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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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ja auch oft sein. Sie sind immer monatelang von jeder Verbindung abgeschnitten, und wenn sie auf Entdeckungsreisen sind, müssen sie häufig mit anderen Polikorp-Schiffen verhandeln. Oder sogar mit Aliens, wenn's hier in der Gegend noch andere wie die Mächte gibt.«
    »Kannst du die Mächtesprache verstehen?« fragte Steward.
    Navasky runzelte die Stirn und nahm einen Schluck aus einem Teeballon, während sie sich ihre Antwort überlegte. »Vieles davon«, sagte sie. »Aber nicht mit allen Bedeutungen oder jedem Kontext. Nur einfache Sachen. Das Mächte-Idiom ist voller Bezüge und Muster, die die Menschen bis jetzt noch nicht entziffern konnten, nicht einmal mit Unterstützung der Mächte.« Ihr Stirnrunzeln wurde zu einem zuversichtlichen Lächeln. »Aber ich fange ja gerade erst an – im Moment würde ich im Seminar sitzen, wenn wir nicht die ganze Ladung hier rausholen müßten.« Sie ließ ihre Schulter kreisen und schnitt ein Gesicht. »Ich bin's nicht gewohnt, Sachen rumzuschleppen.«
    »Die falschen Gene«, sagte Colorado grinsend. Navasky lachte und legte den Arm um ihn.
    Steward lächelte. Sie waren jetzt entspannt, und vielleicht würden seine Fragen ihnen nicht komisch vorkommen. »Ich erinnere mich«, sagte er, »daß ich vor ein paar Monaten was über einen biologischen Alarm auf Vesta gelesen habe. Eine Verseuchung.«
    Colorado verzog das Gesicht. Navasky setzte ihren Teeballon ab. Ihr Blick war beunruhigt. Seit der orbitale Sowjet in einem Hagel von biologischen Schlägen gestürzt worden war, neigten die Raumbewohner allgemein zur Paranoia in bezug auf Verseuchung, und Navaskys neoimagistische Geschichte hatte ihre Wachsamkeit bakteriologischen Epidemien gegenüber noch geschärft. »Zu der Zeit war ich auf der anderen Seite«, sagte sie. »Da hatte ich noch nicht die Genehmigung, zur Delegation zu kommen.« Sie sah Colorado an. »Aber Colorado war hier.«
    Der sah auf seinen Teller. »Böse Zeit«, sagte er. »Ich war nicht da, als es am Schlimmsten war.«
    »Sind Menschen zu Schaden gekommen?« fragte Steward.
    Colorado schüttelte den Kopf. »Nicht viele. Die Epidemie war weitgehend auf das Mächte-Quartier begrenzt. Hier gibt's ständig Verseuchungsübungen – sobald der Alarm losging, wußte jeder, daß er in seiner Unterkunft zu bleiben oder schleunigst den nächsten gehärteten Strahlenschutzraum aufzusuchen hatte. Die Mächte-Besatzungen in den Schiffen schlossen sich einfach da drin ein, als es Alarm gab, aber die übrigen, die auf Vesta leben, die hat's schlimm erwischt Es heißt, die Mächte-Polizei hat einfach alle Mächte erschossen, die infiziert waren. Jedenfalls gab's bergeweise Tote, hat mir jemand erzählt. Der ganze Delegationssektor roch wie« – er zuckte die Achseln – »wie tote Mächte, würde ich sagen. Schlimm. Es müssen viele gewesen sein.«
    »Wir sollen nicht darüber reden«, sagte Navasky. Sie warf einen nervösen Blick über die Schulter.
    »Ein paar Menschen hat's auch erwischt. Sind von Mächten in wilder Flucht totgetrampelt worden, nehme ich an. Es heißt, die Mächte sind einfach durchgedreht, als sie rausfanden, daß sie infiziert waren. Sie haben ihr eigenes Quartier reichlich demoliert. Als wir wieder arbeiten gingen, sah's auf den Docks auch übel aus.«
    »Hat aber nicht lange gedauert«, warf Navasky ein.
    »Nur ein paar Tage. Anscheinend ist jede infizierte Macht innerhalb von Stunden krank geworden, deshalb hat sich die Seuche selbst ausgebrannt. Jetzt lassen sie keinen Menschen mehr ins Mächte-Quartier, weil es sein könnte, daß er irgendwas einschleppt.«
    Steward bedauerte, daß er das nicht aufzeichnen konnte. Seine Gedanken wirbelten, als er sich alles zu merken versuchte. Er wünschte, er wäre nicht so müde.
    »Und dann ist da der neue Samuel«, sagte Navasky. Steward hatte das Gefühl, daß es in seinem Geist elektrisch klickte, als ob ein Schalter umgelegt würde – irgendwie wußte er, daß dies wichtig war. Colorado sah Navasky überrascht an. Sie richtete ihre dunklen Augen auf Steward und erklärte es ihm.
    »Samuel ist die Macht an der Spitze der Delegation«, sagte sie. »Mächte haben in ihrer eigenen Sprache keine Namen, weißt du. Sie haben nur Titel, wie Vetter-Zweiten-Grades-Zuständig-für-Müllabfuhr.« Sie lachte, und Steward lachte mit, um sie zu ermutigen. »Alle prominenten Mächte haben menschliche Namen bekommen«, fuhr sie fort, »weil die menschlichen Werbeleute, die für sie arbeiten, ihnen sowas wie eine

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