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Die Stimme des Nichts

Die Stimme des Nichts

Titel: Die Stimme des Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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und sich mit Armen und Schultern gegen die Couch stemmte, auf der sie lag, gelang es ihr, sich aufzusetzen. Sie sah sich um. Jenseits der pseudorustikalen Sitzgruppe und dem partikelabsorbierenden Kamin gab es eine Küche, die wie in längst vergangenen Zeiten der Menschheit gestaltet war. Doch hinter den Plastik-Keramik-Fronten verbargen sich sicherlich moderne Geräte. Auf dem Küchentisch stand ein großer, transparenter Kasten mit vielen kleinen Löchern. Darin bewegte sich Scrap so langsam, als wäre er betäubt worden, und spähte ängstlich zu ihr herüber.
    Was war passiert? Sie erinnerte sich, dass sie ein paar Lieferungen durchgegangen war, zuletzt eine Schachtel, auf der der Schriftzug einer eleganten Parfümerie im südlichen Quescal aufgeprägt war. Es war ein Begleitbrief dabei gewesen, von wegen man erprobe einen neuen Duft und hoffe, ihren professionellen Ansprüchen genügen zu können. Sie entsann sich noch, dass sie ihn aufgerissen und gelesen hatte. Auch die Schachtel hatte sie noch geöffnet und dann …
    Was danach passiert war, wusste sie nicht.
    Hatte sie jemand von hinten niedergeschlagen? Ihr tat nichts weh außer den Handgelenken. Die brannten ein wenig. Sie hatte an keinem Parfüm gerochen. War noch etwas anderes in der Schachtel gewesen? Was immer sie umgehauen hatte, es hatte auch auf Scrap gewirkt. Noch unheilvoller war, dass der minidrachensichere Behälter einen Täter nahelegte, der sich mit den Fähigkeiten fliegender Schlangen auskannte. Darüber wusste nur ein kleiner Kreis ihrer Bekannten Bescheid. Natürlich hieß das nicht, dass sich nicht auch jemand anderes die entsprechenden Informationen beschaffen konnte.
    Sie erhob sich von der Couch und hüpfte zum Küchentisch, um Scrap vielleicht zu befreien, als die Haustür aufging. Im Türrahmen erschien ein vertrautes Gesicht.
    »Bill! Der Gottheit sei Dank, dass du da bist!« Sie drehte sich hüpfend herum und wedelte demonstrativ mit den Fingerspitzen. »Ich weiß nicht, was passiert ist. Eben noch öffne ich ein Päckchen, und dann wache ich auf dieser Couch auf. Wo sind wir hier?«
    Ormann ging an den Küchentisch und setzte sich auf einen Stuhl. In dem durchsichtigen Kasten reckte die fliegende Schlange den Kopf nach ihm. Was sie von ihm wahrnahm, war eher Vorsicht und Hoffnung als offene Aggressivität. Aber sie hätte ohnehin nichts ausrichten können. Ormann hatte den Behälter aus einem Material anfertigen lassen, der gegen das ätzende Gift des Minidrachen unempfindlich war.
    »Wir sind oben in den Bergen, Clarity. Wo genau, spielt keine Rolle. Diese Retro-Hütte habe ich mir von einem alten Freund geliehen. Sie ist voll eingerichtet, der Umgebung entsprechend gestaltet und recht einsam gelegen. Du wirst hier sicher sein.«
    »Sicher?« Sie runzelte die Stirn. »Vor wem? Nimm mir die Fesseln ab, Bill.«
    »Zu gegebener Zeit. Bis dahin kann es nicht bequem für dich sein, so dazustehen. Setz dich doch wieder hin.«
    Sie sah ihn mit offenem Mund an, dann wurde ihr klar, dass er nicht die Absicht hatte, sie loszubinden. Langsam und ohne ihn aus den Augen zu lassen, mühte sie sich zu der Couch zurück.
    »Siehst du, so ist es besser, nicht wahr?«, gurrte er, sobald es ihr gelungen war, sich zu setzen. Sie kannte diesen Ton gut. Hatte sie zumindest bisher geglaubt. Jetzt war sie sich nicht mehr sicher, ob sie William Ormann überhaupt richtig kannte.
    »Wie man’s nimmt. Warum willst du mich nicht losbinden?«
    Er ging zum Vorratsschrank. »Du würdest vielleicht eine Dummheit begehen. Du könntest dir etwas antun. Oder sogar mir.«
    »Angesichts meiner Lage würde ich das nicht abstreiten. Was ist eigentlich los, Bill?«
    »Möchtest du etwas trinken?« Er goss sich ein Glas mit einem hellblauen Getränk ein, das sich sofort kühlte. Lustige Gesichter bildeten sich darin und verschwanden wieder, ein amüsantes Verkaufselement, das sich die Verpackungsabteilung des Getränkeherstellers ausgedacht hatte.
    »Vielleicht später. Wenn ich mein Glas selbst halten kann. Wie kommst du darauf, dass ich mir etwas antun könnte? Oder irgendwelche Dummheiten mache? Du kennst mich jetzt seit über einem Jahr, Bill. Ich bin nicht der Typ für Dummheiten.«
    »Das dachte ich auch mal.« Er stellte das halb geleerte Glas zur Seite und musterte sie durchdringend. Scrap zeigte erste Anzeichen von Erregung. »Dann tauchte dein alter Freund auf und bat dich um Hilfe, worauf du immer mehr von deiner freien Zeit mit ihm verbracht hast. Ich

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