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Die Stimme des Nichts

Die Stimme des Nichts

Titel: Die Stimme des Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Minidrachen auf einem sonnenwarmen Felsen, der aus dem Wasser ragte.
    »Du bist wirklich ein sonderbarer Mann, Philip Lynx.«
    Sein Lächeln wurde weicher. »Darum bin ich weggegangen, und darum bin ich wiedergekommen. Wenn ich normal wäre, hätte ich dich niemals verlassen.«
    »Was hast du mit dem Breagar gemacht? Ich dachte, du könntest die Gefühle anderer nur spüren.«
    Er nickte. »Ursprünglich war das auch so. Während der letzten paar Jahre habe ich entdeckt, dass ich auch Empfindungen projizieren kann. Nicht immer und mit schwankendem Erfolg, aber ich werde immer besser. Als er uns angriff, spürte ich blanken Hass und Hunger. Die Emotionen von Tieren sind viel weniger kompliziert als die vernunftbegabter Wesen und lassen sich oft auf relativ einfache und direkte Weise bezwingen.« Eine Hand streichelte einen zahnbesetzten Kiefer. Der Breagar schnüffelte wie ein Schwein.
    »Ich habe ihn überzeugt, dass wir keine Bedrohung darstellen und dass die Welt restlos in Ordnung ist. Einfache Empfindungen. Ich habe bestimmt nicht damit gerechnet, dass ich ihn einschläfere. Nein, ich habe ihn nicht eingeschläfert. Ich habe ihn so weit eingelullt, dass er selbst meinte, das sei ein guter Zeitpunkt für ein Nickerchen.«
    Clarity schüttelte den Kopf und konnte den Blick kaum von dem dösenden Ungeheuer abwenden. »Mir scheint, dass du gut nach Nur passt. Was passiert, wenn er aufwacht?«
    »Das können wir leicht herausfinden«, antwortete er zwinkernd. Er drehte sich auf Knien zu dem Tier herum und lächelte es an. Nach ein paar Augenblicken wachte es auf. Clarity fing an zurückzuweichen, doch Flinx hielt sie sachte auf. Der Breagar erhob sich auf alle viere und gähnte mächtig. Es war ein beeindruckender Anblick, wie sich die vier Kiefer nach allen Seiten öffneten, ehe sie sich laut schnappend schlossen. Ohne auf die anwesenden Menschen zu achten, machte das Tier kehrt, schüttelte den Kopf und trottete dem blühenden Wald entgegen.
    Clarity entspannte sich. »Ich habe dich schon verblüffende Dinge tun sehen, Flinx, aber noch nie etwas so – Idyllisches. Kannst du das mit jedem Tier?«
    »Ich weiß es nicht«, gab er ehrlich zu. »Ich hatte noch nicht die Gelegenheit, das bei einem anderen zu versuchen. Doch es scheint möglich zu sein, solange ich mein Talent beherrsche.«
    »Demnach«, fuhr sie auf völlig unerwartetem Kurs fort, »könntest du auch Leidenschaft in mich projizieren und mich in dich verliebt machen.«
    Flinx musste wieder daran denken, wie er diesen Trick an der Sicherheitsangestellten auf der Erde angewandt hatte, damit sie ihm half, in die große terranische Box einzudringen. Er hätte jetzt lügen können, beschloss aber, es nicht zu tun. Wenn er Clarity um Hilfe und Verständnis und vielleicht sogar um mehr bitten wollte, wäre es nicht gut, wenn er die Beziehung auf der Basis von Lügen Wiederaufleben ließ.
    »Ja, das könnte ich wohl. Aber ich will es nicht.«
    »Wie soll ich wissen, dass du es nicht tust?«, fragte sie mit ernster Miene.
    »Du würdest es anfänglich nicht merken, aber irgendwann dann doch. Um in dir oder einer anderen Monat um Monat Liebe zu erzeugen, wäre von meiner Seite eine beständige Anstrengung erforderlich. Früher oder später würde ich bei der Projektion nachlassen, und dir würde klarwerden, was passiert ist, nämlich dass du mit einer Lüge lebst.« Er machte ein entschuldigendes Gesicht. »Danach würdest du mir nie wieder trauen. Außerdem setzt mein Talent manchmal komplett aus, und es lässt sich nicht vorhersagen, wann das passiert. Wenn ich dir auf diese Weise beibringen würde, dass ich der richtige Partner für dich bin, und meine Fähigkeit würde mich mittendrin im Stich lassen, würdest du sicher die richtigen Schlüsse ziehen.
    Ich bin nicht hergekommen, um dich zu belügen, weder mit Worten noch sonst irgendwie. Ich bin gekommen, weil du einer der wenigen Leute bist, die mich und meine Fähigkeiten kennen, die mich verstehen und mit denen ich reden kann.« Er sah sie an. »Du bist es, mit der ich reden möchte – weil du über mich Bescheid weißt, weil du selbst Gentechniker bist und … noch aus anderen Gründen.«
    »Also, ich fühle mich geschmeichelt.« Sie legte sich neben ihn. Die Sonne von Nur badete sie in ihrem wohltuenden goldenen Schein. Harfen flatterten über ihnen und beschrieben zarte Bögen zwischen ihnen und den langsam ziehenden Wolken. »Ich werde dir helfen, wenn ich kann, Flinx. Was soll ich für dich

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