Die Stimme des Wirbelwinds
erzählt, aber nicht warum.« Er blickte finster zu Boden. »Eine verdammt schlechte Operation. Ein Glück, daß wir immerhin noch so viel erreicht haben.« Er griff nach seinem Taschentuch und hustete hinein. Er machte wieder ein finsteres Gesicht, aber darin zuckte ein Grinsen auf. Der Mann war bis obenhin voll mit Schmerzmitteln, und sie lagen im Widerstreit mit seinen Vertretergenen. Ich mache mein Schwert aus dem Denken, wiederholte Steward und beobachtete ihn aufmerksam.
»Auf lange Sicht ist es gleichgültig, welche dieser kleinen Fraktionen triumphiert. Eine von uns wird über die Zukunft gebieten.«
Stachle ihn auf! dachte Steward. Der Orion funkelte in seinem Schädel wie Diamanten. Diamanten, die schneiden konnten. »Das hab' ich schon mal gehört«, sagte er. »Von Kohärentem Licht. Derrotero. Gorky. Und Fernem Ranger.«
Curzon sah ihn leicht überrascht an. »Ah«, sagte er, »da kommt wieder der alte Zynismus des Kriegers durch.« Er räusperte sich. »Früher war ich mit Ihnen einer Meinung, wissen Sie. Daß die Polikorps bloß quasselnde Konformitätsfabriken wären, die alle nur von Verachtung und Schwäche und Gier nach Macht motiviert wären. Daß alle nach einem Vorteil suchten und hofften, ihre Ideologie oder ihr System würde sich als das erweisen, was sie brauchten. Ich bin … zu einem bestimmten Beruf erzogen worden. Meine Gene haben mich dazu bestimmt. Ich machte meine Sache sehr gut. Aber mir fehlte eine gewisse … Inspiration.«
»Die haben Sie ja jetzt, wie ich sehe.«
Curzon wirkte belustigt. »Ich habe viel Sympathie für Ihren Standpunkt, ganz ehrlich. Während der Zeit des Orbitalen Sowjets gab es eine absolute Autorität, die über das Verhalten der Polikorps urteilte. Aber der Sowjet stürzte in einen Nebel aus Nervengas und maßgeschneiderten Viren, und seit damals haben wir …«
»Darwin-Tage«, sagte Steward. Ihm wurde heiß in seinem Laken. Sein Mund wurde trocken.
Curzon lächelte. »Ja. Überall nur Polikorps, die um ihren Vorteil kämpfen. Jeder im Krieg gegen jeden. Und in Ermangelung einer anderen verantwortlichen Autorität und angesichts einer korrupten Ethik an den höchsten Stellen haben Sie, Mr. Steward, Ihr eigenes, persönliches Moralempfinden über alles andere gestellt. Sie haben über de Preys Verhalten und über meins geurteilt und es unentschuldbar gefunden. Aber das ist eine sehr … einsame … Daseinsweise, nicht wahr? Vielleicht sogar eine soziopathische. Sie können keine anderen Menschen finden, die Ihrer Gesellschaft wert sind, mit Ausnahme von Ihnen selbst.«
»Ich habe jede Menge Freunde«, erwiderte Steward. »Und apropos Soziopathie, eins tue ich nicht: Ich lasse sie nicht umbringen.«
»Ihr Alpha schon«, sagte Curzon. Steward merkte, wie er sich versteifte. »Auf Sheol hat er seinen vorgesetzten Offizier umgebracht.« Curzon zielte mit einem Finger auf Steward, wie mit einer Pistole. »Peng.« Curzons Augen zwinkerten fröhlich. »Er hat ihn erschossen. Und im Kampf hat er Befehle gegeben, die dazu führten, daß viele seiner Freunde den Tod fanden. Er hatte eine verantwortungsvolle Position inne, und Verantwortungsträger sind manchmal gezwungen, solche Entscheidungen zu treffen.« Curzon sah ihn an. »Sie nehmen sich die Freiheit heraus, tugendhaft zu sein, weil Sie auch frei von jeder Befehlsgewalt sind. Ihr Alpha hatte nie so viel Glück. Er trug Verantwortung für Menschenleben, und diese Verantwortung hat ihn fürs Leben gezeichnet. Das ist ein Teil seiner Tragödie.«
»Es hätte keine Tragödie sein müssen«, sagte Steward. Auf seiner Kopfhaut bildeten sich Schweißperlen.
»Hören Sie zu!« sagte Curzon. »Als die Mächte kamen, wußte ich sofort, daß ich mit ihnen zusammenarbeiten wollte. Ich wußte, daß der Grenzbereich zwischen der Menschheit und den Mächten der Ort war, wo man sein mußte, wo das Schicksal unserer Blutsverwandtschaft geschmiedet werden würde.«
Das Schicksal unserer Blutsverwandtschaft, dachte Steward. Orion lachte sich scheckig.
»Die Mächte sind gespalten«, fuhr Curzon fort. »Ebenso wie wir. Consolidated und Hellere Sonnen werden mit Absicht schwach gehalten, und zwar aus Angst. Die anderen Polikorps wissen, was wir hier erschaffen, und hoffen, es unter Kontrolle halten zu können. Das wird ihnen nicht gelingen.« Er schüttelte den Kopf. »Es wird sich erweisen, daß die Synthese von Mächten und Menschen bedeutender ist als beide allein. Die Mächte haben das sofort erkannt. Deshalb sind die
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