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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Mitglied der Delegation. Ich werde beim Starbright-Konsul protestieren.«
    Wundervoll, dachte Steward. Im Mittelpunkt eines weiteren Vorfalls zu stehen, der über Lals Schreibtisch lief, hatte ihm gerade noch gefehlt.
    »Ich bitte um Verzeihung. Ein Protest wird nicht nötig sein, nachdem ich jetzt darauf aufmerksam gemacht worden bin.« Er warf einen Blick über die Schulter. »Tut mir leid, wenn ich Ihnen Schwierigkeiten mache, Sereng«, sagte er, aber der Nepalese hatte sich bereits abgewandt und war auf dem Rückweg zur Gruppe um den Container herum.
    »Fort, fort!« sagte die Macht. Ihre langen, drahtigen Arme fuhren mit scherenartigen Bewegungen auf Stewards Knie zu, als wollten sie Anstalten machen, ihm die Kniesehnen durchzuschneiden. Steward sah, daß Colorado auf ihn zukam. Er segelte bedächtig, aber schnell am Klettstreifen entlang.
    »Ja, ja. Entschuldigung«, sagte Steward und ließ sich von der Macht wegscheuchen.
    Colorado streckte seine große Hand aus und ließ sie hart auf seine Schulter fallen. »Was ist los mit dir?« Er zerrte Steward beinahe davon. »Weißt du nicht Bescheid über die gottverdammten Rotstreifen?«
    »Nein. Was ist denn los?«
    Colorado war überaus wütend. »Jemand hat Mist gebaut, das ist los. Du hättest darüber unterrichtet werden müssen, daß du nicht mit Mächte-Personal sprechen darfst.«
    »Einer davon ist ein alter Freund. Sind sie wirklich Bürger der Mächte?«
    Colorado sah sich nach der Gruppe um. Seine Finger schlossen sich fester um Stewards Schulter. »Ganz recht, verdammt. Das sind die einzigen Menschen, die zur Mächte-Sektion in der Zentrifuge Zutritt haben. Das sind die Verrückten.«
    »Diejenigen, die sie lieben.«
    Colorado spuckte aus. Das Speichelkügelchen schwebte in den Raum hinaus und verschwand in der Ferne. »Die mit den weichen Birnen«, sagte er.
    Steward schaute auf, als ein Schatten zwischen ihm und der großen Scheinwerferbank durchzog, die diesen Teil des Docks erhellte. Es war Reese. Sie hatte sich die Gurte ihrer Steuerdüsen um den Körper geschnallt und schwebte mit raschen Peroxidstößen über ihm.
    »Ärger, Steward?«
    Steward sah zu ihr hoch. »Ich kenne einen dieser Burschen von früher. Ich war mit ihm bei den Eisfalken. Aber jetzt sind sie tabu oder so.«
    »Die in den violetten Jacken mit dem Streifen«, erklärte Colorado. »Haltet euch von denen fern, zum Teufel!« seine Augen wurden schmal. »Eisfalken?« sagte er.
    »Ich bin älter, als ich aussehe.«
    Reese hatte sich im Raum ein kleines Stück herumgerollt. Sie streckte den Hals vor und sah sich die Mächte-Bürger durch ihre weit gegrätschten Beine an. »Ich kenne auch eine von denen«, sagte sie erstaunt. »Die große Rothaarige. Sie war in einer Aufklärungseinheit auf Erzengel.« Sie schwieg für einen Moment. Als sie Steward ansah, war ihr Blick fragend. »Kann es sein, daß die alle früher beim Militär waren?« überlegte sie laut. »Was wollen die Mächte mit denen?«
    »Sie arbeiten für Samuel«, sagte Colorado. »Sie bauen sein Medien-Image auf, arrangieren die Veröffentlichung von Informationen aus dem Mächte-Raum und schließen Handelsverträge.«
    »Wozu braucht er dazu ehemalige Militärangehörige?« wollte Reese wissen.
    »Keine Ahnung«, sagte Colorado. »Sie verlassen den Delegationssektor nie, soweit ich weiß.«
    Steward sagte nichts. Er dachte über Serengs Augen nach.
     

11
    Steward hatte etwas Neues in seiner Kabine. Wie SuTopo mit seinen Bonsais, Fischer mit seinem Berg und der vorherige Bewohner von Stewards Kabine mit den riesigen geöffneten Schamlippen anonymer Frauen hatte Steward seine Sehnsüchte in ihrer reinsten Form in einem einzigen Bild zum Ausdruck gebracht. Er hatte es an dem Tag, als die Born von Vesta abflog, aus einem Magazin ausgeschnitten.
    Das Bild zeigte ein Video in einem blauen Plastikgehäuse. Auf dem Schirm war ein Schleier gezackter Interferenzlinien zu sehen. Hinter der Interferenz konnte man ein undeutliches Bild erkennen oder vielleicht erahnen.
    Der Gegenstand von Stewards Sehnsucht.
    Das Bild war in seinem Kopf, vermischt mit den Mustern der Maschinen-Analoga, die immer noch in seinem Gehirn pulsierten, Bilder, die auch nach sechs Stunden Schlaf noch da waren. Die Brennphase mit hohen g-Werten beim Verlassen des Gürtels war vorbei, und die Born befand sich auf ihrem zweiundfünfzig Tage dauernden Rückweg zur Charter Station – die Erde und Vesta waren jetzt weiter voneinander entfernt als während des

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