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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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konnte sich auf die Anubis-Diener verlassen. Genau wie die Priester des Osiris, hatten sie den Hohepriester und dessen Gemahlin verehrt.
    Als die Toten den Einbalsamierungsbezirk erreicht hatten, wurden sie auf Tische gebettet, die eine geneigte Oberfläche besaßen und an ihrer tieferen Seite mit einem Loch versehen waren, damit die austretenden Körperflüssigkeiten ablaufen konnten.
    Nach einer gründlichen Waschung und Enthaarung führte ein Priester einen spiralförmigen, aus Kupfer bestehenden Haken in die Nase ein und durchstach die Nasenwand zum Oberschädel, um das Gehirn zu entfernen. Anschließend öffnete ein anderer Gottesdiener mit einem Messer aus Obsidian an der linken unteren Rippe den Bauch. Dann tauschte er das Messer aus Himmelsgestein gegen eines aus Eisen, um die Eingeweide aus den Leibern zu entfernen.
    Die Körperhöhlen wurden komplett leer geräumt. Einzig das Herz verblieb an seinem Platz. Es galt als Sitz der Erinnerungen und musste beim Totengericht gegen die Feder der Göttin Maat aufgewogen werden. Nur wenn das Herz rein war, war es leichter und sein Besitzer somit würdig, um in das Reich des Osiris aufgenommen zu werden.
    Fachkundige Priester wuschen die entnommenen Organe und legten sie in Natron. Die leeren Körperhöhlen wurden ebenfalls mit Natronpäckchen ausgestopft, und die Körper vollständig mit diesem Salz bedeckt, um ihnen in den folgenden dreißig Tagen alle Flüssigkeit zu entziehen.
    Nach Ablauf dieser Frist wurden die Leiber mit gewürztem Palmwein und Weihrauch gereinigt, um sie von Salzrückständen zu befreien. Die Haut musste mehrfach gesalbt werden, um sie wieder geschmeidig zu machen. Flüssiges Harz wurde durch die Nase in die Schädel gefüllt und die Brust- und Bauchhöhlen mit harzgetränkten Leinenstreifen ausgestopft. Die Augen ersetzten die Priester mit Glaspaste, wohingegen der Einschnitt an der linken unteren Bauchhälfte mit einer wunderschönen silbernen Platte verschlossen wurde, die Nesamun für seinen Sohn und seinen Enkel hatte anfertigen lassen.
    Während all dieser Prozeduren rezitierte ein Vorlesepriester die vorgeschriebenen rituellen Texte. Weihrauchwölkchen entstiegen den Räucherpfannen und schwängerten die Luft mit dem göttlichen Wohlgeruch.
    Als Letztes erfolgte das Bandagieren. Zunächst wurden die Köpfe der Toten geölt. Dann schlugen die Einbalsamierungspriester ihre Leiber in weiße Leinentücher und bandagierten jeden einzelnen Finger. Erneut wurden die Häupter gesalbt, um sie schließlich mit dünnen Leinenbinden zu umwickeln, die ein letztes Mal mit Öl bestrichen wurden.
    Nach dem spiralförmigen Bandagieren der Gliedmaßen schloss sich das Einwickeln der Körper in breite Binden an. In jede Lage steckten die Priester Schutzamulette, welche die Toten auf ihrer Reise beschützen sollten. Ein Amulett durfte auf keinen Fall fehlen. Es war ein Skarabäus, auf dessen Rückseite heilige Sprüche aus dem
Buch über das Herausgehen am Tage
eingeritzt waren. Dieses Amulett erhielt seinen Platz über dem Herzen.
    Einer ähnlichen Prozedur mussten sich auch die Eingeweide unterziehen, die in vier Kanopen gepackt wurden, um sie den Verstorbenen mit auf ihre letzte Reise zu geben. Auch hier hatte Nesamun keine Kosten gescheut und wunderschöne Gefäße gestellt, die in kunstvollen Schreinen ihre Plätze fanden.
    Während dieses genau siebzig Tage dauernden Rituals schmiedete Netnebu mit dem Obersten Ka-Priester und dem Verwalter des Heiligtums von Ramses VII. einen Plan.
    Er hatte beide Männer zu überzeugen gewusst, dass die Mumien der zu Unrecht Verurteilten nur im Tempel der Millionen Jahre von Osiris Ramses sicher wären. Anfangs hatten sich die Priester geweigert, seinem Ansinnen stattzugeben, doch schon nach kurzer Zeit hatte er sie von der Richtigkeit seines Vorhabens überzeugen können. Nun galt es nur noch, einen geeigneten Platz für die Särge zu finden.
    »Und wo genau willst du die Mumien verstecken?«, fragte der Verwalter. »Der Tempel ist fertig. Wir können unmöglich den Zugang zum Westlichen Haus wieder öffnen, ohne dass die Decke einstürzen wird.« Skeptisch blickte er Netnebu an.
    »Es muss sich eine Möglichkeit finden, sie unauffällig zu bestatten«, ereiferte sich Netnebu, dem allerdings auch keine Lösung einfallen wollte.
    »Wie wäre es«, schlug der Oberste Ka-Priester vor, »wenn wir ein paar Bodenplatten entfernen, um eine kleine Senke auszuheben? Dort könnten die beiden Toten ungestört

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