Die Story von Joanna
hetzte: »Faßt sie!« Schreiend wiederholte er den Befehl. »Angreifen!«
Joanna wurde von Entsetzen wie von Fieberfrost geschüttelt.
Aber auf Jasons Kommando hin rannten die Hunde sofort wieder davon. Sie waren bestens abgerichtet und erfüllten ausgezeichnet ihren Zweck.
Jason blickte sich um und blickte auf Joanna hinab.
Joanna zitterte immer noch unbeherrscht am ganzen Leibe und war nicht imstande, jetzt auch nur ein einziges Wort herauszubringen.
»So, meine Kleine«, sagte Jason. »Vielleicht hast du jetzt eine Lektion gelernt. Vielleicht weißt du jetzt, was Angst ist. Richtige, echte Angst. Diese Angst, die man verspürt, wenn man weiß, daß man in höchster Lebensgefahr ist. Daß man vom Tode bedroht wird.«
Jason blickte von Joanna weg.
»Zieh dich wieder an!« befahl er.
Joanna stand auf. Sie zog sich an. Stumm, schnell, zitternd.
Dann gingen der Mann und das Mädchen gemeinsam ins Haus zurück.
Hier nahm Jason das Mädchen in die Arme und hielt es fest an sich gedrückt.
Joanna begann zu schmelzen. Diesmal, dessen war sie sicher, verriet Jasons Umarmung Zärtlichkeit.
Jason nahm das Gesicht des Mädchens zwischen beide Hände und küßte Joanna auf die Stirn.
»Das hast du gut gemacht, meine Kleine.«
Die frostklirrende Luft, der steinhart gefrorene Boden, die knurrenden Hunde, die Scham und das Entsetzen ... für Joanna war dies alles jetzt schon wieder vergessen.
»Ich werde alles für dich tun, Jason!« versprach Joanna. »Einfach alles, was dir irgendwie Freude bereitet!«
»Ja, meine Kleine... das weiß ich.«
»Jason . . .? Wenn du mich schon unbedingt auf die Probe stellen mußt, dann laß mich doch einiges für dich tun. Laß dich von mir glücklich machen. Und gib mir diesen Saft, der doch jetzt bestimmt schon wieder in dir aufbrodelt! Laß ihn kommen, diesen Saft, und dann laß mich alles trinken!«
Jason blickte dem Mädchen tief in die Augen und zwang ein Lächeln der Aufrichtigkeit auf sein Gesicht.
»Ich weiß, was du möchtest, Joanna«, sagte der Mann. Diesmal sprach er so sanft und zärtlich, wie es ihm nur möglich war. »Du möchtest, daß dein Geliebter zu dir kommen und dir erzählen soll, was er im tiefsten Grunde seiner Seele empfindet. Du möchtest, daß dein Geliebter zu dir kommen und dich nehmen soll. Er soll zu dir kommen und dir sein Wesen, seine Essenz, seine Liebe geben. Das alles möchtest du doch, nicht wahr, meine Kleine?«
Jason starrte Joanna immer noch sehr tief und intensiv in die Augen.
»Ich verspreche dir, Joanna ... heute abend ... ja, heute nacht .. . dann wird dein Geliebter zu dir kommen, sich zwischen deine Beine legen und dir von seiner Liebe zu dir erzählen. Wird dich das dann glücklich machen, Joanna?«
»Ja! O ja! Ja, Jason, ja, ja, ja!«
Da küßte Jason das junge Mädchen noch einmal sehr herzlich und innig.
9
Joanna saß am Frisiertisch, der von zwei Lampen erhellt wurde. Das übrige Zimmer lag im Dunkeln. Nur das Mondlicht schimmerte durchs offene Fenster.
Joanna bereitete sich auf Jason vor.
Kritisch musterte sie ihr Bild im Spiegel. Was sie darin sah, gefiel ihr. Sie freute sich darüber.
Joanna hatte schon als Kind die Angewohnheit gehabt, jedesmal einen Blick in den Spiegel zu werfen, wenn sie daran vorbeigekommen war.
Sie konnte sich heute noch daran erinnern, wie sie manchmal stundenlang ihr eigenes Bild in einem kleinen Handspiegel im Schlafzimmer betrachtet hatte. Ihr Vater hatte ihr diesen Spiegel geschenkt.
Beim Betrachten ihres eigenen Spiegelbildes hatte Joanna stets eine ganz bestimmte Routine eingehalten.
Zuerst hatte sie sich stets die Stirn angesehen, dann die Augen, dann die Nase. Sorgfältig hatte sie jeden Teil ihres Gesichtes einer Prüfung unterzogen. Es war für sie immer wieder ein Grund zum Staunen gewesen, daß offenbar alles an ihrem Gesicht perfekt zu sein schien.
Andere Mädchen ihres Alters hatten da bei weitem nicht mit ihr Schritt halten können. Niemand wäre einem Vergleich mit ihr gewachsen gewesen.
Joanna hatte das gewußt, und sie hatte sehr oft darüber nachgedacht.
Als Joanna dann älter geworden war, als ihre Brüste sich zu entwickeln begonnen hatten, als ihre Hüften breiter und ausladender geworden waren, da hatte Joanna gern vor dem Spiegel mit sich selber gespielt.
Nun saß sie also hier wieder einmal vor dem Spiegel. Ein kleines Mädchen vor einem großen Spiegel.
Mit der Geschicklichkeit eines Künstlers, der ein großes Werk vollenden wollte, legte Joanna das
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