Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
wiederkehrende Feuchtigkeit.
    Curzon räusperte sich. »Ich glaube, Wandis und Dr. Nubar können jetzt gehen«, sagte er. »Mr. Steward und ich werden gleich mit dem Gespräch über Dinge beginnen, für die sie nicht die erforderliche Genehmigung besitzen.«
    Steward lachte. »Genau. Jetzt reden die Erwachsenen miteinander. Die kleinen Jungs und Mädels dürfen gehen.«
    Curzon fuhr unerschütterlich fort: »Ich danke euch beiden. Wandis, ich glaube, du kannst jetzt nach Hause gehen. Dr. Nubar, Sie warten bitte auf Ihrer Station, falls ich Sie brauche.«
    Das Geräusch von Schritten ertönte, eine Tür wurde geöffnet, weitere Schritte, dann fiel eine Tür zu. Schmerz erfüllte Stewards Augen und sein Gehirn. Er fragte sich, ob er Wandis gerade die Karriere ruiniert hatte. Wenn Curzon dachte, daß sie ihm glaubte, würde sie möglicherweise in Verdacht geraten, sie könnte versuchen, den Alpha zu rächen oder Skandalgeschichten über seinen Tod zu verbreiten.
    Wenn er das gerade getan hatte, so war es dumm von ihm gewesen. Er mußte sich bemühen, sich besser zu beherrschen. Bei den Schmerzen, dem Licht und dem Speed, das sie ihm gerade gespritzt hatten, würde es schwierig sein, sich unter Kontrolle zu bekommen. Er begann kontrolliert zu atmen, versuchte sich seine Ausbildung zunutze zu machen und die Beherrschung über sich zu gewinnen.
    Ich habe keine Taktik, dachte er. Ich mache das Sein und die Leere zu meiner Taktik.
    Die Scheinwerfer erloschen, und Steward atmete erleichtert auf. Ihre Helligkeit brannte immer noch hinter seinen Lidern. Die Schmerzen in seinem Kopf ließen ein wenig nach. Er hörte, wie Curzon sich bewegte, auf dem Stuhl Platz nahm, wo Wandis gesessen hatte, und sich wieder räusperte.
    Ich habe kein Talent. Ich mache einen flinken Verstand zu meinem Talent.
    Das grelle Licht in Stewards Blickfeld verblaßte langsam. Er öffnete die Augen und sah, wie Curzon stirnrunzelnd auf ihn herunterblickte. Er hatte ein Kopfgerät auf seinem kahl werdenden Schädel. Elektroden preßten sich an die Haut; Steward vermutete, daß er damit die Meßgeräte überwachen konnte, die mit Stewards Körper und seinem Gehirn verbunden waren.
    Ich habe keine Burg. Der unwandelbare Geist ist meine Burg.
    »In einem Punkt haben Sie recht«, sagte Curzon. »Ich habe Ihren Alpha umbringen lassen.«
    Eine Welle der Überraschung schwappte in Stewards Geist, sofort gefolgt von Argwohn. Wenn Curzon so offen war, gab es einen Grund dafür.
    «Ich hoffe, Sie hatten deswegen nicht zuviel Papierkram zu erledigen«, sagte Steward.
    »Es gab übergeordnete Gründe«, entgegnete Curzon, »die Sie nicht richtig einschätzen können.«
    Ich habe kein Schwert, dachte Steward. Ich mache mein Schwert aus dem, was über den Dingen und jenseits von ihnen ist, aus dem Denken.
    Er stieß ein bellendes Lachen aus. »Ich kann bakteriologische Angriffe auf eine fremde Rasse richtig einschätzen. Ich kann einen Brigadedirektor richtig einschätzen, der einen Kollegen ermorden läßt, nachdem dieser eine gefährliche Mission erfolgreich beendet hat. Ich kann den Wert eines so zynischen und bösartigen Menschen wie de Prey richtig einschätzen.« Er funkelte Curzon an. »Ich habe durchaus die richtige Einschätzung, was die Details Ihrer Arbeit betrifft. Also nennen Sie mir Ihre Gründe. Vielleicht kann ich die auch richtig einschätzen.«
    Curzon steckte seine unversehrte Hand in die Tasche, holte ein Taschentuch heraus und putzte sich die Nase. Dann lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und sah Steward an. Er hatte immer noch ein ziemlich zerstreutes Stirnrunzeln im Gesicht und sah wie ein Manager mittleren Alters aus, der an einem schwierigen Akrostichon arbeitete, einem rein intellektuellen Problem.
    »Ihr Alpha ist ziemlich bereitwillig in den Tod gegangen«, sagte Curzon. »Er hat den Tod gewollt, Steward – er konnte sich nie dazu durchringen, es richtig zu finden, daß er Sheol überlebt hatte. Aber er wollte einen ehrenhaften Tod, und er wollte zuvor noch bestimmte Aufgaben erledigen. Vor allem die de Prey-Mission. Ich glaube, er war glücklich, als er starb.«
    »Nett von Ihnen, daß Sie ihm dabei geholfen haben. Wenn Sie mich töten, werden Sie mir damit auch einen Gefallen tun, nehme ich an.«
    »Vielleicht werde ich Sie nicht töten. Vielleicht nicht.« Er sagte es so, als ob die Möglichkeit irgendwie faszinierend sei. Vertretergene, dachte Steward. Direkt in die DNS eingebaute Lügen.
    »Wenn ich kooperiere«, sagte er.
    Curzon

Weitere Kostenlose Bücher