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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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menschliche Medienpersönlichkeit zu geben versuchen, damit es den Leuten leichter fällt, mit ihnen umzugehen. Nachdem ich jetzt eine Weile mit den Mächten zusammen war und sie studiert habe, kann ich sie voneinander unterscheiden. Ich hab' Bänder von dem Samuel vor der Seuche gesehen, und ich hab' den gegenwärtigen Samuel aus der Nähe gesehen, und es ist nicht dieselbe Person … Macht, meine ich.«
    Steward beugte sich zu ihr hin. »Glaubst du, er ist gestorben?« Seine Intensität schien Navasky zu erschrecken. Er lehnte sich zurück, holte Luft und versuchte sich zu entspannen, die verkrampften Muskeln in seinen Schultern und Armen zu lockern und sich zu benehmen, als ob die Antwort ohne jede Bedeutung wäre.
    »Scheint naheliegend zu sein«, sagte sie ein bißchen gedämpft.
    Navasky war auf jede erdenkliche Weise dazu ausgebildet und genetisch angepaßt, in Menschen zu lesen, sie überzeugen und manipulieren zu können, und sie hatte bei Steward etwas Seltsames gesehen, das sie nachdenklich machte. Er mußte sie jetzt zum Reden bringen, ehe sie auf den Gedanken kam, daß er so etwas wie ein von ihren Vorgesetzten bei Starbright geschickter Spion war, der herauszufinden versuchte, ob sie geheime Informationen ausplauderte. Er grinste und versuchte damit, ihren Verdacht zu zerstreuen. »Ich wüßte gern etwas über die soziale Organisation der Mächte«, sagte Steward. »Was passiert, wenn der Chef der Delegation stirbt?«
    »Sie sind vollständig hierarchisch.« Der Ausdruck in Navaskys Augen war erstaunt und ein wenig argwöhnisch. Ihre Worte waren präzise, als ob sie sich selbst zensierte und sich bemühte, nichts zu verraten. Steward verwünschte sich, weil er so direkt gewesen war. »Nur Samuel war ermächtigt, bestimmte Entscheidungen zu treffen. Wenn jetzt etwas Wichtiges auf den Tisch käme, müßte der gegenwärtige Samuel es ihren Vorgesetzten im Mächte-Raum zur Entscheidung übergeben.«
    »Und es würde Monate dauern, mit ihren Chefs in Verbindung zu treten«, sagte Steward.
    Navasky nickte. Steward hatte den Eindruck, daß er so viel aus ihr herausbekommen hatte, wie sie ihm jemals freiwillig erzählen würde. Er trank Wasser aus seinem Spritzballon und überlegte. Der biologische Angriff des Alpha hatte die Mächte-Hierarchie der Spitze und damit der Fähigkeit beraubt, selbst mit jeder größeren Frage oder Krise zurande zu kommen, die auftauchen mochte. Er hatte außerdem die Mächte-Bevölkerung verheerend dezimiert, die Effektivität der Kolonie insgesamt gesenkt und die Beladung der wartenden Schiffe verlangsamt. Ersatzpersonal war vermutlich unterwegs, und in der Zwischenzeit zogen sie zur Verstärkung höchstwahrscheinlich so viele Besatzungsmitglieder von ihren Schiffen ab, wie sie es wagten. Steward fragte sich, was für ein Problem aufgetaucht war, daß Curzon und Consolidated Systems so versessen darauf waren, gerade zu diesem Zeitpunkt einen solchen Angriff zu unternehmen. Sie hatten Starbright für mindestens ein Jahr gelähmt. Warum, dachte er, war dieses Jahr so entscheidend?
    Colorados Stimme klang verwundert. »Ist dieses Zeug irgendwie wichtig für dich? Warum fragst du?«
    Steward probierte es mit einem lässigen Achselzucken. »Ich kenne jemanden auf der Erde, der mit den Mächten zusammen war und sie wirklich liebt. Und er kann nicht in den Raum, weil er die Krankheit hat – was für eine auch immer.«
    Navasky beobachtete ihn immer noch; sie versuchte in seiner Körpersprache zu lesen, in seinem Ton. Colorado schien sich jedoch zu entspannen. »Ja. Wir haben hier auch solche Mächte-Liebhaber.« Er schüttelte den Kopf. »Komische Typen. Es ist nicht mal Liebe, glaube ich. Es ist so, als ob sie die Mächte irgendwie brauchten. «
    Navasky nahm stumm die Hand vom Tisch und legte sie auf Colorados Schenkel. Er sah sie überrascht an. Sie schürzte die Lippen und bedachte ihn mit einem wortlosen Kopfschütteln. Colorado wirkte erstaunt, und dann sah es so aus, als ob sich Rolläden über seine Augen senken und Steward ausschließen würden. Er beugte sich über seinen Teller.
    Steward machte es Colorado nach. Er merkte, daß ein weiteres Augenpaar auf ihm ruhte: Reese, die ihn beobachtete, während er sich mit seinem Essen beschäftigte, die ihn die ganze Zeit beobachtet hatte. Und die zweifellos ihre eigenen Schlüsse gezogen hatte.
     
    Es war eine ganze Gruppe, alle in Uniformjacken, die wie die normale kragenlose Starbright-Uniform geschnitten waren, aber dunkelviolett

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