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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Mädchen eine ebenso reiche Erbin wie Joanna de Moreley.« »Aber sie ist Französin!«
    Graelam sah den Herzog nur fragend an.
    »Wollt Ihr diese alberne Heirat etwa nicht annullieren lassen?«
    »Heute abend spreche ich noch einmal mit Lady Kassia. Morgen, mein Herzog, teile ich Euch dann meinen Entschluß mit.«
    Der Herzog von Cornwall fühlte sich übertölpelt, und das gefiel ihm ganz und gar nicht. »Ich verstehe einfach nicht, warum Ihr mir nicht schon längst von dem verdammten Mädchen und Eurer lächerlichen Mitternachtstrauung berichtet habt«, sagte er unwirsch.
    »Aber, mein Herzog, ich sagte Euch doch, ich glaubte, sie wäre gestorben. Weshalb sollte ich Euch das berichten?«
    »Mir ist es unbegreiflich, daß sie Euch besser gefällt als Lady Joanna. Sie ist nicht halb so schön wie Joanna. Für mich sah sie eher wie ein dürrer Knabe aus, und dreckig obendrein.«
    »Sie ist sehr krank gewesen. Sie braucht nur gut zu essen, dann wird sie bald anders aussehen. Und was den Dreck betrifft, da genügt ein ausgiebiges Bad.«
    Der Herzog ahnte, daß er verspielt hatte, und das ärgerte ihn. »Und was ist, wenn die Krankheit sie unfruchtbar gemacht hat? Ich sehe schon, daran habt Ihr nicht gedacht!«
    Graelam zögerte mit der Antwort. Er sah Joannas verzerrtes Gesicht vor sich, hörte im Geist ihre giftigen Worte. Selbst eine unfruchtbare Frau war besser als dieses zänkische Weib. »Nein«, sagte er nach einer Weile.
    »Aber Ihr müßt daran denken!« sagte der Herzog zornig. »Ihr habt mir doch selber gesagt, daß Ihr nur heiraten würdet, um Söhne zu zeugen.«
    Nachdem Graelam den Herzog zu seinem Zimmer begleitet hatte, ging er in seins. Kassia saß in seinem Holzbadezuber. Er wischte sich die Augen. Nur ihre nackten Schultern waren zu sehen. Langsam ging er wieder hinaus und machte die Tür fest hinter sich zu. Eins stand fest: Krank hatte das Mädchen nicht mehr ausgesehen.
    Nach einer Viertelstunde kam er zurück. Um sie nicht zu erschrecken, sagte er nur leise: »Mylady?«
    Kassia fuhr zusammen und ließ den Schildpattkamm fallen. Graelam wandte sich an die alte Zofe. »Ich will mit deiner Herrin sprechen.«
    Wenn der Herzog jetzt Kassia sähe, dachte Graelam, müßte sogar er seine Meinung über sie ändern. Mit den großen Augen, aus denen sie ihn unverwandt anschaute, sah sie wie eine kleine Fee aus. »Wie alt bist du eigentlich?«
    Sein barscher Ton erschreckte sie. »Siebzehn, Mylord.« Mit den Fingerspitzen tippte sie auf eine dichte Locke, die ihr in die Stirn gefallen war. »Es sind nur meine Haare. Vater sagt, ich solle nicht so eitel sein. Aber sie werden wieder wachsen, Mylord.«
    Er setzte sich ans Bett. »Ich habe gesehen, daß deine Zofe unseren Streit da unten mitangehört hat. Ich nehme an, sie hat dir davon erzählt?«
    »Ja«, sagte sie und zog sich den Bademantel über die Brüste.
    »Ist dir kalt?«
    Kassia verneinte, zog sich aber die Decke auch über die Beine.
    »Ich bin fast neunundzwanzig«, sagte Graelam. »Ein verehrungswürdiges Alter für ein so junges Mädchen.«
    »Etta ist beinahe fünfzig. Das ist für mich ein verehrungswürdiges Alter.«
    »Der Herzog von Cornwall wünscht, daß die Ehe annulliert wird.«
    »Das verstehe ich nicht, Mylord. Mein Vater sagte mir, daß ein Priester uns getraut hat.«
    »Ja, aber unsere Ehe wurde nicht vollzogen.« Unverwandt schaute sie ihn aus großen, unschuldigen Augen an. »Es bedeutet, daß ich nie mit dir geschlafen habe, Kassia.«
    Dem Mädchen schoß die Röte in die blassen Wangen.
    »Es bedeutet, daß wir erst dann wirklich Mann und Frau sind, wenn wir miteinander geschlafen haben.«
    Sie sah jetzt gänzlich verwirrt aus.
    »Bist du noch Jungfrau, Kassia?«
    »Mich hat noch kein Mann berührt, Mylord.«
    Daran hatte er keinen Augenblick gezweifelt und die Frage nur gestellt, um sie in Verlegenheit zu bringen. »Genug davon für heute«, sagte er. »Ich will nur noch wissen, warum dein Vater mich nicht davon benachrichtigt hat, daß du lebst.«
    »Mein Vater liebt mich, Mylord. Er hatte Angst, mir die Wahrheit zu sagen, bevor ich völlig gesund geworden war. Ich wußte ja nicht einmal, daß es Euch gibt - außer im Traum.«
    »Was für ein Traum?«
    »Ich habe meinem Vater erzählt, daß ich von einem fremden Mann geträumt hatte. Einem ... einem Mann mit einer freundlichen Stimme. Dann berichtete er mir vor nicht ganz zwei Wochen von Eurer Botschaft. Aber das war noch nicht alles, Mylord. Irgendwie hatte mein Vetter Geoffrey

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