Die Strafe des Seth
Hohepriester diese wichtige Nachricht zu überbringen.
Überrascht sah Ramose von seiner Arbeit hoch und folgte dem jungen Mann, der ihm den Weg zum Fluss vorauseilte.
In der Zwischenzeit hatten sich dort bereits die anderen Priester versammelt und sahen dem Gefolge des Königs entgegen.
Erstaunt war so mancher, weil sie keine Nachricht über sein Eintreffen erhalten hatten. Nicht einmal der dem Tempel angegliederte Palast war bereit, den Herrscher und sein Gefolge aufzunehmen.
Es gab aber auch Gottesdiener, denen beim Anblick der königlichen Flotte nicht ganz wohl zumute war. Es war schon ziemlich ungewöhnlich, dass sich der Herr der Beiden Länder überraschend sehen ließ, und sie ahnten, dass der Grund seines Eintreffens kein guter war.
Ramses-Sethherchepeschefs Begrüßung fiel ungewöhnlich kühl aus. Ohne sich weiter an seine Priester zu wenden, begab er sich in seinen Palast, in dem in Windeseile die Gemächer hergerichtet worden waren. Er sagte nicht, wie lange er zu bleiben gedachte oder weswegen er nach Abydos gekommen sei. Er befahl einzig Ramose zu sich, um mit ihm unter vier Augen zu sprechen.
»Was hat das zu bedeuten?«, raunte der Dritte Prophet Netnebu zu, der unschlüssig die Schultern hob.
»Ich weiß es nicht. Beten wir, dass er nicht herausgefunden hat, was wir entgegen seinem Befehl getan haben«, antwortete er und begab sich in den Tempelbezirk zurück.
* * *
»Nun erzähle, was du herausgefunden hast«, forderte Ramses-Sethherchepeschef Ramose auf.
»Es ist so, wie ich es vermutet habe, Majestät.« Ramose beugte sich zum Pharao vor und senkte die Stimme. »Die Leichen von Amunhotep und seinem Sohn wurden der westlichen Wüste entrissen. Sie wurden nach Abydos gebracht, mumifiziert und bestattet.«
»Hast du Beweise dafür?«
»Ich habe ihre Mumien nicht mit eigenen Augen gesehen«, gab Ramose ehrlich zu. »Ich bin mir aber sicher, dass es so ist.« Er lehnte sich wieder auf seinem Stuhl zurück. »Ich wäre, ehrlich gestanden, nie auf die Idee gekommen, im Heiligtum deines Neffen nach dem Grab der beiden zu suchen. – Was für ein Frevel, die Ruhe zu stören! – Den entscheidenden Hinweis gab mir ein leibeigener Diener, der im Tempel der Millionen Jahre einen Dienst versieht.
Der Mann erzählte mir, dass er gesehen hat, wie am Tag meiner Ankunnft die obere Priesterschaft mit ein paar fremden Männern in das Heiligtum gegangen ist. Zuvor hätte er aus dem Inneren wochenlang wieder Hammerschläge hören können, nachdem die Arbeiten eigentlich abgeschlossen waren. So zumindest wurde es im Tempel erzählt.
Ich wurde hellhörig und eilte in den Millionenjahrtempel, wo ich nach langem Suchen in der Halle des Osiris die gelockerten Platten im Boden fand. Nun war ich mir sicher. – Man hatte unter diesen Steinplatten die beiden Mumien versteckt!«
»Du hast also nicht nachgeschaut?«, fragte Ramses-Sethherchepeschef noch einmal nach.
»Nein, Majestät, das habe ich nicht gewagt.«
Der Pharao nickte. »Morgen wirst du mir die Stelle zeigen. Ich werde sie öffnen lassen, und dann werden wir sehen, ob die Osiris-Priesterschaft meinen Befehl missachtet hat.«
* * *
Am nächsten Morgen begab sich Ramses-Sethherchepeschef mit seinem Gefolge zu den westlichen Bergen in das Heiligtum seines Neffen.
»Majestät«, wandte sich Ramose an den König, als sie in der Halle des Osiris standen, »dieses hier scheint der Platz zu sein, wo die Leiber der beiden Frevler bestattet wurden.« Er wies auf die Steinplatten zu seinen Füßen.
Ramses-Sethherchepeschef schnippte mit den Fingern. Ein paar kräftige Soldaten erschienen, denen er den Befehl erteilte, die Platten zu entfernen. Er selbst trat einen Schritt zurück und stellte sich neben Bintanat, die darauf bestanden hatte, dabei zu sein, wenn man den mumifizierten Leib des Hohepriesters freilegen würde. Neben ihr, dem Pharao und Ramose waren nur noch Senbi, Nacht und Ptahhotep zugegen, die sich dem König angeschlossen hatten, um im Anschluss nach Theben weiterzureisen.
* * *
Die gesamte Osiris-Priesterschaft sowie die für den Ka des Königs zuständigen Priester hatten sich geweigert, bei dieser Entweihung des Tempels zugegen zu sein.
Im stillen Gebet verharrten sie auf den Knien vor den großen schweren Tempeltoren.
»Eine Schande, was dort im Inneren geschieht«, erboste sich Netnebu, als ein gewaltiger Blitz den Himmel zerteilte.
Ohne erkennbaren Grund verfinsterte sich augenblicklich Res leuchtende
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