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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Meritusir, und der einzige Weg, sie zu besitzen, war den Thron der Beiden Länder zu erklimmen. Zudem trug einzig sein Neffe an alledem Schuld. Hätte er ihm diese begehrenswerte, geheimnisvolle Frau überlassen, wären in seinem Herzen nie solche Gedanken gereift.
    »Ja, Ramses«, murmelte Sethi verdrossen vor sich hin, als er sich erhob, um in sein Schlafgemach zu gehen und die Mittagshitze zu verschlafen, »hättest du mir damals Meritusir zur Gemahlin gegeben, wäre ich auch heute noch der liebenswerte, freundliche Mann, den du damals mit deiner Ablehnung in mir vernichtet hast. Du selbst warst es, der die Dämonen in meinem Herzen erschaffen hat!«

SIEBEN
     
     
     
     
     
     
     
    Mitte des Perets, der Jahreszeit der Aussaat, setzte sich das Heer in Bewegung. Die Soldaten waren gut ausgebildet, sodass sie die fruchtbaren Landstriche des Deltas schnell hinter sich ließen, um immer tiefer in die Ödnis der Grenzgebiete zu den östlichen Nachbarn einzudringen.
    Der Sonnengott brannte unbarmherzig auf die Männer nieder, und das Marschieren wurde zur Qual. Auch wenn die Soldaten allesamt unter der heißen Sonne Kemis gedrillt worden waren, sehnten sie sich schon nach wenigen Tagen zurück an die Ufer des Leben spendenden Flusses, wo Amuns Atem ihnen etwas Kühlung schenkte.
    Meritusir fuhr zusammen mit ihrem Gemahl auf einem Streitwagen in der Nähe des Herrschers. Amunhotep selbst hielt die Zügel des leichten Gefährts in den Händen, das von zwei Pferden gezogen wurde. Er trug einen einfachen weißen Schurz, ein kurzes Hemd und eine leichte Kopfbedeckung, um sich gegen Res brennende Strahlen zu schützen.
    »Ich will doch nicht, dass du wieder etwas zu lachen hast, wenn du mich nackt siehst«, hatte er ihr zugeraunt, als sie ihn am ersten Tag fragend angesehen hatte. Normalerweise lief er stets barhäuptig umher.
    Grinsend hatte sie erwidert: »Ich glaube, du siehst noch lustiger aus, wenn nun auch noch dein Schädel fast weiß ist im Vergleich zu deinem Gesicht.« Sie hatte ihm die Hand um die Taille gelegt und sich seinem Gesicht zugereckt, um ihm einen Kuss auf die Wange geben zu können, was von den in der Nähe marschierenden Kriegern mit einem Pfeifkonzert begleitet worden war. »Aber gräme dich nicht«, hatte sie hinzugefügt, »ich liebe dich dennoch.«
    Nun hatte auch Amunhotep schmunzeln müssen. Er hatte den grinsenden Männern einen strafenden Blick zugeworfen, was diese aber wenig beeindruckt hatte. Sie empfanden es als eine Belohnung, in der Nähe einer hübschen Frau marschieren zu dürfen, selbst wenn Meritusir für sie unerreichbar war.
    Zu Beginn des Feldzuges hatten die Soldaten sie frech angestarrt. So mancher Blick hatte ungeniert auf ihren schlanken, gebräunten Beinen oder auf ihren festen runden Brüsten geruht, die sich sanft unter ihrem halblangen Hemd abzeichneten. Die Krieger wussten, dass sie eine Prophetin des Osiris war und dazu noch die Frau des Hohepriesters. Gestört hatte es sie nicht. Sie hatten manch zotigen Witz gerissen, bis Meritusir ihrerseits ein paar derbe Sprüche zum Besten gegeben hatte, die auch die Soldaten in dieser Zeit verstanden. Nun akzeptierte man sie und sah von derlei Bemerkungen ab.
    Die Nachrichten, die die Späher brachten, waren beruhigend. Sie berichteten, dass sich der feindliche Tross nur langsam vorwärtsbewegte, sodass sich alle sicher waren, dem Feind weit außerhalb der Landesgrenzen entgegentreten zu können. Zudem war auch inzwischen die tatsächliche Stärke des sich zu Lande nähernden Gegners bekannt, die mit elftausend Mann der Streitmacht des Pharaos zahlenmäßig weit unterlegen war. Die restlichen fast dreißigtausend Menschen waren Frauen und Kinder, die nicht in das Kampfgeschehen eingreifen würden. Allerdings hatten sich die Befürchtungen des Obersten Kundschafters bewahrheitet, dass sich immer mehr Menschen dem riesigen Tross auf seinem Weg in die Beiden Länder anschließen würden.
    Kurz vor den Königsfestungen, welche die natürliche Grenze Kemis zu den östlichen Fremdländern bildeten, ereilte den Pharao dann eine überaus bedrohliche Nachricht.
    Es war früh am Morgen, als die Späher eine kleine Staubwolke sichteten, die sich mit schnellem Tempo dem Heer näherte. Aus dieser Wolke löste sich eine auf einem Pferd sitzende Gestalt, die erst vor dem Wagen des Pharaos sein Tier zügelte.
    Erschöpft glitt der Mann von seinem mit weißen Schweißflocken bedeckten Pferd und fiel vor dem Herrscher in den

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