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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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denn dem Hohepriester?«
    Ptahhotep lachte verächtlich auf. »Er erfreut sich bester Gesundheit und steht wie immer treu zu Seiner Majestät. Nefertem ist fest davon überzeugt, dass Ramses nur das Richtige tut, und glaubt, dass es Menschen gibt, die dem König Steine in den Weg legen wollen.«
    »Ja, ja, Nefertem.« Sethi lächelte amüsiert. »Er gehört zur Riege derer, die Ramses jeden Fehler verzeihen würden.«
    »Und das wird ihm eines Tages zum Verhängnis werden«, knurrte der Zweite Prophet und erntete von Sethi einen drohenden Blick.
    »Du wirst dich trotzdem gedulden müssen. Also tue nichts Unüberlegtes. Nicht nur deine und meine Zukunft hängt davon ab, sondern auch die der Beiden Länder.«
    »Aber natürlich, Hoheit. Ich werde mich gedulden und gehorchen.« Der Prophet neigte den rasierten Schädel, der vom geheiligten Salböl wie eine Speckschwarte glänzte. »Ich bin stets dein dir treu ergebener Diener«, säuselte er und äugte zu seinem Gastgeber, bei dem dieses Anbiedern keinerlei Wirkung zeigte.
    »Wie schön«, meinte Sethi gelangweilt und griff nach seinem Wein. »Und ich werde zu meinem Wort stehen. Wenn ich die Doppelkrone auf dem Haupt trage, wirst du den Amtsstab und Siegelring des Ersten Propheten des Ptah in Händen halten.«
    Ptahhoteps Augen leuchteten gierig auf. »Ich kann diesen Augenblick kaum erwarten, Hoheit, doch ich werde mich gedulden und gehorchen.«
    »Gut, dann verlasse mich jetzt, damit niemand Verdacht schöpft, wenn du länger als üblich in meinen Gemächern weilst. Ich werde dich informieren, wenn ich dich brauche.«
    Ergeben neigte Ptahhotep abermals den Kopf, stand auf und schlenderte froh gelaunt dem Ausgang des Gartens zu. Kurze Zeit später war er aus dem Blickfeld des Prinzen verschwunden.
    Nachdenklich lehnte sich Sethi zurück, nahm den Krug und schenkte sich einen weiteren Becher des köstlichen Rebensafts ein.
    Was waren das alles nur für Speichel leckende Kreaturen? Sie taten vornehm und ehrbar, doch für Gold oder das Versprechen auf ein höheres Amt waren die meisten von ihnen bereit, selbst ihren König zu hintergehen!
    Grübelnd massierte er sich die Stirn.
    Ob sie ihn genauso rasch verraten würden, wenn er erst auf dem Thron der Beiden Länder saß? – Die Antwort kannte er nicht.
    In solchen Augenblicken begann er zu zweifeln, ob es richtig war, was er tat. Es war ihm natürlich bewusst, dass alles, was er bereits unternommen hatte und noch zu tun gedachte, gegen die Maat verstieß, die göttliche Regel, der sich jedes Lebewesen zu unterwerfen hatte. Der Pharao war heilig. Niemand durfte es wagen, die Hand gegen ihn zu erheben oder sich seinen Befehlen zu widersetzen. Er war von den Göttern dazu berufen worden, als ihr Vertreter über die Menschen des Schwarzen und des Roten Landes sowie über die der unterworfenen Fremdländer zu herrschen. Trotzdem wagte er es, sich gegen seinen königlichen Verwandten zu stellen. Würde es bekannt werden, wären alle, die sich mit ihm verschworen hatten, des Todes. Senenmut war bereits gerichtet.
    Den Prinzen packte jedes Mal ein ungutes Gefühl, wenn er an den Tod des vierten Amun-Propheten dachte.
    Senenmut war auf die Idee gekommen, Ramses durch den Biss einer Kobra zu töten. Eigentlich hätte es klappen müssen, doch aus irgendeinem unerklärbaren Grund hatte die Schlange von Ramses abgelassen und stattdessen den Priester angefallen. Hatte sie wirklich in jenem Moment die Funktion des heiligen Uräus übernommen und den Feind des Königs gerichtet?
    Sethis Unterarme überzog eine Gänsehaut.
    Vielleicht gab es wirklich eine göttliche Gerechtigkeit, gegen die er sich nun zu stellen wagte. Sagten nicht schon die Weisen, dass die Götter jedes Böse bestrafen würden?
    Mit leicht zitternder Hand setzte er den Becher an die Lippen und trank ihn in einem Zug aus. Dann stellte er ihn zurück auf den Tisch und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
    Er zweifelte nicht die Existenz der Götter an. Wie sonst würde der Nil jedes Jahr über seine Ufer treten. Er bezweifelte einzig, dass sie ständig ein wachsames Auge auf jeden Sterblichen hatten und sein Versagen bestraften. Dennoch fürchtete er, dass schon jetzt sein Herz dem Ungeheuer Ammit gehörte, jenem Wesen, das beim Wiegen des Herzens in der Unterwelt all jene verschlang, deren Herz schwerer wog als die Feder der Göttin Maat.
    Erneut schauderte ihm, doch nun war es zu spät. Gewissensbisse konnte er sich jetzt nicht mehr leisten. Er wollte

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