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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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ruhen.«
    Netnebus Augen leuchteten auf. »Ein wunderbarer Einfall«, lobte er. »Keiner wird etwas bemerken. Hinterher verschließen wir das Grab wieder, und Amunhotep und sein Sohn ruhen unter dem Schutz des Großen Gottes Osiris und des zu Osiris gewordenen Pharaos.«
    »Völlig unbemerkt wird es dennoch nicht bleiben«, dämpfte der Ka-Priester Netnebus Freudentaumel. »Erneut werden Hammerschläge aus dem Heiligtum dringen ...« Er kratzte sich grübelnd am Ohr. »Das lass aber meine Sorge sein. Mir wird schon eine plausible Erklärung einfallen. Meine Priester sind mir treu ergeben und gehorchen aufs Wort. Über ihre Lippen wird kein Sterbenswörtchen kommen. Das verspreche ich dir. Die einzige Gefahr besteht nur vonseiten unseres neuen Hohepriesters. Sollte er unverhofft in Abydos auftauchen, werde ich in Erklärungsnöten sein.«
    »Mache dir darüber nicht so viele Sorgen«, beruhigte der Zweite Prophet ihn. »Ramose hält sich lieber in Heliopolis auf als in Abydos. Er fühlt sich Re näher als Osiris, vor allem, seit Meritusir gegangen ist.«
    »Das ist gut für uns«, bestätigte der Verwalter des Heiligtums.
    »Dann lasst uns sofort beginnen«, setzte der Ka-Priester hinzu. »Welcher deiner Steinmetzen ist so vertrauenswürdig, dass du ihn mit dieser Arbeit beauftragen kannst?«, wandte er sich an Netnebu.
    Der Zweite Prophet schmunzelte. »Amunhoteps Ziehsohn Moses.«
     
    * * *
     
    Am Tag der Beisetzung wurden die mumifizierten Leiber von Amunhotep und Usirhotep in Begleitung der Osiris-Priesterschaft, Nesamuns und Moses’ in den Tempel der Millionen Jahre von Ramses VII. gebracht. Nehi und Chaemwaset waren ebenfalls zugegen. Beide Männer waren eigens nach Abydos gereist, um den unschuldig zum Tode Verurteilten die letzte Ehre zu geben. Bis auf Moses und Nehi waren es allesamt Priester, doch Moses hatte bereits im geheimsten Teil gearbeitet und Nehi war dereinst der höchste Beamte nach dem Pharao gewesen und damit über jeden Zweifel erhaben.
    Die Mumien ruhten in einfachen Holzsärgen, die Netnebu unauffällig besorgt hatte, damit niemand Verdacht schöpfen konnte. In der Halle des Osiris nahm der Oberste Ka-Priester das Ritual der Mundöffnung vor. Im Anschluss wurden beide Särge nebeneinander in die flache Vertiefung des felsigen Bodens eingelassen, die Moses geschaffen hatte. Die Priester stellten die Kanopenschreine hinzu, und Nesamun und Netnebu gaben Amunhotep und Usirhotep noch ein paar kleine Kostbarkeiten und Uschebtis mit auf ihre letzte Reise.
    Tief bewegt standen die Männer um das Loch im Boden der Osiris-Halle und starrten hinab auf die beiden schäbigen Särge.
    Wehmut überkam Netnebu bei dem Gedanken, dass es ihnen nicht geglückt war, Hekaibs Leichnam zu retten. Er war ein Festschmaus für die Raubtiere geworden, aber der Zweite Prophet hatte vorgesorgt, damit Hekaibs Namen nicht in Vergessenheit geraten würde.
    Bevor sich die Trauernden zurückzogen, legte er einen Papyrus auf einen der Särge, in dem alle Taten von Amunhoteps Haushofmeister verzeichnet standen. Hekaib war stets ein treuer Diener und zuverlässiger Priester des Osiris gewesen. Netnebu zweifelte keinen Moment daran, dass er das Totengericht unbeschadet überstehen würde.
    Nachdem Nesamun einen Strauß Blumen auf den Sarg seines Sohnes und seines Enkels gelegt hatte, folgten die anderen seinem Beispiel und zogen sie sich anschließend leise zurück.
    »Ich danke dir, Netnebu«, wandte sich Nesamun an den Zweiten Propheten, bevor beide hinaus auf den Vorhof traten. »Ich stehe für immer in deiner Schuld.« Er verneigte sich, und der Osiris-Priester tat es ihm gleich.
    »Nein«, erwiderte er, »es war meine Pflicht. Amunhotep ist mein Freund gewesen. Ich habe ihn geliebt wie meinen eigenen Bruder. Was wäre ich für ein Diener der Götter, wenn ich ihm die Reise zu ihnen nicht ermöglicht hätte.«
    »Ja, ich weiß.« Betrübt schloss Nesamun die Augen und dachte zurück an die Zeit, als sein Sohn und Netnebu als niedere Priester ihren Dienst in Amun-Res Heiligtum angetreten hatten. Er seufzte bedrückt. »Osiris Ramses wird es sicher verstehen, dass wir in seinem Tempel die Ruhe stören mussten.« Er drehte sich um und humpelte dem Ausgang zu, um sich auf seine Barke zu begeben, die ihn zurück nach Theben bringen sollte.
    Nehi und Chaemwaset folgten ihm.
    Als sich die drei Barken mitten auf dem Fluss befanden, bemerkte Nesamun vier Schiffe, die dem von Nehi aus Richtung Norden entgegenkamen.
    Er

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