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Die Stimme des Nichts

Die Stimme des Nichts

Titel: Die Stimme des Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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jeweiligen Besitzers zurückgekehrt, nachdem sie sich müde gespielt hatten und ein wenig benommen waren von den vielen Nektarproben, die sie an den süß duftenden Blüten genommen hatten.
    Wie der Wald erschienen auch der See und seine Umgebung so makellos, als wären sie von einem Landschaftsgärtner gestaltet und nicht auf natürliche Weise entstanden. In einer Senke zwischen sanften Hügeln, die dicht mit blühenden Bäumen bestanden waren, wurde der See von zwei kleinen Wasserfällen gespeist, die an gegenüberliegenden Enden über einen Steilhang herabstürzten.
    Clarity zeigte nach Norden. »Da gibt es noch drei größere Seen. Sie liegen näher bei der Endstation und haben lange Strände, darum geht fast jeder dorthin.« Sie lächelte. »Ich weiß ja, wie du bist, und darum dachte ich, du würdest die Einsamkeit dem Angenehmen vorziehen.«
    »Eigentlich mag ich beides«, widersprach er und strich Pip geistesabwesend über den Kopf. »Meistens finde ich weder das eine noch das andere. Aber wenn ich die Wahl habe, ziehe ich tatsächlich Ersteres vor.«
    Wie zu erwarten, war das Wasser angenehm erfrischend. Angesichts der Behutsamkeit, mit der die Menschen Nurs ihre Umgebung behandelten, war er nicht überrascht festzustellen, dass es auch trinkbar war. Er trieb rücklings an der Wasseroberfläche und ignorierte die kleinen, neugierigen Berührungen der Seebewohner. Sie waren ungefährlich, wie Clarity ihm versichert hatte. Pip und Scrap blieben am Ufer, nebeneinander zusammengerollt in der Astgabel eines Baumes mit blauer Rinde, wo sie zwischen den Blüten kaum auffielen. Minidrachen hielten nicht viel vom Schwimmen.
    Die Sonne war gerade so warm und das Wasser gerade so kühl, dass Flinx sich gut entspannen konnte. Er konnte sich nicht erinnern, wann er dergleichen zuletzt getan hatte. New Riviera war eine fast unanständig freundliche Welt. Trotz Claritys Versicherung war er überzeugt, dass diese heitere Ruhe nicht lange andauern konnte. Bei ihm tat sie das nie.
    Sie gingen aus dem Wasser, trockneten sich ab und legten sich auf die Decken, die sie mitgenommen hatte. Hier gab es zwar keinen Sandstrand, doch der moosartige Bodenbewuchs, der bis ans Wasser reichte, versorgte sie mit einem bequemen Rückenpolster. Als ihn die Sonne durchwärmte, spürte Flinx, dass er leicht wegdösen und das sogar genießen würde.
    Das leise Rascheln von Zweigen, die auseinander geschoben wurden, warnten ihn vor der Ankunft eines Lebewesens, das größer war als die harmlosen, nicht stechenden Gliederfüßer, die unermüdlich daran arbeiteten, die Baumblüten zu bestäuben. Er stemmte sich auf einen Ellbogen und sah in die Richtung des Geräuschs. Clarity starrte zum Wald hinüber.
    »Nicht bewegen«, flüsterte sie angespannt.
    Er musterte das Tier, das aus einem duftenden Gebüsch hervorgekommen war und zu ihnen herüberblickte. »Ich dachte Nur sei ein Paradies ohne Gefahren.«
    »Fast.« Claritys Anspannung wuchs. »Das ist ein Breagar. Ich fürchte, der fällt in die Fast-Kategorie.«
    Der Tier war so groß wie ein terranisches Pferd, aber doppelt so kräftig. Die massigen Schultern gingen in gedrungene Beine über, wobei die vorderen länger waren. Der riesige Kopf hatte vier Kiefer, die wie Zangen zusammentrafen. Daran sah man reihenweise Schneidezähne sowie am Ende jedes Kiefers vier lange, ineinandergreifende Zähne. Die Augen waren klein, rot und saßen weit oben am Kopf, der fast ein Drittel der Körperlänge ausmachte. Anstelle von Ohren standen ein halbes Dutzend spiralige, vibrationsempfindliche Haare steif von der Schädeldecke ab. Sie waren in ständiger Bewegung, prüften die Luft und senkten sich gelegentlich zum Boden hinab, um ihn zu betasten.
    »Fleischfresser?«, fragte Flinx flüsternd.
    »Allesfresser«, antwortete Clarity. »Völlig wahllos. Ein Breagar frisst einfach alles. Soweit ich gehört habe, wurde mal einer gefunden, der einen halben Luftflitzer im Magen hatte. Das Umweltministerium kann in Gebieten, wo sie vorkommen, nur elektrisch gesicherte Abfallverwerter verwenden, weil sie den Verwerter mitsamt dem Abfall verschlingen. Wenn wir uns still verhalten, geht er vielleicht weg. Wahrscheinlich kommt er nur zum Trinken ans Ufer.«
    Tatsächlich lief das Raubtier mit schwerfälligem Gang an ihnen vorbei zum Wasser, beugte die Knie und begann lautstark zu saufen. Da es keine Zunge hatte, saugte es das Wasser mit den nahezu geschlossenen Kiefern ein. Oben in den blühenden Bäumen beobachteten die

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