Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
süchtig. Und das hieß, daß seine Theorie falsch war.
    Steward war schwindlig. Er ließ den Kopf zwischen die Knie sinken und holte tief und bebend Luft. Schweiß tropfte auf das Klettpolster unter seinem Sitz. Steward wußte nicht, ob er für diese neue Erkenntnis dankbar sein sollte oder nicht. Seine Gedanken hatten bis zu einem bestimmten Punkt voll und ganz Sinn ergeben; dieser Punkt war seine eigene Erfahrung, und die Erfahrung widersprach allem und stoppte seine Theorie abrupt.
    Er konnte das Beweismaterial seines eigenen Körpers nicht außer acht lassen.
    Also war die V-Sucht etwas anderes. Steward dachte einen langen Augenblick darüber nach, während das brüchig gewordene Konstrukt seiner vorherigen Theorie vor seinem geistigen Auge hing und ihn verspottete … Nichts anderes ergab ebensoviel Sinn.
    Steward kam zu dem Schluß, daß die V-Sucht wahrscheinlich etwas mit den Mächten zu tun hatte, daß sie mit etwas zusammenhing, was diese importierten. Vielleicht fertigten die Mächte für Consolidated und Hellere Sonnen Drogen, Chemikalien oder Hormone nach Maß an, und diese machten diejenigen, die mit ihnen arbeiteten, irgendwie süchtig. Vielleicht experimentierten die Mächte mit menschlichen Versuchspersonen, verabreichten ihnen bestimmte Dosen und hofften herauszufinden, wie die Menschen funktionierten und wie man sie kontrollieren konnte. Vielleicht wußten Consolidated und Hellere Sonnen darüber Bescheid, konnten es jedoch nicht unterbinden, ohne den Handel mit den Mächten zum Erliegen zu bringen, den einzigen Grund für ihre Existenz, und versuchten deshalb nur, die Zahl der Leute zu begrenzen, die ihnen ausgesetzt waren.
    Steward stellte fest, daß seine Spekulationen immer wilder wurden. Er wandte sich wieder seiner Datei zu.
    Hinter de Preys Bericht fügte der Colonel noch ein Gesuch an den Hellere Sonnen-Commissaire für Kollektive Sicherheit an, in dem er um die Genehmigung dafür bat, daß die Pulsar-Abteilung den Alpha anzuwerben versuchte. Obwohl de Prey einräumte, daß die Rekrutierung Kranker normalerweise die Aufgabe von Gruppe Sieben war, bat er darum, hier eine Ausnahme zu machen, weil die frühere Beziehung des Rekruten zu ihm bei der Rekrutierung helfen würde. Es folgte ein Protestschreiben eines Leiters der Gruppe Sieben, dann die Entscheidung des Commissaires, de Prey den Rekrutierungsversuch zu gestatten. Die Pulsar-Abteilung legte eine leise Schadenfreude an den Tag, dachte Steward, indem sie die Korrespondenz, die sich auf de Preys bürokratische Manöver bezog, in der Datei ließ.
    Dann kam eine Reihe von Mitteilungen von Hellere Sonnen-Agenten, die den Alpha bei der Mächte-Delegation auf Ricot beobachtet hatten. Der Alpha-Steward schien sich bei dem eingeschränkten Leben im Delegationssektor zu langweilen; man hatte ihn dabei beobachtet, wie er sich schwer betrank, und er schien nicht viel Zeit mit Wandis zu verbringen. Vorsichtige Annäherungsversuche wurden unternommen und nicht zurückgewiesen. Hellere Sonnen-Agenten wurden kühner. Der Alpha schien sich darüber zu freuen, wieder mit Colonel de Prey arbeiten zu können. Der Agent zeigte ihm auf, wie die Sucht des Alpha von Consolidated zu deren Vorteil in die Wege geleitet worden war, um ihn von ihnen abhängig zu machen, und wies darauf hin, daß das Hellere Sonnen-Personal ein weit weniger eingeschränktes und viel aktiveres Leben führte. Er erwähnte sogar die Möglichkeit, den Alpha zu entgiften, um ihn von seiner Sucht zu befreien, aber das schien dem Alpha gleichgültig zu sein.
    Schließlich verlangte der Agent von dem Alpha, etwas für ihn zu stehlen, nur um seine Aufrichtigkeit zu beweisen. Der Alpha kopierte gehorsam etwas von der Arbeit, die seine Frau mit nach Hause genommen hatte, ein geheimes Dokument über eine neue Methode der Penrose-Anlagerung, und Hellere Sonnen hatte mit einer Zahlung von 4000 Starbright-Dollar reagiert, die auf einem Nummernkonto bei einer Bank in der Antarktis deponiert wurden. Steward bekam eine Quittung über den Betrag und die Nummer des Kontos. Er wurde darauf hingewiesen, daß er zwar jederzeit an das Geld herankonnte, sein Leben in der Ricot-Kolonie jedoch derart überwacht wurde, daß er Schwierigkeiten haben würde, es auszugeben.
    Ein wochenlanges Feilschen folgte. Schließlich erklärte sich der Alpha einverstanden, zu Hellere Sonnen überzulaufen; dafür verlangte er 10000 Starbright-Dollar, die auf dem Nummernkonto deponiert werden sollten, eine Beförderung auf

Weitere Kostenlose Bücher