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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Informationen hier gab es nicht genug Material über die Dinge, die er wissen mußte. Er würde damit anfangen müssen, Dateien auf Vesta zu durchstöbern, bevor er irgendwelche weiteren Entscheidungen treffen konnte.
    Und Griffiths Plan? Da die Kommunikationswege überwacht wurden, war es hier riskanter als anderswo. Er hatte nicht vor, sich Zugang zu Schachproblemen zu verschaffen, ehe sein Aufenthalt hier zu Ende ging und es nichts mehr ausmachte, wenn er in Verdacht geriet.
    Er wollte nicht gierig sein.
     
    Dann kam die Brennphase des Abbremsens, die weitere drei Tage dauerte und von den Vier-Stunden-Schichten gekennzeichnet war, die sich Reese und Steward teilten, bis sie beide völlig erschöpft waren und schlaff in ihren Gurtnetzen hingen, dankbar für die Wiederkehr der Schwerelosigkeit. Steward hatte vorgehabt, so bald wie möglich von Bord zu gehen, aber er stellte fest, daß er nicht die Kraft dazu hatte, und schwebte zu seiner Kabine hinauf, um sich schlafen zu legen. Reese folgte ihm auf dem Weg zu ihrer eigenen Unterkunft. Sie sahen, daß SuTopo auf sie wartete. Er hing mit dem Kopf nach unten vor Stewards Kabinentür. Sein Pitji klebte immer noch fest auf seinem Kopf.
    »Wenn Sie mir Ihre Pässe geben«, sagte SuTopo, »dann bringe ich uns alle durch den Zoll.«
    »Danke.«
    »Sie müssen sich außerdem bei Cairo melden, um eine Blutprobe abzugeben. Die haben hier eine geradezu wahnhafte Angst vor Kontamination, und sie brauchen Proben von uns allen, bevor sie jemand in die Station lassen.«
    »Man sollte denken, daß sie meine Unterlagen vom letztenmal noch in den Akten haben müßten«, murmelte Reese.
    Stewards Starbright-Paß war ein hauchdünnes schwarzes Plastikding mit dem Polikorporationssiegel darauf. Er enthielt einen stabilen Gitterfaden mit seiner offiziellen Identifikation, Finger- und Netzhautabdrücken und jeder ungewöhnlichen medizinischen Angabe, die Notärzte vielleicht brauchen würden. Anscheinend fehlten die Informationen, die Hellere Sonnen seinem Blut entnehmen mußte. Steward holte den Paß aus seiner Kabine und gab ihn SuTopo.
    »Schönen Urlaub«, sagte Steward.
    »Sie werden noch vor mir von Bord gehen, denke ich«, sagte SuTopo, als er Stewards Paß in die Tasche steckte und die Klettklappe darüber schloß. »Ich überwache das Entladen.«
    »Tut mir leid«, sagte Steward und versuchte etwas echtes Mitgefühl aufzubieten. Er schwebte mit Reese zum Schiffslazarett, wo ihm Cairo eine Nadel in den Arm stieß und ihm rasch und sicher etwas Blut abzapfte, dann trieb er zu seinem Bett zurück und hob das Bettnetz hoch.
    Er schloß die Augen. Maschinen-Analoga pulsierten auf der Rückseite seiner Lider. Der Schlaf kam nach weniger als hundert Atemzügen.
     
    Er schlief rund sieben Stunden, duschte, zog sein Jack Totem-T-Shirt, Kordhose und Jeansjacke an und warf einen Blick auf seine Nachrichten, bevor er ging – diesen Fehler würde er nicht noch einmal machen. Er fand eine verstümmelte Nachricht von Fischer vor, die von viel Geklapper und Gelächter im Hintergrund unverständlich gemacht wurde und bei der es um eine gute Party in einem Laden namens Time Zero ging. Das war alles. Er schwebte nach vorn zur Personalröhre, die zur Luftschleuse von Vesta führte.
    Sein Paß hatte ihn vermutlich schon durch den Zoll gebracht; er preßte also den Daumen auf die Platte mit dem Hellere Sonnen-Logo, und die Luftschleuse ging auf. Er trat hinein, drückte den Knopf, die dem Schließmechanismus mitteilte, daß er drin war, und sah zu, wie die Tür hinter ihm zischend zuschlug. Grüne Lichter liefen über die Innentür; sie öffnete sich, und er schwebte auf einen lärmerfüllten, mit einer dunklen Legierung verkleideten großen Platz, wo Frachtgut in riesigen, gewichtslosen Paketen unter dem lauten Geheul von Warnsirenen und dem gedämpften Zischen von Steuerdüsen bewegt wurde.
    Steward warf einen Blick auf die Holos, die ihm die Richtung zu dem von Menschen bewohnten Teil von Vesta zeigten, dann stieß er sich von der Tür der Luftschleuse zu einem hundert Meter entfernten Tunneleingang hin ab.
    Als er langsam über den Platz schwebte, hörte Steward hinter sich und seitlich von sich ein Zischen und sah, wie zwei Männer auf ihn zuschwebten. Sie trugen beide weite und dunkle gepolsterte Jacken, die bis zum Hals zugeknöpft waren, und jeder hatte eine kleine Handgasdüse dabei, die ihm half, in der schwerelosen Höhle zu manövrieren. Einer hatte eine Hand in seine Jackentasche

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