Die Story von Joanna
Gang hörte. »Kommen Sie doch mal herein!«
Griffin betrat das Zimmer.
»Ja, Sir?«
»Ich muß mit Ihnen reden, Griffin. Machen Sie die Tür zu.«
Jason wartete jedoch gar keine Reaktion von seinem Butler ab, sondern sprang auf die Beine und schlug die Tür ins Schloß.
»Ich mache mir Sorgen, Griffin.«
»Sir?«
»Nein, nein, nicht über meinen bevorstehenden Tod, wie Sie jetzt vielleicht glauben«, sagte Jason ungeduldig. »Ich habe längst gelernt, das zu verstehen und mich damit abzufinden. Ich mache mir auch keine Sorgen wegen Joanna. Sie ist mein ... und sie wird tun, was ich ihr sage, ganz gleich, was ich noch mit ihr tun werde.«
»Was macht Ihnen denn dann solche Sorgen, Sir?«
»Ich mache mir Sorgen, wozu ich Joanna noch alles veranlassen muß, bevor sie zerbrechen wird. Ich bin mir durchaus ihrer Bereitwilligkeit bewußt, alles zu tun, was ich jemals von ihr verlangen werde, aber ... aber sie ist nicht sehr stark. Sie würde niemals imstande sein, ihrem eigenen Tod ins Gesicht zu sehen ...« Sein Gesicht zeigte einen sehr bitteren Ausdruck, als er dies sagte. »Stimmen Sie mir da nicht zu, Griffin?«
»Natürlich, Sir«, sagte Griffin.
»Für mich, der ich ja dem Tod ins Gesicht sehen muß, ist es unbedingt notwendig, alles unter Kontrolle zu haben«, fuhr Jason fort. »Ich kann diese Sache nicht besiegen, aber ich kann sie beherrschen und kontrollieren. Um es einmal mit meinen eigenen Worten auszudrücken: Ich muß den Willen des Todes und meinen eigenen Willen miteinander in Einklang bringen und beides zu einem machen. Ich erwarte den Tod.
Ich heiße ihn willkommen. Und ich werde ihn auch auf meine Art begrüßen. Im Zimmer meiner Wahl. Zum Zeitpunkt meiner Wahl. Durch die Hand meiner Wahl. Dann wird alles erledigt sein.«
Griffin stand schweigend da und hörte sich alles sehr aufmerksam an. Er ließ nicht durch den mindesten Hinweis erkennen, vom Gesprächsthema seines Herrn irgendwie beunruhigt zu sein.
»Ich werde Joanna bis an die Grenze ihrer Frustration bringen«, fuhr Jason fort. »Ich werde sie dazu veranlassen, in die tiefsten Gruben der Erniedrigung zu stürzen. Ich werde ihre Liebe zu mir mit Spott und Verachtung bestrafen und auf diese Weise herabmindern. Ich werde ihre Leidenschaft in ihr entfachen und wie in einer Gasflasche unter Druck setzen ... bis mein Tod für sie erst ein höchster Akt der Hingabe und daran anschließend auch für sie die Befreiung sein wird.«
»Soll ich Ihnen jetzt Ihren Tee bringen, Sir?« fragte Griffin und machte bereits einen Schritt auf die Tür zu.
»Nein«, sagte Jason und gab dem Butler mit einer herrischen Geste zu verstehen, noch im Zimmer zu bleiben. »Warten Sie. Ich bin noch nicht zu Ende.« Jason fuhr fort: »Sind Sie von meinen Plänen für Joanna beunruhigt, Griffin? Joanna wird in die Tiefen ihrer eigenen undisziplinierten Sexualität fallen und dann in der Gosse all meines Reichtums liegen. Sie wird inmitten von Samt und Seide animalischen Schmerz verspüren. Sie wird schwitzen wie ein Schwerarbeiter, und der Schweiß wird von ihrer Stirn bis zu den Perlen um ihren Hals strömen.«
Jason sprach mit einer Leidenschaftlichkeit, die nur Griffin bekannt war. Nur ihm gegenüber hatte sich Jason jemals derartig gehenlassen. Niemand sonst kannte diese Seite von Jason. Nur der Butler wußte, daß auch diese Seite bei Jason existierte.
»Ich werde sie ausbluten lassen ... und dann werde ich ... sterben!«
Jason wiederholte das letzte Wort, als wäre ihm soeben zum ersten Mal dessen Ironie aufgefallen.
»Sterben!«
Griffin legte seinem Herrn eine Hand auf die Schulter.
»Sir?«
»Ja. Griffin?«
»Ich werde Ihnen jetzt Ihren Tee holen.«
Als Griffin gegangen war, langte Jason wieder nach dem Buch, das er vorhin auf den Tisch geworfen hatte, und begann von neuem laut zu lesen.
Jason las in bitterem, spöttischem Tonfall und nicht ganz ohne eine Spur von Schmerz.
Jetzt brach er mitten in einer Ode ab, packte das Buch wild mit beiden Händen und riß es mittendurch.
Griffin kam mit dem Tee zurück.
Jason gab mit einem Nicken zu verstehen, daß sich ihm der Butler anschließen sollte. Während der kurzen Zeitspanne, die Griffin fortgewesen war, hatte sich Jason bereits wieder in seinen normalen, emotionslosen Zustand zurückversetzt.
»Griffin, heute wird Joanna meine Liebe brauchen«, sagte Jason. »Ich weiß, wie ihr Verstand funktioniert. Gestern habe ich mich mit ihrem Körper beschäftigt. Heute abend wird es ihr Geist sein.
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