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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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einen jähen Impuls, den Inhalator durch die Kabine zu werfen, und stellte ihn statt dessen respektvoll auf ein Bord, wo er ihn aus Gewohnheit mit Klettstreifen befestigte.
    Eine Mission auf Ricot ausführen, dachte Steward. De Prey finden. Curzon finden.
    Und dabei eine Menge Aliens umbringen, die nichts mit ihm oder mit den Dingen, die ihm zugestoßen waren, zu tun hatten. Das wollte er nicht.
    Er schaute zu seinem Totem hinauf, zu dem Bild des Videos mit seinem verschwommenen Muster von Interferenzlinien. Der Alpha hatte eine ähnliche Mission durchgeführt, hatte den Köder de Prey geschluckt und die Mächte von Vesta massakriert. Er mußte Gründe gehabt haben, den Auftrag zu übernehmen – das hoffte Steward jedenfalls –, aber Steward selbst brachte den Aliens keine Gefühle entgegen, weder die Liebe, die Griffith für sie empfand, noch irgendwelchen Haß, der ihn dazu bringen konnte, sie töten zu wollen.
    Stoichkos Angebot gefiel Steward nicht. Aber er wollte wissen, was dahintersteckte, wieviel Stoichko über Consolidated und die Beziehung zwischen Curzon und de Prey wußte.
    Er würde versuchen, mit Stoichko zu reden, beschloß er. Er würde sich vom Zen leiten lassen, die Mission annehmen oder ablehnen, je nachdem, in welche Richtung der Augenblick ihn zu treiben schien.
    Er ging an sein Computer-Terminal und holte sich die Abflugzeiten der Shuttles auf den Schirm. Um halb acht flog eins zur Erde ab.
    Wenn er Stoichkos Angebot ablehnte, würde er sich beeilen, um die Fähre noch zu erwischen. Und hoffen, daß er unterwegs nicht ums Leben kam.
     
    Am Morgen rief Steward seinen Robobroker an und gab ihm den Auftrag, Hellere Sonnen abzustoßen und wieder zu kaufen, wenn die Aktie mehr als zehn Punkte fiel. Steward aß auf dem Schiff zu Mittag und suchte dann Zhou auf. Es stellte sich heraus, daß der zweite Inhalator dasselbe enthielt wie der erste: Stoichko hatte Steward keine Pistole in chemischer Form gegeben. Der Chemiker hatte keine Informationen über das Hormon oder seinen Verwendungszweck gefunden.
    Er blickte zu Steward auf, das blasse Gesicht von Farbstreifen überzogen, und schenkte ihm ein kaltes Lächeln. »Wir könnten etwas davon bei einer Party rumgehen lassen«, sagte er, »und sehen, was passiert.«
    Steward schüttelte den Kopf.
    Zhous Lächeln zuckte. »Hab' ich mir schon fast gedacht.«
    Steward nahm die beiden Inhalatoren und steckte sie in seine Reisetasche. Dann ging er zum Hotel Xylophon und durchquerte die Eingangshalle, in der es jetzt merklich ruhiger war. Hologramm-Ultraleichtflieger schossen über ihn hinweg, als er zur Treppe ging. Keiner von ihnen winkte ihm zu.
    Leise ging er den Flur entlang. Stoichkos Tür stand ein Stück weit offen; es war wie eine Einladung. Videogebrabbel drang aus dem Zimmer. Steward roch Zigarrenrauch und Wärme und spürte, daß etwas nicht stimmte. Hitze schoß durch seine Nerven.
    Er blieb eine kurze Sekunde lang im Flur stehen, streckte dann eine Hand aus und stieß die Tür vorsichtig nach innen. Etwas riet ihm, das Zimmer nicht zu betreten.
    Stoichko saß auf einem der Chrom-und-Plastik-Stühle. Steward konnte ihn von einem Platz an der Tür aus deutlich sehen. Er war ins Herz und in die Lungen geschossen worden. Sein Kopf war auf die Brust gesunken, und seine geschlitzten Augen hatten etwas Listiges. Helles arterielles Blut bildete eine Lache in seinem Schoß. In einem Aschenbecher neben seiner Hand brannte noch eine Zigarre.
    Mission abgeblasen, dachte Steward.
    Videofarben spielten über Stoichkos Gesicht und glänzten matt in den toten gelben Augen. Der Impuls wegzulaufen zupfte an Stewards Armen und Beinen. Der Killer konnte noch im Zimmer sein.
    Er dachte an Verbindungen, an Kommunikationswege nach Vesta, in die Antarktis und hierher zur Charter-Station. An Ziolkowskis Dämon, der in öffentlich zugänglichen Computern überall im Sonnensystem hockte. An Kommunikationswege, die jetzt standen, an die er ohne Informationen weder herankam noch Zutritt hatte. Vielleicht konnte er hier in Stoichkos Zimmer Dinge finden, die er wissen mußte. Steward sah auf die Tasche in seiner Hand, dann hob er sie hoch, bereit, sie jedem ins Gesicht zu werfen, der auf ihn wartete. Lautlos betrat er das Zimmer.
     

13
    Hin und wieder konnte man vergessen, daß dies alles Realität war, dachte Steward.
    Diesmal aber nicht.
    Er und Stoichko waren allein in dem Zimmer. Im Video rückte eine Frau in Leder einem dunkelhäutigen Mann in einem schwarzen Trikot mit

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