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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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zuckte die Achseln. »Ihre Kooperation ist unerheblich. Wir haben unsere Methoden, und wir haben so viel Zeit, wie wir brauchen. Die Antworten, die wir haben wollen, bekommen wir unter Garantie, so oder so. Nein« – ein energisches Kopfschütteln – »ich denke, ich könnte Sie statt dessen vielleicht anwerben.«
    Steward lachte. Schmerz bohrte sich wie ein Speer in seine Seite, und er schnappte nach Luft.
    Curzon zeigte bei dem Lachen weder Überraschung noch Unmut. Seine Stimme blieb so ruhig wie zuvor. Steward begann wieder zu atmen und bemühte sich um Selbstbeherrschung. Speed schrammte durch seinen Körper wie Nägel über eine Schieferplatte.
    »Ich glaube, Ihr Alpha wollte sich unserem Ziel verschreiben, aber sein persönliches Trauma hatte ihm zu viele Narben geschlagen, als daß er würdigen konnte, was wir hier aufzubauen versuchten. Er neigte zum zynischen Verhalten eines Söldners, für das ich nur wenig Geduld oder Achtung aufbringe; Menschen, deren Loyalität käuflich ist, haben mich noch nie beeindruckt. De Prey, zum Beispiel. Er hätte für mich, für Vesta oder für die Mächte gearbeitet, wenn sie ihm gegeben hätten, was er haben wollte. Sein Wert war begrenzt – wir konnten ihm nicht trauen. Er konnte anderen Ideale einimpfen, aber er selbst hatte keine.« Seine Stimme wurde nachdenklich. »Ich frage mich, ob Ihrem Alpha klar war, wie sehr er durch sein Verhalten dem Mann ähnlich wurde, den er töten wollte.«
    Steward schüttelte den Kopf. »Sie sind ein Prachtstück, Carlos Dancer Curzon. Ein richtiges Original.«
    Curzon sah ihn an. »Nein. Keineswegs. Ich bin einfach jemand, der bestens für seine Arbeit geeignet ist. So wie Sie.« Er sah die Frau in Uniform an. »So wie Colonel Godunov, die dort hinter ihrem Schreibtisch sitzt.« Sein Blick kehrte zu Steward zurück. »So wie unser Premier, Mr. Steward. Der unangefochtene König seines Volkes.«
    Steward sagte nichts. Curzon neigte den Kopf zur Seite und betrachtete sein Problem aus einem anderen Winkel. Die Geste wurde von einem kurzen Hustenanfall verdorben. Er räusperte sich und tupfte sich mit dem Tuch die Lippen ab. »Bronchitis«, sagte er. »Bin gerade drüber weg.« Er stopfte das Tuch in seine Brusttasche und schaute dann wieder stirnrunzelnd auf Steward herunter. In seinen Augen war eine gewisse Fröhlichkeit. Wie beim Weihnachtsmann.
    »Was wissen Sie über die Mächte, Mr. Steward?«
    »Sie sind hierarchisch. Fremdartig. Kompliziert. Nicht so wie wir. Ich weiß, daß Sie meinen Alpha losgeschickt haben, um den Premier von Vesta und viele Angehörige seines Volkes zu töten, aber Premier-zur-Rechten ist entkommen. Ich weiß, daß die Mächte Menschen mit dem V-Anhängsel süchtig machen, daß ihre Aerosol-Hormone die Süchtigen denken lassen, die Mächte seien Gott.«
    Curzon versteifte sich vor Überraschung und warf einen raschen Blick zu Godunov. Steward freute sich, daß er dem Mann endlich eine Reaktion entlockt hatte.
    Als Curzon sprach, war seine Stimme nachdenklich. »Es wird schwieriger sein, Sie am Leben zu lassen, als ich erwartet hatte, Mr. Steward. Die meisten Menschen, die diese Dinge herausfinden, verschwinden einfach.«
    »Können Sie dieses Leintuch um meine Schultern ein bißchen lockern? Ich möchte gern die Achseln zucken können.« Steward ärgerte sich über seine Worte. Das Speed machte ihn geschwätzig, und jedes Wort, das er sagte, wurde überwacht und mit jedem anderen Wort verglichen; so entstand ein Datenpool, mit dem seine zukünftigen Reaktionen getestet werden konnten. Man hatte ihm immer eingebleut, daß er seine Antworten bei einem Verhör kurz und schlicht halten und niemals näher auf etwas eingehen oder langatmige Erklärungen vom Stapel lassen sollte. Vernehmungsbeamte wollten, daß ihre Gefangenen zu prahlen anfingen und redselig wurden; das gab ihnen viel mehr Seil für die Schlinge, in der sie ihre Opfer fangen konnten. Steward begann wieder regelmäßig zu atmen und versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Auf Konstellationen, wie er es auf Vesta getan hatte. Er versuchte, das Universum in seinem Schädel erstehen zu lassen. M44, dachte er. Wo, zum Teufel, war der?
    »Ob Sie mir wohl Ihre Informationsquelle nennen würden?« erkundigte sich Curzon im Plauderton.
    Im Krebs, dachte Steward. Merde. Er konnte nicht denken. Es gab keinen Grund, warum Curzon das nicht wissen sollte. »Die Born ist letztes Jahr nach Vesta geflogen«, sagte er. »Die Pulsar-Abteilung dachte, ich

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