielleicht gefällt ihm Lady Joanna besser, aber ich bringe ihm Reichtum und wertvolles Land.«
    »Ja, das

Weitere Kostenlose Bücher