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Die Stimme des Nichts

Die Stimme des Nichts

Titel: Die Stimme des Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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fliegenden Schlangen, alarmiert durch die erhöhte Anspannung ihrer Besitzer, die potentielle Gefahr. Da weder Flinx noch Clarity Panik zeigten, blieben die Minidrachen auf ihrem blütenbedeckten Hochsitz. Doch es war gut zu wissen, dass sie aufpassten, dachte Flinx.
    Als sich der Breagar satt getrunken hatte, wandte er sich vom Ufer ab, um den Rückweg anzutreten. Mit triefender Schnauze hielt er plötzlich inne. Vielleicht roch er etwas Neues. Jedenfalls drehte er sich um und rannte ohne Vorwarnung in vollem Galopp auf Flinx und Clarity zu. Das Tier war nur gute zehn Meter weit weg. Die Minidrachen breiteten ihre blau-rosa Flügel aus und schossen zu ihren Besitzern hinab. Flinx sah, dass sie keinesfalls rechtzeitig zu Hilfe kommen konnten. Mit einem Schrei, halb aus Angst, halb zur Warnung, sprang Clarity auf und rannte zum Wasser. Ein Breagar konnte zwar schwimmen, doch nicht halb so schnell wie ein Mensch. Flinx erkannte, dass sie es nicht bis ins Wasser schaffen würde. Innerhalb eines Moments schätzte Flinx’ Verstand die Entfernungen zwischen den Minidrachen, Clarity und dem Breagar.
    Und sein Verstand reagierte.
    Als Pip und Scrap herabsausten und sich die verzweifelte Clarity ins Wasser warf, ließ er den Teil seiner selbst, der für die Gefühle anderer so empfänglich war, ausgreifen. Die vergangenen paar Jahre hatten gezeigt, dass seine Fähigkeit, die Empfindungen anderer Lebewesen zu spüren und zu beeinflussen, nicht auf die eher undurchschaubaren der Vernunftbegabten beschränkt war, sondern sich auf alle fühlenden Wesen anwenden ließ.
    Von dem Breagar empfing er Hass und Hunger. Er reagierte darauf, indem er die Ruhe projizierte, die ihn überkommen hatte, seit er am Morgen aus dem Transporter ausgestiegen war. Er konzentrierte sich so stark, dass er Claritys Schreie, er möge ins Wasser rennen, kaum hörte. Mit halb geschlossenen Augen ließ er den Frieden des Tages in sich einströmen und von seinem Inneren Besitz ergreifen.
    Wenn das schiefging, würde er natürlich als fleischiger Brei mit Knochensplittern enden. Er hätte es jedoch nicht versucht, wenn Pip nicht längst zu ihm unterwegs gewesen wäre. Er setzte darauf, dass, wenn sein Versuch fehlschlug, sie den Breagar stoppen würde. Sie würde ihn vielleicht nicht töten können, doch ein wohl platzierter Klecks ihres hoch ätzenden Giftes sollte den Angreifer gehörig ablenken.
    Für sein klobiges Aussehen war der Breagar verblüffend schnell. Er war fast bei Flinx angekommen, als er plötzlich abbremste und stehen blieb. Gerade schultertief im Wasser, hörte Clarity zu schreien auf und machte ein verblüfftes Gesicht. Sie sollte sich eigentlich nicht wundern, dachte sie. Das war Philip Lynx. Sie hatte schon erlebt, wozu er fähig war. Was immer er mit dem Breagar getan hatte oder noch tat, war weder sichtbar noch spürbar.
    Langsam stand Flinx auf. Kaum einen Meter von ihm entfernt mahlten die vier Kiefer. Das Tier schnaufte schwer von dem kurzen Sprint, der große Kopf drehte sich leicht zur Seite, damit sich ein rotes Auge auf seine potentielle Beute richten konnte. Pip und Scrap flatterten eifrig und laut summend über ihm.
    Flinx streckte sacht die Hand aus und strich dem Breagar furchtlos über die Schnauzenspitze.
    Langsam mit den Armen rudernd, starrte Clarity offenen Mundes auf die Szene am Ufer und wagte kaum zu atmen, aus Angst, sie könnte den unnatürlichen Bann brechen. Erst als der Breagar die Beine an den massigen Leib zog, sich niederlegte und die Augen schoss, um sogleich einzuschlafen, wagte sie sich allmählich aus dem Wasser.
    Sich im Rücken des schnarchenden Tieres haltend, hob sie ein Handtuch auf und begann sich abzutrocknen. In die Betrachtung des Breagar versunken, kam Flinx der Gedanke, dass sie einen Grund haben könnte, kein Wort zu sagen, und nicht etwa den, dass sie sprachlos war.
    »Keine Bange«, meinte er zu ihr. »Er wird uns jetzt nichts tun.«
    »Ich habe mal einen Breagar im Zoo gesehen. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals noch näher an einen herankäme.« Dann fasste auch sie zaghaft an die lange Schnauze. Die Haut fühlte sich an wie warmes Leder. Fast wäre sie aus dem Hemd gesprungen, als das Tier laut schnaubte, aber es machte die Augen nicht auf.
    Flinx musste grinsen. »Ich hab doch gesagt, du brauchst keine Angst mehr zu haben.« Er legte leicht den Kopf in den Nacken und deutete nach oben. »Siehst du? Pip und Scrap wissen, dass wir nicht mehr in Gefahr sind.« Sie sah die beiden

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