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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Laden namens Kafe Kola. Sie hatte eine Menge Ausgänge. Er ging hinein und setzte sich mit dem Rücken an eine Wand. Eine Frau zwei Tische weiter rauchte, und der Geruch in der Luft weckte bei Steward den Wunsch nach einer Zigarette. Er unterdrückte das Bedürfnis und bestellte seine Trauerweide.
    Der Mann in der dunkelblauen Jacke kam herein und nahm auf der anderen Seite des Raumes Platz. Er setzte sich so hin, daß Steward sein Profil sehen konnte. Er schien um die Vierzig zu sein, braunhaarig, dunkelhäutig, glattrasiert und unauffällig. Seine Hände hatten etwas Zartes, das auf genetische Änderungen hindeutete, und seine Ohren sahen zu perfekt aus, um echt zu sein, aber nichts davon spiegelte sich in seinem Gesicht, das nicht jene gemeißelte Schönheit besaß, die bei den Veränderten so häufig anzutreffen war. Er bestellte eine Tasse Kaffee und ein Bisquit. Als sie kamen, nahm er sie, stand auf und kam an Stewards Tisch herüber.
    »Sie haben mich bemerkt«, sagte er.
    »Ja.«
    Er war verändert, sah Steward jetzt, aber bei dem Gesicht war man vorsichtig gewesen. Man hatte ihn so gemacht, damit er normal aussah und sich unauffällig unter eine nicht geänderte Bevölkerung mischen konnte. In den Beruf hineingeboren, dachte Steward. Wie Curzon.
    »Mein Name ist Stoichko. Ich hatte sowieso vor, mit Ihnen zu sprechen. Wenn Sie gerade Zeit gehabt hätten.«
    Steward nahm einen Schluck von seinem Drink, »Worüber?«
    »Darf ich mich setzen?«
    Steward stellte seine Trauerweide auf den Tisch. »Worüber, Kumpel?« fragte er noch einmal.
    Stoichko sah ihn ruhig und nachdenklich an, ohne beleidigt zu sein. »Über diese Dateien, die Sie auf Vesta gestohlen haben«, sagte er.
    Steward grinste und dachte an Verbindungen, die zu entstehen begannen, die seit jenem ersten Moment, als er ein Kommuniqué nach Marie Byrd Land abgeschickt hatte, mit Lichtgeschwindigkeit ins Leben sprangen. »Nehmen Sie Platz!« sagte er und stieß einen Stuhl mit dem Fuß vom Tisch weg.
    Stoichko setzte sich und stellte seinen Kaffee und das Bisquit auf den Tisch. »Zunächst einmal stört es mich nicht sonderlich, daß Sie die Dateien genommen haben«, sagte er. »Tatsächlich denken die Leute, für die ich arbeite, daß es ein recht guter Trick war.«
    Die Trauerweide brannte in Stewards Kehle und mischte sich mit der summenden Wärme, die durch seinen Körper lief. Geschäfte. Verbindungen. All das repräsentierte Ziolkowskis Dämon.
    »Da Sie's zur Sprache gebracht haben«, sagte Steward, »für wen arbeiten Sie?«
    Der Mann schüttelte den Kopf und lachte. »Diese Dateien haben eine unglaubliche Verbreitung gefunden, Steward. Ihre Freunde in der Antarktis hatten eine Wahnsinnsversteigerung. Ein Preis für Exklusivrechte an der Datei, ein anderer für nicht exklusive Rechte. So ging das tagelang. Die Leute in der Pulsar-Abteilung bekamen Schlaganfälle. Sie haben immer wieder versucht, ihr Zeug zurückzukaufen.«
    »Die Pulsar-Abteilung hätte es nicht rausfinden sollen.«
    »Die Auktion hatte sich zu sehr rumgesprochen. Natürlich haben sie's rausgefunden. Nach einer Weile haben die Leute, für die ich arbeite, es ihnen gesagt.«
    Die Indizien formten sich zu einem Bild. »Sie arbeiten für Gruppe Sieben«, sagte Steward.
    Stoichko hing immer noch seinen Erinnerungen nach, ein beglücktes Lächeln auf dem Gesicht. »Die von Pulsar haben bekommen, was sie verdient haben. Die sind doch ein Haufen dämlicher Cowboys. Sich von einem Maschinisten ausnehmen zu lassen! Sie sind cleverer als diese ganzen Cowboys zusammen.« Tränen der Heiterkeit funkelten in seinen Augen. »So eine Panik haben Sie noch nie gesehen.« Er schüttelte den Kopf. »Vesta hätte Leute verdient, die mit mehr Fingerspitzengefühl vorgehen, nicht diese ganzen ehemaligen Militärtypen. Eine Polikorp in der Position von Vesta braucht Personen, die über eine gewisse Geschicklichkeit verfügen.«
    Steward versuchte sein eigenes Lächeln zu unterdrücken. Stoichko war zu vergnügt, als daß dies hätte ganz echt sein können. »Gruppe Sieben«, wiederholte er. »Stimmt's?«
    Stoichko hob sein Bisquit wie zum Gruß. »Der professionelle Nachrichtendienst von Hellere Sonnen.«
    »Und Sie wollen mich anwerben. Ich soll für die Leute arbeiten, die mich gefoltert haben.«
    Stoichko lachte. »Pulsar hat Sie gefoltert, Kumpel. Nicht wir.« Er biß in das Bisquit. »Sie sind wirklich zu gut, um bei Starbright zu bleiben, wissen Sie. Und was Ihre Freunde in der Antarktis angeht

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