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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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davon.«
    Stewards Mund war trocken. Er versuchte Speichel zu sammeln. »Ich werde drüber nachdenken«, sagte er.
    »Hey«, sagte Stoichko und lächelte. »Ich wollte Ihnen die Party nicht vermiesen. Viel Spaß! Benutzen Sie das Zeug, das ich Ihnen gegeben habe. Niemand sonst auf der Station hat das, was in dem Inhalator ist, also machen Sie das Beste draus!« Er streckte die Hand aus und berührte Steward am Handgelenk. »Wir sprechen uns noch«, sagte er. »Ich bin im Hotel Xylophon. Rufen Sie einfach an, wenn Sie reden wollen!«
    Steward leckte sich die Lippen. »Mach' ich«, erklärte er. »Bestimmt.«
    Stoichko grinste und aß sein Bisquit auf. Er zog den Reißverschluß an seiner Ärmeltasche zu. »Bis bald«, sagte er und schlenderte davon.
    Stoichko, dachte Steward. Ein Gesicht und ein Benehmen, das einen dazu brachte, sich wohlzufühlen. Seine Gene mußten von zehn Generationen von Handelsvertretern stammen. Freundlich, jovial, höflich, und im Innern nichts als flüssiges Helium. Von seinen Augen hätte ein eisiger Dunst aufsteigen müssen.
    De Prey, dachte er. Noch am Leben. Kalter Abscheu zerrte an ihm. Ihm war übel. Der Inhalator lag schwer in seiner Tasche. Er fragte sich, ob es Gift war, ob Vestas Rache ihn von seiner eigenen Hand ereilen sollte.
    Er ging, ohne seinen Drink auszutrinken, und führte dann eine komplizierte Flucht- und Ausweichprozedur durch, um sicherzugehen, daß er nicht verfolgt wurde. Er glaubte nicht, daß ihn jemand beschattete.
    Das Adressenverzeichnis von Charter gab ihm die Namen einer Reihe von Chemikern. Er steckte den Kreditstachel in ein Telefon und rief den ersten an.
     
    »Interessant.« Zhou starrte mit klaren künstlichen Plastikaugen auf das dreidimensionale Hologramm eines komplexen Moleküls. Das Modell des Moleküls sah wie die geometrische Abstraktion einer Spermazelle aus; ein Indolring bildete den dicken Kopf, und eine Wasserstoff-Kohlenstoff-Kette formte einen langen Schwanz. Tief in Zhous Augen glänzte etwas silbern auf.
    Zhou war zwanzig Jahre alt und Pharmakologiestudent. Einer der von Steward angerufenen Chemiker hatte ihm den Tip gegeben, daß er sich vielleicht engagieren lassen würde. Seine Wohnung war ein winziges Kämmerchen, das mit Apparaten, Computern, Cryogengeräten und chemischen Synthetisierern vollgestopft war. Er hatte breite fluoreszierende Farbstreifen auf den Wangen und der Stirn. Der Chemiker sah sich einen Computerausdruck an und richtete den Blick dann wieder auf sein Hologramm-Modell.
    »Ist irgendein Neurohormon«, sagte Zhou. »Eins von denen, die auf der Grenze zwischen Hormonen und B-Vitaminen sind. Aber es ist nicht registriert. Ich würde sagen, Sie sind im Besitz eines experimentellen Hormons, das noch nicht geschützt ist. Es ist komplex, und es würde eine Menge kosten, es synthetisch herzustellen.«
    »Ist es künstlich oder natürlich?« fragte Steward.
    Zhou zuckte die Achseln. »Kann ich nicht sagen. Aber ich glaube nicht, daß sowas in der Natur vorkommt. Ich zeige Ihnen später, warum.«
    Steward hatte Zhou erzählt, daß er die Chemikalie von einem befreundeten Maschinisten bekommen hätte, der nicht wußte, was es war. Er hatte den Verdacht, daß Zhou ihm nicht glaubte, aber wenn Zhou skeptisch war, dann hatte es sich nicht auf seine Arbeit ausgewirkt. Er hatte nur ein paar Minuten gebraucht, die von Steward mitgebrachte Probe zu analysieren, und zwei Stunden, um sich darüber klar zu werden, was die Analyse bedeutete.
    »Irgendeine Idee, was seine Wirkung angeht?« fragte Steward.
    Zhou ließ ein angespanntes, selbstzufriedenes Lächeln sehen. Er beugte sich über sein Computerdeck und tippte ein paarmal auf die Tasten. Ein leicht verändertes Molekül erschien. »Da«, sagte er. »Das ist Genesios Drei, das neue Neurohormon von Pink Blossom. B-44, oder Black Thunder.« Leise Überraschung wisperte durch Steward. Er erinnerte sich an das Summen eines Neuroschwerts, an sein Spiegelbild in Spasskys Zähnen und an eine Stahlnadel, die glitschig von Blut war. Zhou holte einen Kreditstachel aus der Tasche und machte eine Handbewegung zu dem Modell hin. »Der Kopf des Stoffes, den Sie mitgebracht haben, ist identisch, wobei hier eine Karbol-Funktionsgruppe durch eine Nitrit-Funktionsgruppe ersetzt wurde. Und die Struktur des Schwanzes ist geringfügig anders, mit denselben aromatischen Gruppen, aber an verschiedenen Stellen in der Kette« – der Stachel fuhr geschickt zwischen den illusionären Atomen herum – »und da

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