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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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bekommen.«
    Steward unterdrückte erneut den Drang, die Achseln zu zucken.
    »Unwahre Antworten ziehen dieses Verfahren nur in die Länge«, sagte Curzon. »Wir werden die Wahrheit trotzdem herausfinden. Sie können die Dinge nur verzögern.«
    Steward sah ihn an. »Nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen. Ich hab' heute nichts weiter vor.« Die Intensität des Lichts ließ Schmerz in seiner Stirn pulsieren.
    »Warum haben Sie St. Cyr getötet?« Die Frage kam rasch, ein Konterschlag.
    Steward schloß die Augen vor dem Flutlicht. Ein grellgelber Glanz war auf der Rückseite seiner Lider. Seine Haut kribbelte, und er versuchte es zu ignorieren. »Weil St. Cyr versucht hat, mich zu töten. Damals, als er noch de Prey hieß. Er hat meine Einheit im Stich gelassen, und viele Freunde von mir sind ums Leben gekommen.«
    »Eisfalken.«
    »Ganz recht, Kumpel.«
    »Warum haben Sie versucht, mich umzubringen?«
    Steward schaute ins Licht. »Weil Sie mich umgebracht haben, Curzon. Sie haben mich nur von Vesta weggeholt, um mir die Eisjacke anzuziehen.«
    Irgendwo hinter den Lampen sog jemand scharf Luft ein. Steward versuchte Wandis hinter den Scheinwerfern zu finden. »Überrascht dich das, Wandis? Hast du nicht gewußt, daß Curzon deinen Mann kaltmachen ließ?«
    »Das stimmt nicht«, sagte Curzon.
    Steward lachte. Die Droge und der Schmerz gaben dem Lachen einen häßlichen Klang. »Na, wer sagt hier nicht die Wahrheit?«
    Curzons Stimme war ruhig. »Steward ist auf Vesta gestorben. Der Rückzug ging schief. Wir haben nur die Leiche zurückbekommen.«
    »Rien n'est beau que le vrai«, zitierte Steward ein Sprichwort. Für Wandis wiederholte er es auf Englisch. »Nur die Wahrheit ist schön, sonst nichts. Ihre Lügen stinken, Curzon!«
    »Darüber möchte ich gern Genaueres wissen.« Eine unmißverständliche Feststellung von Wandis.
    »Jemand hat ihn programmiert«, sagte Curzon. Seine Stimme zeigte keine Erregung; nichts in ihr tat kund, daß er Stewards Behauptung für wert befand, sich mit ihr zu befassen. »Jemand, der mich tot sehen wollte.« Er räusperte sich. »Ich werde dir die Berichte zeigen, Wandis. Du kannst mit dem Piloten sprechen, wenn du willst.«
    »Das würde ich gern tun.«
    »Wandis«, sagte Steward. »Piloten lügen. Berichte lügen.«
    Curzon räusperte sich wieder. Steward fragte sich, ob er Schnupfen hatte. »Nach unseren Informationen hat man Ihnen Erinnerungen eingepflanzt, in denen die letzten fünfzehn Jahre fehlen. Sie selbst können also nichts erlebt haben, was nach Kriegsausbruch geschehen ist. Richtig?«
    »Ja.«
    »Woher haben Sie dann Ihre Informationen, Mr. Steward?«
    Steward lachte. »Von mir. Von meinem früheren Ich. Er hat mir eine Botschaft geschickt, in der er behauptet hat, Sie wollten ihn umbringen.«
    »Und Sie haben ihm geglaubt.«
    »Wandis.« Steward spähte eindringlich in die Dunkelheit hinter den Lampen. »Er hat mir die Botschaft geschickt, nachdem er Vesta verlassen hatte.« Eine Lüge, aber Steward schätzte, daß es nicht viel ausmachte, selbst wenn die Monitoren die Lüge aufdeckten – es würde seine Position nicht verschlechtern.
    »Der Punkt ist, daß ihr de Prey haben wolltet«, sagte Steward. »Ich habe ihn auf Vesta getötet, und dann hat Consolidated seinen Klon und seine Gedächtnisfäden gestohlen, als sie die LebensLicht-Versicherung übernommen haben. Er war für Consolidated mehr wert als ich, und falls ich von Vesta zurückgekommen und de Prey hier begegnet wäre, hätte mich das … ich weiß nicht was gemacht. Rebellisch … schwierig. Deshalb ließ Curzon mich umbringen. Zum Lohn dafür, daß ich ihm gute Arbeit geliefert hatte.«
    Wandis antwortete nicht. Statt dessen sprach Curzon wieder. »Sie haben eine Sendung von Ihrem – früheren Ich bekommen …«
    »Meinem Alpha.«
    »Von Ihrem Alpha. Er hat Ihnen erzählt, de Prey hätte ihn verraten und ich würde ihn umbringen wollen. Und das ist Ihr einziger Grund dafür, daß Sie versucht haben, uns zu ermorden?«
    »Ich nehme an, ich hätte es mit einer Mordanklage in Flagstaff probieren können. Aber ich glaube nicht, daß viel dabei herausgekommen wäre.«
    Steward hatte den Eindruck, daß sich die Leute hinter dem Schreibtisch berieten, daß sie die Unterhaltung noch einmal über ihre Monitoren laufen ließen und sich zu vergewissern versuchten, ob Steward die Wahrheit gesagt hatte.
    Er roch Tabak. Jemand im Raum rauchte. Der Geruch machte Steward den Mund wäßrig. Er war dankbar für die

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