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Die Stimme des Nichts

Die Stimme des Nichts

Titel: Die Stimme des Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Hunde.
    Indem sie Befehle sprachen und die Finger in den Steuerhandschuhen auf dem Hauptdisplay bewegten, konnten sie die Position der Molekularstrukturen ändern und nach Belieben formen. Jede neue Gruppierung wurde sorgfältig aufgezeichnet, analysiert und gewissenhaften Vergleichen mit den vorherigen unterzogen. Von Zeit zu Zeit wurde am anderen Ende des Raumes eine neue Konfiguration in den Euremtalis Synthesereaktor eingegeben. Innerhalb von zehn Minuten erschien in einer kleinen Schale eine vorläufige Probe der verbundenen organischen Moleküle. Nach einer letzten Überprüfung und Präparation nahmen die Proben ihren Weg in einen anderen Teil des Industrieforschungszentrums zum Produkttest.
    Diese Arbeit der fähigen und hoch bezahlten Techniker wurde nicht getan, um Hungersnöte auf primitiven Welten zu verhindern oder exotische Krankheiten zu heilen oder auch nur das menschliche Leben zu erleichtern, sondern um Frauen – und gelegentlich auch Männer – vor dem anderen Geschlecht ein wenig jünger und attraktiver erscheinen zu lassen. In dieser Hinsicht glichen die Anstrengungen der beiden, wenn sich auch ihre Methoden und Ergebnisse stark unterschieden, den alten Klecksereien mit Henna und anderen Pflanzensäften, die vor acht- oder neuntausend Jahren zu demselben Zweck verwendet worden waren.
    Die Techniker dachten nicht an diese Ironie, während sie ihre Arbeit fortsetzten. Es stand sogar zu bezweifeln, ob sie ihnen je aufgefallen war. Ihnen war die Zukunft wichtig, nicht die Vergangenheit. Und in der Welt von morgen wurde der belohnt, der erfolgreich einen neuen Lippenglanz, Augenfilter oder follikulären Pigmentträger entwickelte.
    Die fliegende Schlange interessierte das alles nicht. Normalerweise verbrachte sie den Tag, indem sie die Arbeit der verschiedenen Techniker, die sich den Laborraum teilten, ignorierte. Dabei war es nichts Ungewöhnliches, wenn sie sich mal regte, um ihre reaktionsschnellen Längsmuskeln zu strecken und sich in der Sonne zu aalen.
    Darum war die Plötzlichkeit und Schnelligkeit, mit der sie aus keinem erkennbaren Grund den grün schillernden Kopf hob, in der Tat seltsam.
    In ihre Arbeit vertieft, bemerkten die Techniker diese Bewegung gar nicht. Sie bastelten weiter an ihren holographischen Molekülen herum und besprachen sich dabei in leisem, sachlichem Ton. Die fliegende Schlange hielt jetzt mit dem Kopf ein Stück über dem Kissen vollkommen still und starrte auf den Trennvorhang, der vor dem Durchgang hing.
    Auf den leisen, ventilatorgleichen Schlag der ledrigen Schwingen hin, die sich mit einem Mal ausbreiteten, drehten die Techniker neugierig den Kopf. Während der eine sich noch wunderte, gab der andere seiner Beunruhigung Ausdruck.
    »Das ist eigenartig. So reagiert er eigentlich nur, wenn ich bedroht werde.« Der Besitzer des Minidrachen schaute sich prüfend im Raum um.
    Ein lautes Brummen wie von einem überdimensionierten Kolibri klang plötzlich durch das Labor. Der Minidrache stand in der Luft. Er schwebte einen Moment lang, in welchem die halbtransparenten Flügel das durchs Fenster einfallende Sonnenlicht in hellblaue und rosa Schatten verwandelten, dann schoss er wie eine Rakete durch den Vorhang. Sein Besitzer rief ihn laut zurück. Als der Minidrache nicht umkehrte, ließ der Techniker alles stehen und liegen und eilte hinterher.
    »Er hat bisher noch nie einen Befehl ignoriert!« Der Vorhang teilte sich vor dem besorgten Techniker. Sein Kollege beschloss, in dem Raum zu bleiben.
    »Besser, ich hole ihn ein, bevor er jemandem ins Gesicht fliegt und der einen Herzkasper kriegt.« Der Kollege wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Er hatte nicht die Absicht, sich an der Jagd zu beteiligen. Hier war eine wichtige Forschungsarbeit fertigzustellen. Dieser hochgiftige, nichtheimische Baumbewohner gehörte nicht ihm, und so sehr er seinen Kollegen schätzte, dieses blöde Vieh hatte er noch nie leiden können. Es hatte ihn mehr als einmal gegruselt, wie das Tier auf seinem Kissen am Fenster lag und ihn mit einem Schlitzauge beäugte.
    Wenn es auf Nimmerwiedersehen hinausfliegen würde, wäre er nicht traurig.
    Selbst die Sorge und Ratlosigkeit, die der Besitzer durchmachte, konnten es nicht zur Umkehr bewegen. Gewöhnlich war ein so starkes Aussenden von Gefühlen mehr als genug, um die fliegende Schlange zu ihrem Gebieter zurückzubringen. Diesmal nicht. Etwas anderes hatte ihre Aufmerksamkeit erlangt und fesselte sie trotz all der drängenden Rufe, die in

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