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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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ist noch ein sehr merkwürdiger Unterschied. Schauen Sie, hier! Ich zeig's Ihnen.« Er berührte eine Taste an seinem Computerdeck, und das Hologramm verwandelte sich in das vorherige Modell und dann wieder zurück. Eine Struktur verschwand und erschien dann erneut.
    »Sehen Sie?« fragte Zhou. »Der Seitenarm des Moleküls. Bei Ihrer Probe ist er da, und bei Genesios Drei fehlt er. Das ist der wesentliche Unterschied, denke ich.«
    »Und was bewirkt er?«
    »Genesios Drei ist stabil. Bei normalen Temperaturen zerfällt es nicht. Deshalb ist es die perfekte Straßendroge – man kann es monatelang in einer Plastiktüte rumschleppen, und es bleibt wirksam. Aber dieses Zeug …« – er schaltete auf das erste Modell zurück – »dieser zusätzliche Seitenarm macht den Schwanz instabil. Der komplette Schwanz möchte von dem Indolring abbrechen und davontreiben. Es ist so instabil, daß es innerhalb von kurzer Zeit passiert; eine Sache von Tagen. Besonders wenn es Luft, Licht oder Wärme ausgesetzt wird. Deshalb hat Ihre Quelle die Droge gekühlt, um zu verhindern, daß sie zerfällt. In einer Woche wäre Ihr Neurohormon inaktiv. Unbrauchbar.«
    Das Pulsieren leiser Musik drang von nebenan in das Apartment. Zhous Gesichtsausdruck änderte sich nicht. Steward betrachtete das Molekül, während es sich drehte.
    »Was glauben Sie, was es bewirkt?«
    »Ich nehme an, daß seine Wirkungen denen von Genesios Drei entsprechen: Verstärkung der Gehirnfunktion, Stimulation der neuralen Verbindungen. Aber weil der Körper es viel leichter umwandeln würde, brauchten Sie wesentlich mehr davon.«
    »Hätte es die gleiche dämpfende Wirkung auf die Neurotransmitter des Gehirns selbst?«
    »Schwer zu sagen. Sollte mich nicht überraschen.« Zhou sah das Modell aufmerksam an. Etwas in seinen Augen reflektierte die leuchtenden Neonfarben des Hologramms. Er lächelte und suchte in seiner Tasche nach einem Nikotinstäbchen. »Ich würde gern eine kleine Probe davon behalten«, sagte er. »Um ein paar Tests zu machen.«
    »Das wäre wohl nicht sehr schlau«, sagte Steward. »Wenn dies ein experimentelles Hormon ist, heißt das, jemand hat eine Menge Arbeit hineingesteckt. Und wenn es nicht geschützt ist, heißt das, sie müßten es verteidigen, ohne sich an die Gerichte wenden zu können. Manche dieser Gruppen schrecken nicht davor zurück, jemanden umzubringen.«
    Zhou schien beleidigt zu sein. »Ich bin doch kein Dummkopf«, sagte er. »Kann sein, daß es in der Literatur Berichte darüber gibt. Ich wäre vielleicht imstande, eine Verbindung zwischen den Berichten und meinem Wissen über die Droge zu finden und zwei und zwei zusammenzuzählen.« Er saugte einen feinen Sprühnebel aus flüssigem Nikotin ein und lächelte kalt. »Da haben Sie mich vor ein sehr interessantes Problem gestellt.«
    »Ich rufe morgen an«, sagte Steward. »Im Moment bin ich nirgends zu erreichen.«
    Als Antwort auf Stewards Lüge lief ein zögerndes Lächeln über Zhous Gesicht. Steward nahm an, daß es ihn nicht kümmerte – sein Interesse beschränkte sich auf das Problem oder die Dollars; das reichte, um ihn bei der Stange zu halten.
    »Wie Sie wollen«, sagte Zhou.
    Steward nahm den gekühlten Inhalator von Zhous Tisch und ließ ihn in die Tasche gleiten. Seine Finger kribbelten vor Kälte. »Ich melde mich«, sagte er.
    Er trat in einen engen Hausflur hinaus. Das Leben von Charter summte leise in den Wänden. Der Inhalator lag schwer in seiner Tasche. Stoichko hatte ihm den Rat gegeben, zu feiern, und wahrscheinlich würde er das auch tun. Aber zuerst mußte Steward eine Entscheidung über das Ding in seiner Tasche treffen.
    Als erstes ging er in ein Restaurant, das sich auf den Geschmack von Erdbewohnern eingestellt hatte und keine im Hochdruck-Ölkocher blitzgegarte Gemüsepaste servierte. Er fand, daß er sich auch gleich daran gewöhnen konnte, reich zu sein, und bestellte Rôti de Veau au Célerie-rave. Das Kalbfleisch war frisch; es wurde im Luxusfrachtraum des täglichen Shuttles von der Erde heraufgebracht. Bevor die Kellnerin ihm seinen Wein brachte, ging er in den Waschraum. Er wusch sich die Hände, holte dann den Inhalator aus der Tasche und sah ihn an.
    V-Süchtiger. J.
    Dies war der Stoff, vermutete er, der den Alpha süchtig gemacht hatte, das Neurohormon, das die Mächte aus ihren fremden Labors mitgebracht hatten. Steward wußte, daß er das V-Anhängsel besaß, was es auch sein mochte, und daß das Hormon eine starke Wirkung hatte.

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