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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Metallstraße. Seine Hand umklammerte immer noch die Pistole.
    Der dritte Leibwächter, den er nicht gesehen und der den Schuß abgefeuert hatte, erwischte ihn, bevor er drei Schritte getan hatte. Er stolperte und fiel auf die Knie, als ein fliegender Absatz in seine linke Niere krachte und der Schmerz kreischend durch seine Nerven schoß. Auf den Knien drehte er sich nach links und versuchte seine unversehrte Hand zu benutzen, aber ein weiterer Tritt knallte in seine Rippen, und seine Abwehr ging ins Leere. Er fühlte, wie etwas tief in ihm drin zerbrach. Er sah, daß der dritte Leibwächter eine Frau war, eine kleine schwarzhaarige Frau in unauffälliger Kleidung, deren Oberlippe in der lebhaften, angespannten Parodie eines Lächelns gefletscht war. Dahinjagende Luft heulte in Stewards Geist. Sein Fuß schoß schwungvoll heraus, erwischte sie am Knöchel und brachte sie zu Fall, aber bevor er sich taumelnd aufrappeln konnte, kamen die beiden Leibwächter von Curzon auf ihn zu. Steward sah Schockhandschuhe an ihren linken Händen.
    Er duckte sich unter dem ersten Schlag durch, schlug auf Molybden auf und rollte herum. Der Schmerz in seinem gebrochenen Arm jagte ihm glühende Nadeln in den Schädel. Dann kam er wieder hoch, ein Fuß peitschte aus, traf einen Leibwächter in der Körpermitte und trieb ihm die Luft aus den Lungen. Er krallte sich jedoch in Stewards Hosenbein und hielt es fest, was diesen einen Sekundenbruchteil kostete, um sein Bein zurückzuziehen. Das brachte ihn aus dem Gleichgewicht und verdarb ihm den nächsten Tritt, der auf den zweiten Leibwächter gezielt war und von diesem mit der linken Hand pariert wurde – zum Glück berührten die Kontakte des Handschuhs nicht Stewards Haut, und er taumelte zurück, sah, wie die Frau aufsprang, um sich wieder am Kampf zu beteiligen, und plötzlich flog der große Leibwächter auf ihn zu und versuchte ihn gänzlich zu Boden zu stoßen. Er bekam einen Schlag ins Gesicht, bevor er sich zur Seite werfen konnte, und dann krachte der Fuß der Frau seitlich gegen sein Knie und knickte es um.
    Ein Leben, ein Pfeil. Scheiße.
    Nach dem Aufprall auf der Metallstraße konnte er nur noch den Wind hören und nichts als den Schockhandschuh sehen, der herunterkam, genau auf seiner Brust landete und ihn wie einen von einer glänzenden elektrischen Nadel durchbohrten Schmetterling auf den Molybden-Weg nagelte.
     

17
    Steward spürte, wie eine Nadel – eine andere Nadel – in seinen Schenkel stach. Eine Flutwelle aus zerbrochenem Glas spülte durch seinen Körper. Nerven erwachten und sangen vor Schmerz. Sein Mund war trocken, seine Lippen aufgesprungen. Irgendwo summte ein Ventilator. Er schlug die Augen auf.
    Aus einem schwarzen Tunnel heraus sah das ruhige Gesicht einer Frau unter kurzen blonden Haaren auf ihn herunter. Um ihr linkes Auge herum war eine Sonneneruption aus Juwelen implantiert. Mühsam versuchte er sich zu erinnern, wer sie war.
    »Wandis«, sagte er. Es tat weh, das Wort auszusprechen.
    Ihr Mund zuckte im Ansatz eines Lächelns. »Steward«, sagte sie. »Trink lieber einen Schluck!«
    Das Mundstück eines Ballons berührte seine Lippen. Er trank dankbar. Warme Stellen hüpften wie Springspinnen über seine Haut. Er versuchte sich zu kratzen und merkte, daß er sich nicht bewegen konnte.
    Während er aus dem Ballon trank, schien das Sehvermögen in einem Corioliswirbel trüber Farben langsam in seinen Kopf einzusickern. Er war in eine Art Leintuch gewickelt und auf einem Tisch aus einer mattierten Metallegierung festgeschnallt. Wenigstens hatte der Tisch keine Blutrinnen, dachte er. Er spürte, daß Elektroden an seinen Kopf geklebt waren, und in seiner Interface-Buchse steckte etwas, das nicht reagieren wollte, als er ihm Befehle zu geben versuchte. Menschliche Gestalten bewegten sich im gedämpften Licht hinter Wandis. Steward erkannte Curzons vierschrötige Silhouette; er stand zwischen einer schlanken, finster dreinschauenden Frau in Uniform und einem Mann in einem weißen Kittel mit einem Stethoskop um den Hals. Stewards Kleider lagen auf einem Stapel neben seinem Tisch.
    Schmerz pulsierte in seinem Arm, seiner Seite und seinen Nieren.
    Er sah Wandis an. »Tut mir leid, daß ich dich da reingezogen habe«, sagte er.
    Sie nahm den Ballon weg und zuckte die Achseln. »Ich bin nur hier, um beim Verhör zu helfen. Weil ich dich kenne.«
    Steward sah jetzt, daß sie eine maßgeschneiderte blaue Jacke mit einem Holo-Ausweisabzeichen am Kragen trug.

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