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Die Stimme des Nichts

Die Stimme des Nichts

Titel: Die Stimme des Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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ihrem Kielwasser von den undurchdringlichen Flurwänden widerhallten.
    Eine in Gedanken versunkene Verwaltungsangestellte bog um eine Ecke und stieß fast mit dem immer unruhiger werdenden Minidrachen zusammen. Mit einem spitzen Schrei riss sie die Arme hoch, und was sie in den Händen gehalten hatte, flog an die Decke. Der irritierte Minidrache sauste nach links, nach rechts, dann über ihren Kopf. Das war nicht weiter schwer, denn die Frau glitt langsam zu Boden und klappte zusammen wie ein Akkordeon, während sich ihre Arbeitsunterlagen ringsherum sanft ausfächerten.
    Um dieselbe Ecke kam der Techniker, der beim Anblick der Bewusstlosen gehörig erschrak. Umso erleichterter stellte er fest, dass sie nur ohnmächtig war. Die Verfolgung des Minidrachen fortzusetzen war leicht. Er brauchte nur den Schreien zu folgen, die ein Stück vor ihm durch den Flur schallten.
    Doch plötzlich blieben sie aus. Der Techniker bremste seinen Lauf. Es konnte bedeuten, dass der Minidrache das Spiel leid geworden war oder dass er gefunden hatte, was ihn aus dem Laborraum gelockt hatte oder dass …
    Es war unmöglich, nicht an die Folgen zu denken, falls er jemandem etwas getan hatte. Oder falls jemand ihm etwas getan hatte.
    Eine der Kuppeldacheingangshallen mit Rezeption und bequemen Sofas lag gleich voraus. Der eigensinnige alaspinische Minidrache zog Kreise und Pirouetten und fegte mit einem orgiastischen Überschwang durch die Luft, sodass jeder, der das Glück hatte, die Flugschau zu beobachten, lächeln musste. Der Rezeptionist verfolgte mit offenem Mund das luftige Ballett, das überraschend unter der Kuppel aufgeführt wurde.
    Zumal da jetzt zwei dieser herrlichen Tiere umhersausten.
    Der Besitzer des einen blieb verblüfft stehen und versuchte das Vorhandensein einer zweiten fliegenden Schlange zu begreifen. Diese Tiere kamen selten vor, sogar auf ihrer Heimatwelt. Dass sich innerhalb des Firmenkomplexes gleich zwei davon aufhielten, ließ auf höchst sonderbare Nebenbedeutungen schließen. Desgleichen die Stimme, die ruhig die Stille brach.
    »Hallo, Clarity. Es ist eine Weile her, dass wir uns gesehen haben.«
    Clarity starrte den Sprecher an und wusste nicht, was sie sagen sollte. Einige Zentimeter größer, sichtlich älter geworden, aber immer noch derselbe alte Flinx, der sie nach ihren Zusammenstößen auf Longtunnel und Gorisa nach Nur gebracht hatte. War er etwa auch derselbe, der einmal in sie verliebt gewesen war? War sie vielleicht noch in ihn verliebt? Ihr wurde bewusst, dass der Rezeptionist sie beobachtete. Hoch über ihnen vollführten zwei Minidrachen weltvergessen ihr Ballett. Kein Wunder, dass Scrap verrückt spielte. Welches Kind täte das nicht, wenn es plötzlich die Anwesenheit seiner lange ausgebliebenen Mutter spürte?
    Schließlich ließen sich Mutter und Sprössling auf einem Sofa nieder und liebkosten einander mit spitzer Zunge. Nachdem der Rezeptionist sie misstrauisch beäugt hatte, kehrte er an seine Ar beit zurück und tat höflich sein Bestes, um die zaghafte Neubegegnung, die vor seinem Schreibtisch stattfand, zu ignorieren.
    Flinx blickte die Frau an, die er nach so langer Zeit wiedertraf. Die enthusiastische, aber naive Gentechnikerin schien sich wenig verändert zu haben, seit er sie damals auf dem fernen, windgepeitschten Longtunnel kennengelernt hatte. Ihre blonden Haare waren jetzt schulterlang, trotzdem hatte sie noch über jedem Ohr diesen ausrasierten Stern. Die Augen mit dem einzigartigen Türkiston schauten ihn an. Während er zurückgezogener und nachdenklicher geworden war, schien sie unter der wohltuenden nurischen Lebensart gelassener geworden zu sein. Hier musste es für sie einfacher sein als auf Longtunnel, dachte er, wissenschaftlich vielleicht nicht so anregend, aber sicher unbeschwerlicher.
    Sie nahm seinen Arm und führte ihn einen anderen Flur entlang, gefolgt von den beiden Minidrachen. Nach ein paar Schritten fanden sie sich in einem kleinen Aufenthaltsraum wieder. An einer Wand standen lauter Essensautomaten. Ein breites Fenster blickte auf einen der vieltausend lauschigen Tropengärten, die über die Stadt verstreut lagen. Die fliegenden Schlangen machten es sich sofort auf einem leeren Tisch bequem, der in der warmen Sonne stand. Zu dieser Tageszeit war der Raum verlassen. Clarity lenkte Flinx zu einem Platz am Fenster und setzte sich gegenüber, stützte die Ellbogen auf den Tisch, verschränkte die Finger und hätte ihn fast angespuckt, als sie mit leiser,

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