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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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mit SonnenSystem heraus und brachten ihn zu ihrem Hauptquartier auf Ricot.
    Von da an war der Alpha langsam in der Sicherheitshierarchie von Consolidated aufgestiegen, während er eine Reihe routinemäßiger Aufgaben erledigte; anscheinend machte er seine Sache gut. Er entwarf eine Reihe von Schritten, um die Mächte biologisch zu schützen. Er arbeitete Methoden aus, wie man die große Zahl fremder Staatsangehöriger, die sich ständig auf Ricot aufhielten, auf Herz und Nieren prüfen konnte. Und er heiratete eine Frau namens Wandis, eine Ingenieurin, deren Spezialgebiet das Penrose-Anlagerungsverfahren beim Züchten von Kristallen war. Sie hatte kurz zuvor ihr Examen am Ricot College gemacht und zwar zehn Jahre jünger als der Alpha.
    Im Dossier war ein Foto. Wandis war blond, mit kurzen Haaren und dunklen Augen. Um ihr linkes Auge herum waren Edelsteine im unregelmäßigen Muster einer Sonneneruption eingesetzt. Sie lächelte und wirkte irgendwie zerbrechlich.
    Steward betrachtete sie und runzelte die Stirn. Das Gesicht rief bei ihm nicht die geringste Reaktion hervor. Der Alpha hatte jemand gefunden, der Natalies Typ so unähnlich war, wie es nur ging.
    Nach ein paar Jahren war der Alpha bei Consolidated Systems weit genug aufgestiegen, um die Aufmerksamkeit der Hellere Sonnen-Hierarchie zu erregen. De Prey, nunmehr Colonel in der Pulsar-Abteilung, erkannte seinen Namen und sein Foto in einem Dossier wieder und leitete einen Plan in die Wege, ihn anzuwerben. De Prey hatte zu dem Dossier selbst einen kurzen Abriß beigesteuert, in dem er seinen Rekrutierungsplan erläuterte.
    Eis streifte Stewards Nerven, als er de Preys Worte sah. Er konnte die Stimme des Colonels in seinem Geist widerhallen hören, als er die Seite überflog und jeden kalten, wohldurchdachten Satz in sich aufnahm.
    Die Rekrutierungspolitik der Eisfalken war auf eine besondere Art von Rekruten ausgerichtet: Sie sollten intelligent genug sein, um in Abwesenheit ihrer Vorgesetzten denken, handeln und überleben zu können, und dennoch hingebungsvolle Unterordnung unter Autorität gelernt haben, insbesondere unter die Ziele und Zwecke von Kohärentes Licht. Die Eisfalken sollten keine Söldner, Soldaten oder Attentäter sein, sondern intelligente, fanatische Krieger mit der Fähigkeit, keine anderen Ziele gelten zu lassen als die von Kohärentem Licht. Es wurden spezielle Anstrengungen unternommen, um entwurzelte Individuen zu rekrutieren, vor allem Bürger nicht-korporierter Nationen der Erde, die nicht von anderen Polikorps indoktriniert worden waren oder die aus einem Milieu kamen, in dem Chaos und Gewalt allgegenwärtig waren, und die aus diesem Grund Kohärentes Licht im Gegensatz dazu möglicherweise als Kraft der Stabilität und Ordnung betrachten würden. Die Indoktrination der Eisfalken konzentrierte sich nicht auf formales ideologisches Training, sondern ersetzte es durch die Kultivierung einer religiös-militärischen Mystik. Der Mystizismus des Zen mit seiner Konzentration auf die Erkenntnis einer verschwommenen ›Wahrheit‹ im Kern aller Dinge, einer Wahrheit, die völlig von moralischen Ordnungsvorstellungen getrennt ist, war ein nützliches Werkzeug bei diesem Indoktrinierungsprogramm.
    Steward dachte an Dr. Ashraf und erinnerte sich an den Zorn des Psychologen über die Betonung des Zen bei der Eisfalken-Ausbildung. Hier waren Ashrafs Gedanken, in den kalten und präzisen Worten von Colonel de Prey.
    Der Erfolg dieser Indoktrination ist offensichtlich, wenn man sich die Geschichte des Sheol-Feldzugs ansieht, bei dem die Eisfalken genau das taten, was sie in ihrer Ausbildung gelernt hatten, und zwar in einem Ausmaß, daß sie selbstmörderische Angriffe auf ihre von KL bestimmten Feinde durchführten, als der pure Selbsterhaltungstrieb schon längst eine andere Verhaltensweise verlangt hätte. Daß der in Rede stehende Steward seine Ausbildung vor den anderen durchbrach und zum Brennpunkt einer Rebellion gegen seine Vorgesetzten wurde, die KL gegenüber immer noch loyal waren, ist weniger ein Versagen der Indoktrinierung als der Beweis für einen anderen Faktor in seinem Hintergrund. Der in Rede stehende Steward hat das Chaos im zivilen Bereich miterlebt und überstanden, das auf den Fehlschlag des Programms von Fernem Juwel in Europa und auf die vorsätzliche, von Fernem Juwel selbst durchgeführte Vernichtung ihres eigenen Kapitals und ihrer Ressourcen sowie der von ganz Europa folgte.
    Auf Sheol scheint besagter Steward zu einem

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