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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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wartende Fähre, einen kleinen Viersitzer, der von einem ungeduldigen Mann im Starbright-Overall gefahren wurde.
    »Tut mir leid, wenn ich drängele«, sagte er, als sie sich anschnallten, »aber wir stecken hier ganz schön in der Klemme.« Der Akzent klang schwach südamerikanisch, aber er hätte überall im menschlichen Raumsektor geboren sein können. »Die automatischen Entlader der Mächte sind total im Eimer, und unsere Leute sind haufenweise mit Dysenterie zurückgekommen. Haben in der Cafeteria was Schlechtes gegessen.«
    »Macht nichts«, antwortete Reese. »Ich hatte sowieso nichts zu tun.« Steward warf ihr einen Blick zu.
    Der Fahrer wandte sich um. Seine Haut war blau-schwarz. In seine Augenbrauen und Wangenknochen waren Diamanten eingesetzt, und an der Stelle, wo sein linkes Ohr gewesen war, hatte er einen schwarzen Funkempfänger aus Plastik implantiert. »Übrigens, ich bin Colorado«, sagte er.
    Steward sah Colorado in die Augen und fragte sich, ob er der Attentäter war. Der Mann wirkte zu weich, aber man konnte nie wissen. »Freut mich«, sagte Steward.
    Colorado drückte auf die Hupe und zündete seine Wasserstoff-Steuerdüsen. Er fuhr mit ihnen durch den Raum zu einem Ausgang, der mit einem blinkenden grünen holographischen Zielsymbol gekennzeichnet war.
    Der nächste Raum war riesig, eine kilometerlange Dockanlage, die so gewaltig war, daß ihr fernes Ende im Dunst des organischen Smogs verborgen lag, den die Mächte erzeugten. In der fast bei Null liegenden Schwerkraft bewegten Aliens und Roboter riesige Frachtblöcke hin und her. Die Fähre kam in eine nicht automatisierte Flugschneise und schoß pfeifend durch die halbe Länge des Docks, bevor sie bremste. Ihre Elektromagneten blieben an einem Eisenstreifen in der Nähe eines zwanzig Quadratmeter großen Schleusentors haften.
    Der Geruch hier war anders. Noch beißender.
    Steward schnallte sich los. »Die Fracht ist komplett für Starbright bestimmt«, sagte Colorado. »Die automatischen Lademaschinen im Mächteschiff sind verschlackt; ich hab' gehört, daß sie ihren Wartungsoffizier oder Chefingenieur, oder wie er auch heißt, kreuzigen wollen. Wir müssen in die Laderäume rein, die Container mit der Hand festmachen, sie durch die Röhre aufs Dock schaffen und sie dort auf Paletten packen. Dann können die Leute von der Station sie mit ihren Maschinen übernehmen.« Er sah Steward an und grinste: »Gute Idee, selber 'n Helm mitzubringen. Wir anderen müssen uns die Dinger alle bei der Materialausgabe besorgen.«
     
    Steward arbeitete anderthalb Schichten, wobei er in seinem Helm und seiner Jacke vor sich hin schwitzte, und niemand versuchte ihn umzubringen. Es kam ihm vor, als ob die Luft sehr ozonhaltig sei, und er konnte fast fühlen, wie die Haare an seinen Armen knisterten, wenn er sich bewegte. Zusätzlich zu den neun Menschen waren vier Mächte bei dem Arbeitstrupp, und die Aliens arbeiteten wie die Teufel. Sie bewegten sich völlig lautlos, bis auf die klagenden Orgelrufe, die sich in einem fremdartigen Mollchor erhoben, wenn einer ihrer Vorgesetzten auftauchte, um nachzusehen, wie sie vorankamen.
    Die Fracht – worum immer es sich dabei handeln mochte – befand sich in genormten Metallcontainern, die so beschaffen waren, daß ihr Inhalt ausgiebig mit Desinfektionsmitteln eingesprüht oder bestrahlt werden konnte, wenn sie das Territorium der Delegation verließen. Eisenstreifen an den Seiten der Container sorgten dafür, daß sie mit Elektromagneten am Boden des Laderaums verankert werden konnten. Steward mußte Peroxid-Steuerdüsen an den Containern festmachen, die Magneten abschalten und die Fracht dann aus dem Laderaum zu einer Palette fliegen, die an der Wand des Docks befestigt war. Die Arbeit war knifflig; einige Container wogen bis zu sechs Tonnen. Die Schwerkraft brauchte man nicht zu berücksichtigen, wohl aber den Schwung, und ein so massiver Container konnte Schaden anrichten, wenn er innen gegen den Laderaum des Mächte-Schiffs stieß. Steward bewegte seine Container sehr vorsichtig.
    Am Ende der zweiten Schicht gab es noch eine Menge zu tun. Sie hatten einen Laderaum geleert und mit dem zweiten angefangen. Ein dritter, bisher noch unberührter Laderaum stand ihnen noch bevor.
    Nach der Arbeit brachte Colorado Steward und Reese zu einem Wohnkomplex für Menschen in der großen Delegationszentrifuge. Sie sollten sich eine kleine Gästewohnung mit zwei Zimmern teilen und bekamen Essensmarken für die Cafeteria. Hier

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