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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Monitor überwacht. Die Trockenheit in seinem Mund tat weh. Er jonglierte eine Weile mit den beiden Gedanken herum, überlegte, ob es ihm etwas ausmachte, wenn sie wußten, daß er wach war, und kam dann zu dem Schluß, daß es keinen Sinn hatte, still zu sein. Er stand vorsichtig auf. Sein Rückgrat und seine Knie knackten. Der Plastikbezug der Matratze war naß, wo er die Droge ausgeschwitzt hatte. Er sah zwei runde Brandmale auf der Haut über einem Knie, wo ihn die Elektroden des Schockhandschuhs getroffen hatten. Das Atmen schien große Mühe zu kosten. Vielleicht war der Sauerstoffgehalt der Luft gesenkt worden, auch dies, um ihn zu zermürben. Steward ging zum Waschbecken, um sich den Mund auszuspülen.
    Er war sehr durstig. Er hielt den Mund an den Hahn und trank lange. Das Wasser war schal und geschmacklos, frisch aus dem Aufbereiter.
    Wasser tropfte ihm auf die Brust, als er sich aufrichtete. Er wischte es mit der Hand ab. Die Schwerkraft zog an seinen Beinen, seinem Rückgrat und seinen Nieren. Steward ging zu seiner Matratze zurück und streckte sich, um die Steifheit im Rückgrat und im ganzen Körper loszuwerden. Er versuchte sich zu sammeln und seinen mentalen Schutzschild aufzubauen.
    Er beendete seine Dehnungsübungen ungestört. Allmählich fühlte er sich besser. Seine Kopfschmerzen ließen nach.
    Zum Teufel damit! dachte er. Er schob die Matratze und die Decken beiseite und fing mit Gymnastik an. Ihm fiel kaum etwas ein, was er sonst tun konnte.
    Nach dem sechzehnten Liegestütz bei hoher Schwerkraft begann er es sich noch einmal zu überlegen, aber es war zu spät, und er wollte den Leuten, die ihn beobachteten, nicht die Befriedigung verschaffen, ihn aufgeben zu sehen. Deshalb pumpte er sich noch vierzigmal hoch, wobei er sich sehr um perfekte Haltung bemühte, und stand dann auf, um ein paar Runden von Sprüngen aus der Hocke einzulegen.
    »Gefangener Steward.« Eine tonlose männliche Stimme, die hinter einem der Gitter an seiner Tür drang. »Knien Sie sich hin, das Gesicht von der Tür abgewandt! Legen Sie die Hände auf den Rücken!«
    »Gleich«, sagte Steward und fuhr mit seinen momentanen Übungen fort.
    »Knien Sie sich hin!« Die Stimme war so ausdruckslos wie zuvor. »Das Gesicht von der Tür abgewandt. Legen Sie die Hände auf den Rücken!«
    »Neun. Zehn.« Steward fragte sich, wie oft sie die Anweisungen wiederholen würden, bevor sie Leute mit Schockhandschuhen hereinschickten, und kam zu dem Schluß, daß es nicht der beste Zeitpunkt war, um das herauszufinden. Er befolgte die Anweisungen und kniete sich mit den Händen auf dem Rücken hin.
    Die Tür ging auf. Nach dem Geräusch ihrer Stiefel auf dem Metallboden schätzte er, daß es mindestens zwei, vielleicht sogar drei Wärter waren. Hände packten seine Unterarme. Er fühlte, wie ein Kleidungsstück grob an seinen Armen hochgeschoben wurde und ihm auf den Rücken und die Waden fiel, dann schlossen sich Handschellen um seine Gelenke. Er testete die Handschellen und stellte fest, daß es welche mit einer massiven Stange statt einer lockeren Kette dazwischen waren.
    »Aufstehen!« Die Stimme klang seltsam, irgendwie gefiltert, wie durch ein Telefon.
    Als er stand, warf er einen Blick auf die Wärter, zwei Männer und eine Frau. Die Frau stand mit einem Schockhandschuh an jeder Hand hinter den anderen beiden und sah ihn mit Schmetterlingsflügelaugen an. Beide waren größer als er, muskulös, mit steinernen Gesichtern, und trugen eine graue Uniform, komplett mit einer weiten Panzerjacke. Sie hatten schwarze Plastikhelme auf, und der Gesichtsschutz war heruntergeklappt. Wenn Steward sie zu schlagen versuchte, konnte er sich dabei nur die Knöchel brechen. Der seltsame Klang der Stimme rührte daher, daß sie aus einem Lautsprecher am Gürtel eines Wärters kam und von einem Mikrophon im Innern des Helms stammte.
    Bevor sie ihm die Handschellen anlegten, hatten sie ihm von hinten einen dünnen Baumwollbademantel übergezogen. Einer der Männer trat vor Steward hin, zog den Mantel um ihn herum und schloß ihn mit Klettstreifen. Steward sah auf den Bademantel hinunter. Er war von einem verblichenen Blau und hatte eine Nummer sowie Stewards Namen in neuen, leuchtend schwarzen Lettern aufgeprägt.
    Der Wärter warf ein Paar Plastikslipper ohne Absätze vor Steward auf den Boden. Steward schlüpfte hinein.
    »Umdrehen!« sagte der Wärter.
    »Ich vermute, es wird nichts nützen, wenn ich frage, warum man mich festhält.« Was ihm in

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