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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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ergriffen, schöpften sie wieder Mut und begannen, mit ihren Bogen auf die fliehenden Männer zu schießen. Diese waren jedoch zu weit entfernt, als dass ihre Pfeile sie erreichen konnten. Behände kamen sie aus dem Wasser geeilt und rannten zusammen mit ihren Frauen tief in das Dickicht des Papyruswaldes, wo die Soldaten sie erwarteten.
    »Es scheint zu funktionieren«, wisperte Meritusir und trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
    Dicht gedrängt hielten die feindlichen Boote auf das kleine Dorf zu.
    Meritusir versuchte, mitzuzählen, wie viele Schiffe sich bereits in dem mit einer Ölschicht überzogenen Wasser befanden, doch irgendwann gab sie es auf und starrte nur noch ungläubig auf diese geballte Ladung kriegerischer Schiffe.
    Fragend glitt ihr Blick zu Prehi, der ebenfalls gebannt auf den Flusslauf sah.
    Als der Prinz ihren Blick bemerkte, schüttelte er leicht den Kopf. »Noch nicht. Ein paar Schiffe sollen ruhig noch um die Flussbiegung kommen.« Verschmitzt lächelte er der Priesterin zu und richtete anschließend seine Aufmerksamkeit wieder auf die gegnerischen Boote.
    »Zum Glück kommen sie nicht einzeln den Fluss hinauf«, raunte Amunhotep Meritusir ins Ohr. »So könnten wir Glück haben, alle mit einem Schlag zu vernichten, denn die Strömung wird das schwarze Wasser weiter nach Norden zum Großen Grün treiben, wohingegen der Wind in der entgegengesetzten Richtung für die Ausbreitung des Feuers sorgen wird.«
    »Ja, doch beten wir, dass das Feuer nicht auf das Ufer übergreift und alles verbrennt«, fügte Meritusir hinzu und machte ein besorgtes Gesicht.
    »Es wird schon gut gehen«, sagte Hori, der die Unterhaltung der beiden Priester mitgehört hatte. »Die Götter kämpfen an unserer Seite.«
    In diesem Moment hob Prehi den Arm und gab damit das Signal, dass die Bogenschützen ihre brennenden Pfeile auf das Wasser schießen sollten. Es befanden sich unzählige feindliche Boote auf diesem Teilstück des Flusses, der bald in ein Flammenmeer verwandelt werden sollte. Zudem war in der Zwischenzeit auch der Letzte der Dorfbewohner aus dem Wasser gekommen und hatte sich versteckt.
    Die Soldaten hatten auf diesen Moment gewartet. Sie entzündeten ihre in dem Blut der Erde getränkten Pfeile und schossen sie hinaus auf den Fluss, der augenblicklich lichterloh zu brennen begann.
    Entsetzt sahen die Krieger auf den Schiffen, wie sie in Windeseile von den Flammen eingeschlossen waren, die sofort an den Schiffsrümpfen zu nagen begannen. Erst verhaltene, dann immer lauter werdende Schreie wehten zu den Verstecken der Kemiter. Furcht und Panik breiteten sich unüberhörbar unter den feindlichen Kriegern aus.
    Der gesamte Fluss schien zu brennen. Die Flammen züngelten dem eben noch tiefblauen Himmel entgegen, der sich schnell durch den Rauch zu verdunkeln begann. Die drückend schwüle Luft des Deltas war schon bald noch heißer und stickiger, und der Gestank von verbranntem Holz und menschlichem Fleisch machte das Atmen zur Qual.
    Meritusir hielt sich die Ohren zu und wandte sich ab, um ihr Gesicht in den Armen ihres Gemahls zu vergraben. Auch wenn sie auf Geheiß des Großen Gottes Seth gehandelt hatte und diese Männer Feinde der Beiden Länder waren, so war es doch für sie zu grauenvoll, diesem Schauspiel auch noch als Augenzeugin beizuwohnen. Allein schon die Schreie gingen ihr durch Mark und Bein.
    Liebevoll drückte Amunhotep sie an seine Brust und streichelte ihr beruhigend über Kopf und Rücken. Dabei bemerkte er aus den Augenwinkeln, dass sich auch Hori etwas von dem fürchterlichen Schauspiel abgewandt hatte und zu Boden sah. Der Thronfolger beherrschte sich jedoch, sich nicht noch die Nase zuzuhalten, um den Gestank nicht riechen zu müssen.
    Die Schreie der Menschen wurden alsbald übertönt durch das Prasseln der Flammen. Dann erstarb auch der letzte Klagelaut, und es war nur noch das Wüten des Feuers zu hören.
    Benommen wechselten die Soldaten am Ufer unschlüssige Blicke. Allmählich wurde ihnen bewusst, dass die Gefahr gebannt war und sie einen unglaublichen Sieg errungen hatten. Ohne ein einziges Schiff oder einen einzigen Schwertstreich hatten sie die feindlichen Seevölker besiegt.
    Lauter Jubel brandete auf. Immer wieder und wieder wurde der Name des Königs euphorisch gepriesen. Siegestrunken kamen sie hinter den Erdwällen hervor und begannen, am Ufer zu tanzen und zu singen. Sie feierten lautstark ihren Sieg, der gänzlich ohne eigene Verluste errungen worden

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