Die Strafe des Seth
König zu dienen.« Er neigte den Kopf.
Sethherchepeschef grinste breit. »Hast du Angst, dass ich mein Versprechen nicht halte?«
»Nein, mein Prinz, ganz und gar nicht, doch es gibt ein paar Dinge, die die Vollendung deines Planes scheitern lassen könnten.«
»
Was?
« Sethi klang verärgert. »Was sollte das wohl sein?«
»Hori«, erwiderte der ehemalige Hohepriester gelassen und griff nach einer Dattel. »Bis jetzt ist er der Thronfolger und noch mit dem Krieg gegen die Fremdländer beschäftigt. Was wird aber sein, wenn er rechtzeitig in Abydos erscheint, um das Ritual der Mundöffnung an der Mumie seines Vaters vorzunehmen?«
»Das lass meine Sorge sein.« Die Stimme des Prinzen hatte sich merklich abgekühlt. »Weder Hori noch einer von Ramses’ Brüdern wird rechtzeitig in Abydos erscheinen.«
»Also gut, Hoheit. Vielleicht gelingt es dir, Ramses vor Beendigung des Kriegs beizusetzen, doch was ist mit Chaemwaset? Der Nomarch des thebanischen Gaus wird auf jeden Fall in der heiligen Stadt des Osiris erscheinen. Und er hat genauso viel Anspruch auf die Krone wie du – wenn nicht sogar ein wenig mehr.«
»Hüte deine Zunge, Priester!«, zischte Sethherchepeschef und funkelte Ramose böse an.
Dieser ließ sich nicht einschüchtern. Er widmete sich einer weiteren Dattel, bevor er weitersprach: »Chaemwaset ist Ramses’ Halbbruder und zudem mit Bakenwerel vermählt, einer Tochter von Osiris Ramses VI. und seiner Großen Königlichen Gemahlin. Und vergiss nicht seinen Sohn Amuni, der mit Ramses’ Tochter Titi verheiratet ist. Ihre Ansprüche sind, mit Verlaub, bei Weitem höher als die deinen, Hoheit, denn du hast nicht einmal eine Gemahlin, die neben dir auf dem Thron der Beiden Länder sitzen wird. Dir dürfte bekannt sein, dass die Beiden Länder nur von einem Königspaar regiert werden dürfen.«
Sethis Zorn war, während Ramose gesprochen hatte, erneut aufgeflammt, verrauchte aber sehr schnell, denn der alte Priester hatte recht. Seit alters her gab es stets neben dem Pharao eine Große Königsgemahlin, die alles Böse vom Herrn der Beiden Länder abhielt. Er war zwar zweimal verheiratet gewesen, doch beide Frauen waren gestorben. Wehmütig überkamen Sethi die Erinnerungen an seine erste Gemahlin, die ein paar Monate nach ihrer Niederkunft ihr Leben gelassen hatte. Er verdrängte diesen traurigen Gedanken und sah dem degradierten Ramose fest in die Augen.
»Am Tag meiner Krönung werde ich eine Frau neben mich befehlen, die von da an meine Große Königliche Gemahlin sein wird.«
Ramose lächelte unverhohlen. »Du denkst an die Zweite Prophetin des Osiris, habe ich recht? – Hoheit, ich weiß, was du für diese Frau empfindest, doch sie ist die Gemahlin eines anderen.«
»Das ist mir egal, Ramose. Das allein war der Grund für all das, was ich getan habe. Soll ich nun kurz vor dem Ziel aufgeben?«
»Nein, Hoheit, doch bedenke: Es ist selbst dem Herrn der Beiden Länder nicht erlaubt, eine verheiratete Frau zur Gemahlin zu nehmen. Allerdings bist du nach deiner Krönung der Herr über Leben und Tod. Tue es, wenn es dich nach ihr verlangt, aber nicht am Tag deiner Krönung. Du würdest nicht nur die Götter, sondern auch dein Volk erzürnen.«
»Das Volk?« Sethherchepeschef lachte verächtlich auf. »Es wird den Staub unter meinen Sohlen küssen, wenn ich ihnen das Getreide aus meinen Lagerhäusern zur Verfügung stelle, aber du hast recht. Vielleicht sollte ich wirklich ein paar Wochen warten. Ich habe nun schon mehr als sechs Jahre gewartet. Es kommt in der Tat nicht mehr auf ein paar Monate an. Sollen die beiden Priester ordnungsgemäß das Ewige Haus meines Neffen in Abydos verschließen. Ich kann mich solange gedulden.« Der Prinz grinste hinterhältig. »Doch dann gehört sie mir!«
Ramose konnte sich ein belustigtes Grunzen nicht verkneifen. Sethi war endlich über Ramses’ Westliches Haus in Abydos informiert, doch noch immer ahnte er nicht, wer Meritusir war und dass sie auch ihm, dem zukünftigen Hohepriester des Osiris, gehören würde.
»Also hast du noch immer keine Gemahlin, die neben dir sitzen wird, wenn du den Doppelthron besteigst«, kam er zum Thema zurück.
»Es wird sich schon eine finden«, erwiderte der Prinz gelassen.
»Doch es wäre gut, wenn sie aus königlichem Geblüt wäre«, ließ Ramose nicht locker.
»Ist das nicht einerlei?«
»Möglich, Hoheit, doch es wäre besser. Immerhin wird durch die königlichen Frauen das Anrecht auf die Herrschaft
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