Die Strafe des Seth
die Wange, ergriff sein Schwert und das Beil des getöteten Kriegers und begann rasend wie Seth, seinen treuen Gefolgsmännern den Weg zu ihm und dem verwundeten Prinzen freizukämpfen.
»Bringt Nebu aus dem Kampfgetümmel heraus!«, befahl er den Männern, als diese ihn endlich erreicht hatten. »Und sagt den Heilkundigen, dass sie alles unternehmen sollen, damit mein Sohn überlebt. Anderenfalls lasse ich sie pfählen!« Seine Augen funkelten böse. Dann wandte er sich wieder dem Kampf zu, der allmählich zu seinen Gunsten auszufallen begann.
* * *
Am frühen Nachmittag hatte das Heer des Pharaos die Feinde besiegt.
Verschwitzt und staubbedeckt, doch vor allem von oben bis unten mit dem Blut der feindlichen Krieger besudelt, stand Ramses umringt von seiner Leibwache und blickte über das Schlachtfeld. Überall lagen leblose Körper. Dazwischen erblickte er seine Krieger, die nach Überlebenden suchten oder den getöteten Feinden ihre Habseligkeiten nahmen, während andere zur Zählung der gefallenen Feinde den Toten die rechte Hand abschlugen. Das Stöhnen der Verletzten und das Weinen und Wehklagen der von seinen Soldaten umzingelten Frauen und Kinder hallte derweil in seinen Ohren wider.
Plötzlich bemerkte er Irinefer, der mit seinem Streitwagen auf ihn zuhielt. Irinefer hatte eine tiefe blutende Wunde an seinem linken Oberarm, aber er lächelte ihn zufrieden an. Kurz vor Ramses zügelte sein Wagenlenker die Tiere, übergab die Zügel dem General und sprang vom Wagen, um Platz für den Pharao zu machen.
Mühsam bestieg Ramses das Gefährt und hielt sich am Wagenkorb fest.
»Ein grandioser Sieg, Majestät«, gratulierte Irinefer und musterte prüfend den König.
Ramses schien weitgehend unverletzt zu sein. Einzig eine nicht besorgniserregend aussehende Wunde zierte seinen linken Oberschenkel.
»Wie hoch sind deine Verluste?«, fragte Ramses.
Betrübt senkte Irinefer den Blick. »Zu hoch, Majestät. Wir wurden vom Gegner umzingelt. Viele meiner Männer haben ihr Leben verloren.«
Ramses nickte müde. »Mein Sohn wurde ebenfalls schwer verwundet.« Müde fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht, während der General der Seth-Division seine erschöpften Pferde zum Laufen antrieb. »Es waren allesamt gute Männer, die heute ihr Leben gelassen haben«, fuhr Ramses fort und krallte sich mit beiden Händen an den Wagenkorb, »doch sie starben für ihre Heimat. Das werden wir ihnen nie vergessen. Ich werde ihre Namen in Stein meißeln lassen, damit sie von den Göttern in der Trostlosigkeit dieser Wüste gefunden werden. Wir können sie unmöglich alle nach Kemi zurückbringen.« Er sah hinauf zum Himmel, der vom Sand der Wüste gelb gefärbt war, und dankte Amun-Re, der ihm bei seinem Sieg über die Fremdländer beigestanden hatte.
Über all den Geräuschen der beendeten Schlacht war plötzlich ein Zischen zu hören. Noch bevor Irinefer oder Ramses es überhaupt zuzuordnen vermochten, tauchte aus der noch immer mit Sand und Staub geschwängerten Luft ein feindlicher Speer auf, der sich unterhalb des linken Schulterblattes in den Rücken des Pharaos bohrte.
Ramses stieß einen dumpfen, überraschten Laut aus und fiel nach vorn über den Rand des Wagenkorbs.
»Majestät!«, schrien Irinefer und die dem Streitwagen folgenden Getreuen. Entsetzt zügelte der General die Pferde und beugte sich über den Körper des Pharaos. »Bei Amun-Re, Majestät!«, jammerte er fassungslos. »Lebst du noch?«
Ein unmerkliches Zucken, das durch Ramses’ Körper lief, war die Antwort.
Irinefer trieb seine Pferde zu einem letzten Galopp an, um den König so schnell wie möglich in das Lager zu bringen. Dort konnten sich die heilkundigen Priester um ihn kümmern. Während der kurzen Fahrt blickte Irinefer ein ums andere Mal zu Ramses, dessen Atem röchelnd klang, während ihm blutige Schaumbläschen aus dem Mund traten. Dem erfahrenen General traten die Tränen in die Augen, denn er wusste, dass die Lunge des Herrschers getroffen war und dass er bereits starb.
»Schickt nach den Heilkundigen!«, schrie sich Irinefer fast seine eigenen Lungen aus dem Leib, als er das Lager erreicht hatte. »Seine Majestät wurde schwer verletzt.«
Die sofort herbeieilenden Ärzte hoben den sterbenden Körper ihres Königs vom Wagen und betteten ihn vorsichtig auf den Boden. Sie beugten sich über ihn, um ihn zu untersuchen, doch für Ramses VII. kam jede Hilfe zu spät.
Im achten Jahr seit seinem Erscheinen auf dem Thron der
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