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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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statt grau, und mit einem leuchtend roten Streifen, der schräg über Brust und Rücken aufgenäht war, wie das Band eines Ritterordens. Sie standen am nächsten Ladedock weiter unten in einer dichten Traube um einen der mittelgroßen Frachtcontainer aus Metall herum. Sie hatten den Container geöffnet, und einige von ihnen drängten sich um ihn, holten Verpackungsschaumstoff heraus und brachten kleine Plastikschachteln zum Vorschein.
    Steward sah sie, als er einen Sechs-Tonnen-Behälter an ihnen vorbeilenkte. Sein Kopf schoß hin und her, während er abwechselnd kleine Feuerstöße aus seinen Düsen abgab und die Hupe betätigte, um sicherzugehen, daß der Weg frei war und daß andere ihn sahen. Die Leute mit den dunkelvioletten Jacken hielten sich mit Greifpumpen am Dach der Dockanlage fest und nahmen kaum Notiz von ihm. Einer von ihnen, ein kleiner, dunkelhäutiger Mann mit einer faßförmigen Brust, war mit einer der Plastikschachteln an den Rand der Gruppe getreten und hatte sie aufgemacht. Stirnrunzelnd sah er sich den Inhalt an.
    Auf einmal spülte das Wiedererkennen wie ein Schwall über Steward hinweg. Bilder wurden in rascher Wiederholung in seinen Geist geschwemmt. Sereng. Eisfalken. Freilufttraining. An einer Strickleiter hängend, sich in einem Wind von dreißig Knoten drehend, die mit Steigeisen ausgerüsteten Stiefel des Nepalesen auf einer biegsamen Sprosse nur ein paar Zoll über seiner Nase. Sereng, fast begraben unter seinem Rucksack, lächelnd, mit dem großen, nach innen gebogenen Messer am Gürtel, das wie der geschärfte und zu Stahl gewordene Schulterknochen eines großen prähistorischen Tieres aussah. Seine Augen, die so scharf glitzerten wie sein Messer.
    Hitze stieg in Stewards Haut auf. Seine Müdigkeit verschwand. Sein Blick zuckte von Sereng zu der Metallpalette; er stoppte den Container, drehte ihn und ließ ihn sanft an seinen Platz sinken. Er gab einem anderen Besatzungsmitglied ein Zeichen, die Elektromagneten einzuschalten, die ihn auf der Palette verankern würden, und spürte den satten Aufprall unter sich, als der Container auf seine Eisenstreifen herunterkrachte. Dann machte Steward sein Steuerpack los und stieß sich geradewegs dorthin ab, wo der Nepalese in seine Schachtel starrte. Er schlug einen halben Purzelbaum im Raum, bis sein Kopf in die andere Richtung zeigte, und landete mit den Füßen voran auf dem Klettstreifen direkt vor Sereng.
    Der Mann blickte auf. Sein Gesicht war voller, als Steward es im Gedächtnis hatte, sein Körper weicher. Seine Augen waren kühl, geistesabwesend und nicht im mindesten überrascht. Er hatte sich einen Schnurrbart wachsen lassen. Die Stimme war dieselbe. »Captain«, sagte er.
    »Hallo«, sagte Steward. »Ist lange her. Was tust du hier draußen?«
    Sereng machte vorsichtig die Schachtel zu. Es war etwas Glänzendes darin, etwas mit Spulen und einem Platz für eine winzige Treibstoffzelle: ein kleines Kühlaggregat, kleiner als eine Zigarettenschachtel.
    »Ich gehöre zur Mächte-Delegation«, sagte Sereng. »Ich bin ein Bürger der Mächte. Hast du das nicht an der Uniform gesehen?«
    Verblüffung durchzuckte Steward. Sereng war Soldat gewesen, kein Händler oder Diplomat. Er konnte sich nicht denken, welche Verwendung die Mächte für den Mann haben mochten.
    »Ich kenne die Uniformen von Hellere Sonnen noch nicht. Ich bin bei Starbright. Es ist reiner Zufall, daß ich überhaupt hier bin.«
    Sereng nickte. Stewards Anwesenheit schien ihn nicht im mindesten zu überraschen. »Ist ein guter Job«, sagte er. »Ich bin die ganze Zeit mit den Mächten zusammen. Genau da, wo ich sein will.«
    Mit Serengs Augen stimmte etwas nicht. Sie waren irgendwie umwölkt, ihr Blick nach innen gerichtet. Es waren nicht die Augen, an die Steward sich erinnerte.
    Eine hauchende Stimme erklang dicht bei Stewards Ellbogen. Er fuhr zusammen. Es war ein Alien. Aus seinem unteren Kehlkopf kam ein präzises, gebildetes Englisch, wie bei einem Fernsehansager.
    »Vertragsbruch«, sagte er. Seine Arme bewegten sich in raschen Mustern. Steward zuckte vor dem sauren Geruch des Wesens zurück. »Sie dürfen nicht mit Delegationspersonal sprechen. Dies ist ein Vertragsbruch. Ihre Polikorp wird mit einer Geldstrafe belegt werden.«
    »Ich bitte um Entschuldigung. Ich kenne diesen Mann seit Jahren. Mir war nicht klar, daß er ein Delegationsmitglied ist.«
    »Wurden Sie nicht über die Bedeutung der Uniform unterrichtet? Dieser Mann ist ein unter Quarantäne stehendes

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