Die Strafe des Seth
lässt. Es müssen waffenfähige Männer rekrutiert werden, um die Bootstruppen zu unterstützen. Diese Aufgabe übertrage ich dir«, wandte er sich dem Befehlshaber der Bootstruppen zu und erhob sich von seinem Platz. »Es geht um das Wohl der Beiden Länder. Also geht und führt meine Befehle aus! Mögen uns die Götter zur Seite stehen.«
* * *
Als die Divisionen des Amun und des Seth die heilige Stadt des Osiris passierten, erschien der Zweiten Prophetin der Herrscher über das Reich der Toten im Traum und befahl ihr, den Soldaten zu folgen. Sie sollte ihrem Schwur Folge leisten, dem Pharao mit ihrem Wissen und Können zu dienen.
Am nächsten Morgen erwachte Meritusir schon weit vor der Dämmerung. Sie lag in ihrem Bett und starrte grübelnd an die Decke, während Amunhotep neben ihr auf der Seite ruhte und noch tief und fest schlief.
Wie sollte sie Ramses bei einem Krieg behilflich sein?, fragte sie sich und kuschelte sich an Amunhoteps Rücken. Sie war keine Kriegerin. Es gäbe genug Mittel und Methoden, die Feinde des Pharaos hinwegzumähen, doch dafür fehlten in dieser Zeit die technischen Voraussetzungen. Und selbst wenn es sie geben würde, hätte sie nicht gewusst, wie man sie herstellen sollte. Sie war Architektin, kein Waffenexperte!
Beunruhigt legte sie die Wange an Amunhoteps Rücken und atmete den Geruch seines Körpers ein.
Als es Zeit wurde aufzustehen, weckte sie ihn mit liebevollen Küssen, bis er die Augen öffnete und sie verschlafen anblinzelte.
»Du bist schon wach?«, fragte er schlaftrunken und legte den Arm um sie, um sie näher zu sich heranzuziehen.
Meritusir seufzte und schmiegte sich noch dichter an seinen Körper. »Ja, eine ganze Weile schon.« Sie war noch nicht bereit, Amunhotep von ihrem Traum zu erzählen und von dem, was Osiris von ihr verlangt hatte.
Amunhotep entging ihre Unruhe nicht. »Was ist geschehen?«, fragte er. »Was bedrückt dich, liebe Schwester?«
»Nichts.«
»Das glaube ich dir nicht.« Er stützte den Kopf auf seinen angewinkelten linken Arm und musterte sie. »Ich spüre, dass irgendetwas passiert ist, Meritusir.« Prüfend sah er in ihre grünen Augen.
»Mir ist heute Nacht Osiris im Traum erschienen«, begann sie stockend zu erzählen. »Er hat mir befohlen, dem Pharao in diesem Krieg zur Seite zu stehen. Ich weiß ehrlich gestanden nicht, wie ich ihm dabei behilflich sein könnte.« Betrübt schloss sie die Augen. »Ich habe von Kriegsführung keinerlei Ahnung.«
»Der Gott wird schon wissen, was er tut, meine Liebe, und wenn er dir den Befehl gegeben hat, dann nur, weil du es kannst.«
»Wirst du mich begleiten?« Meritusir hatte die Augen wieder geöffnet und blickte ihn beinahe flehend an. »Es ist für mich schon schwer genug, unseren Sohn in Abydos zurückzulassen, doch auch noch auf dich verzichten, das kann ich nicht.«
Amunhotep beugte sich ihr zu und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. »Ich begleite dich nach Norden. Wenn Ramses jedoch wünscht, dass ich wieder nach Abydos zurückkehren soll, muss ich gehorchen.«
»Das darf er nicht von dir verlangen. Er hat dich mir fast eineinhalb Jahre weggenommen, als du mit ihm zusammen nach Gold gesucht hast. Eine weitere Trennung stehe ich nicht durch.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie schluchzte leise. »Das musst du Ramses sagen, wenn er dir befiehlt, zurückzukehren!«
Amunhotep lächelte sanft und nahm Meritusir in den Arm. »Ich verspreche, dass ich es tun werde, liebe Schwester.«
Sie lagen noch eine Weile eng umschlungen nebeneinander, bis es höchste Zeit wurde, sich für die heiligen Riten fertigzumachen.
Am Vormittag übertrug Amunhotep seinem Freund Netnebu die Verantwortung über den Tempel und seinen Sohn während seiner und Meritusirs Abwesenheit, und schon am kommenden Morgen legte die Barke des Priesterpaares ab.
* * *
Überrascht sah Ramses von seiner Schriftrolle hoch, als ihm die Ankunft der beiden Osiris-Priester gemeldet wurde.
»Sie sollen hereinkommen!«, befahl er knapp. Kurz darauf betraten Amunhotep und Meritusir sein Arbeitszimmer. Ramses ließ sie Platz nehmen und sah sie fragend an. »Was macht ihr in Per-Ramses?«
»Majestät«, hob Meritusir an und blickte dem Pharao fest in die Augen, »mir erschien der Große Gott Osiris im Traum. Er befahl mir, dir in deinem Kampf gegen die Feinde Kemis zur Seite zu stehen.«
»Aha«, war alles, was Ramses darauf erwiderte.
»Ich will ehrlich zu dir sein ...« Meritusir
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